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Blut und Silber

Blut und Silber

Titel: Blut und Silber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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Ulrich kaum zu spüren, denn er wurde abgelenkt davon, was vor dem Burgeingang vor sich ging: Jakob, der älteste Sohn von Hildegard, hatte sein Schwert gezogen und schlug auf den Ersten ein, der sich den Verteidigern der Burg näherte. Sofort war er von Bewaffneten umzingelt und wurde niedergestochen. Sein Blut strömte in den fast unberührten Schnee zwischen Fallgitter und Zugbrücke und färbte ihn rot.
    Niklas von Haubitz stellte sich mit ausgebreiteten Armen vor die Burgbesatzung. »Leistet keinen Widerstand!«, beschwor er die Männer. Dann, zu den Königlichen gewandt: »Wir ergeben uns.«
    Gegen diese Übermacht zu kämpfen, würde ihrer aller Tod bedeuten. Niklas nahm sein Schwertgehänge ab und legte es vor sich in den Schnee. Dann kniete er nieder, die ausgebreiteten Arme schützend immer noch vor seine Gefährten haltend.
    Auch ihm wurden Fesseln angelegt.
    »Schafft sie zum Obermarkt«, knurrte der Marschall. »Dann lasst die Glocken läuten.«
     
    Ulrich nahm es beinahe als Auszeichnung, dass er sich den besonderen Hass des königlichen Befehlshabers zugezogen hatte, selbst wenn seine Behandlung als Gefangener allen guten Sitten unter Männern seines Standes widersprach.
    Sein eigenes Schicksal kümmerte ihn nicht mehr. Das Einzige, das nun noch in ihm loderte, war der Wille, den Menschen das Leben zu bewahren, die sich ihm anvertraut hatten.
    Was die Übergabe der Burg für Markgraf Friedrich bedeutete, daran durfte er jetzt nicht denken. Von seinem einstigen Besitz waren Friedrich nicht mehr als drei kleinere Städte geblieben. Er konnte jetzt nur noch auf einen Schiedsspruch des Fürstengerichts zu seinen Gunsten hoffen.
    Ein einziger Gedanke toste durch Ulrichs Kopf: Wir haben versagt. Ich habe versagt.
    Als sie auf dem Oberen Markt angelangt waren, stieß ihn einer der Bewacher zu Boden.
    Unter brennenden Schmerzen richtete er sich auf, so dass er in seinen Fesseln wenigstens kniete; mit dem Rücken zum Marschall, das Gesicht den Freibergern zugewandt, die nach dem Sturmläuten auf den Markt gehastet kamen. Neben ihm standen, von bewaffneten Männern umgeben, seine waffenlosen Gefährten. Selbst die Frauen durften nicht gehen. Auch sie wurden bewacht.
    Lange Zeit geschah nichts; lähmende Stille lag über dem Platz, nur ab und zu unterbrochen von einem unterdrückten Schluchzen und dem Schreien des Neugeborenen.
    Die Stadt sah furchtbar aus nach der Einnahme durch die Königlichen. Wohin Ulrich auch sah, erblickte er Spuren von Plündern, Sengen und Morden. Dort, wo noch vor ein paar Tagen das Haus des Bürgermeisters gestanden hatte, klaffte eine Lücke. Von dem mit Schnitzereien verzierten Fachwerkbau waren nur ein paar verkohlte Balken geblieben. Die Menschen vor ihm wirkten bedrückt bis entsetzt; er sah, dass sie jegliche Hoffnung verloren hatten. Und er sah die unverkennbaren Spuren des Hungers in etlichen Gesichtern.
    Dann drehte er den Kopf, um den Blick noch einmal auf seine Kampfgefährten zu richten. Er war überzeugt, dass der König ihn gleich hinrichten lassen würde. Als einzige Hoffnung blieb ihm, dass Adolf von Nassau danach die anderen gegen Lösegeld freilassen würde.
    Stumm begann er zu beten: für das Seelenheil des jungen Ritters, der gerade vor der Burg seinen Zorn angesichts des Eidbruchs mit dem Leben bezahlt hatte, um Vergebung für sich in Gottes Augen und um das Leben seiner Gefährten und Schutzbefohlenen.
    Ein Hornsignal zog alle Aufmerksamkeit auf sich. Augenblicke später ritt der König mit seinen Begleitern auf den Marktplatz.
    Die zusammengerufenen Stadtbewohner knieten nieder. Der Marschall und die Ritter des Königs verneigten sich auf ihren Pferden. Mit Hieben brachten die Bewacher der Gefangenen die Umzingelten dazu, ebenfalls niederzuknien.
    Die Ratsherren und Bürgermeister Nikol Weighart traten vor, um barhäuptig vor dem König auf die Knie zu sinken. Es waren nur noch neun Consuln. Der Tucher, der Rechtsgelehrte und der Vater des jungen Lotzke fehlten. Der Bürgermeister wirkte um Jahre gealtert.
    Adolf von Nassau ließ seinen Blick über die Menge schweifen. Dann wies er auf die Gruppe der Gefangenen und befahl, klar und deutlich für alle zu hören: »Sucht sechzig von ihnen aus und köpft sie auf der Stelle, hier vor aller Augen!«
    Ein entsetzter Aufschrei ging durch die Menge.
    Fassungslos vor Zorn wandte sich Ulrich direkt dem König zu und brüllte: »Euer Marschall hat ihnen freien Abzug zugesichert, Majestät!
Er gab sein Wort!
«
    Adolf von

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