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Blut und Silber

Blut und Silber

Titel: Blut und Silber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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vor drei Jahren gestorben, ihr Vater im vergangenen Jahr ebenfalls. Friedrichs Schwägern Heinrich, Otto und Ludwig drohte ein ähnliches Schicksal wie dem einstigen Meißner Markgrafen. Der König weigerte sich, sie formal mit dem Erbe ihres Vaters zu belehnen, und drohte, es einzuziehen.
    Vor allem aber waren sie ihrerseits mit Albrecht von Habsburg verschwägert – dem Mann, der an Adolfs Stelle die Krone tragen würde, wenn nicht König Wenzel von Böhmen und der Erzbischof von Köln das verhindert hätten.
    Der Habsburger war mit Sicherheit der Erste unter den Fürsten, die Adolf stürzen wollten.
     
    Der entmachtete Wettiner trat erneut zum Fenster. Nach einer ganzen Weile drehte er sich zu Niklas um. Seine Augen schienen im Kerzenlicht zu flackern, seine Rechte umklammerte den Griff des Dolches so heftig, dass die Fingerknöchel weiß hervortraten.
    »Reitet morgen nach Freiberg, mein Freund, wenn Ihr Euch kräftig genug dazu fühlt, und richtet dem König aus: Ich übergebe meine Städte nur, wenn er sämtliche Gefangenen von Freiheitsstein unverzüglich freilässt. Ich werde schnell erfahren, ob er es tut. Sollte er auch nur einem ein Leid zufügen, werde ich über ihn kommen wie der Zorn Gottes, und es kümmert mich nicht, ob ich dabei mein Leben verliere.«
     
    Nach dem Blutbad auf dem Obermarkt wurden die Gefangenen aus Freiberg hinausgeschafft, in den Teil des Lagers der königlichen Armee, der vor dem Meißner Tor errichtet worden war. Auf der Burg war kein Platz für so viele Geiseln, während der König seinen Einzug feiern wollte.
    Frauen und einfache Stadtbewohner wurden zu einer leeren Koppel geführt, die an der Rüstung als Ritter Erkennbaren deutlich besser bewacht ein Stück abseits von ihnen.
    Ulrich von Maltitz folgte wortlos vier Wachen, die ihn aus der Gruppe herausbefahlen und zu einem winzigen Huthaus eskortierten.
    Weil darin kaum Platz war, stellten sich die Männer vor der Hütte auf, um ihn getrennt von den anderen zu bewachen.
    Die aufgeplatzte Wunde verursachte ihm solch große Schmerzen, dass sich Ulrich nicht überwinden konnte, sich auf den eiskalten Boden niederzulassen. Müde, erschöpft und innerlich wie abgestorben, lehnte er sich an die Wand aus grob behauenen Brettern, schloss die Augen und haderte mit sich und der Welt.
    Er konnte beim besten Willen nicht sagen, wie viel Zeit vergangen war, als er von draußen eine bekannte Stimme hörte, deutlich und schroff wie immer.
    »Ich habe Befehl, mich um die Verletzung des Gefangenen zu kümmern. Soll ich dem König melden lassen, dass ihr Tölpel mich daran gehindert habt?«
    Die Drohung schien zu wirken, denn im nächsten Augenblick betrat Conrad Marsilius das Huthaus. Der Arzt und Ratsherr musste sich bücken, um sich an der niedrigen Tür nicht den Kopf zu stoßen.
    »Will der König, dass ich bei bester Gesundheit bin, wenn er mich hinrichten lässt?«, begrüßte ihn Ulrich und klang dabei selbst so mürrisch wie sonst der Stadtphysicus. Wie mochte der überhaupt hierhergekommen sein?
    Doch Conrad ignorierte seine Bemerkung, steckte den Kopf noch einmal zur Tür hinaus und rief: »Komm herein!«
    Zu Ulrichs Verwunderung war es niemand anderes als Sibylla, die ihm folgte.
    »Der König befahl mir und dem Waffenschmied, seinen Männern zu Diensten zu sein. Und während ich das tat, hat mir diese da« – der Arzt wies mit dem Kopf auf Sibylla – »im Vorbeigehen zugerufen, dass Eure Wunde dringend versorgt werden muss. Also sagte ich, dass ich sie brauche, damit sie mir zur Hand geht.«
    Ulrich hatte geglaubt, er sei zu keiner Gefühlsregung mehr fähig. Doch nun fühlte er geradezu panische Sorge in sich aufsteigen. Ihm war genau in Erinnerung, was Sibylla von ihm erwartet hatte, um den Söldnern des Königs nicht noch einmal in die Hände zu fallen. War den beiden denn nicht bewusst, dass sie dieses Schicksal jetzt geradezu herausforderten?
    Sibylla schien seine Gedanken zu erraten. »Keine Sorge. Sie lassen uns in Ruhe. Und der Frau mit dem Neugeborenen geht es gut. Sie ist noch zittrig auf den Beinen, aber sie und das Kind sind stark, wahre Kämpfernaturen.«
    »Was man von Euch nicht gerade sagen kann, wenn ich Euch so ansehe«, knurrte der Arzt, während er Ulrich stützte, damit er sich vorsichtig auf den Boden sinken lassen konnte.
    »Spart Euch die Mühe!«, fuhr Ulrich ihn an.
    Er wollte jetzt keinen Menschen um sich haben, und schon gar nicht diesen mürrischen Arzt und jene junge Frau, die ihn voller

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