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Blut und Silber

Blut und Silber

Titel: Blut und Silber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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gefährlich werden können.
    Der alte Thüringer Landgraf Albrecht, Friedrichs Vater, war berechenbar und keine Bedrohung, solange er genug zu trinken und Weiber zum Huren hatte; den hielt sein Statthalter Gerlach von Breuberg schon auf der Wartburg in Schach. Und Friedrichs Bruder Diezmann war ebenso verschlagen wie feige; er würde sich nicht mit ihm, dem König, anlegen. Sollte er in der Lausitz verrotten, sofern sich nicht noch bessere Verwendung für ihn fand, oder sich bei Streitereien mit den benachbarten Wendenstämmen einen blutigen Kopf holen.
    Doch Friedrich  – energisch, voller Tatendrang und stets im Bewusstsein seines kaiserlichen Blutes – hatte das Zeug zu einem ernsthaften Gegner.
Hätte
es gehabt! Denn jetzt besaß er weder Land noch Geld, und deshalb war es nicht einmal die Mühe wert, ihn noch aus dem Weg räumen zu lassen. Sollte er durchs Land irren und um Almosen betteln oder bei seinem heruntergekommenen Vater unterkriechen.
    Adolf warf die Rebhuhnknochen von sich und spießte eine dicke Scheibe Wildschweinbraten auf sein Messer.
    »Lasst den Burggrafen von Leisnig und die Herren von Colditz und Waldenburg hierherkommen. Sofort!«, befahl er, mit vollem Mund kauend. Ein Diener verneigte sich und eilte hinaus, um dafür zu sorgen, dass umgehend Boten ausgeschickt wurden.
    Der König verzog das Gesicht zu einem abfälligen Grinsen, als er sich Albero von Leisnig, Heinrich von Colditz und Unarg von Waldenburg vorstellte. Sie würden es gar nicht erwarten können, ihm zu seinem Sieg zu gratulieren und ihm die Treue zu geloben. Dafür würde er ihnen die Freiberger Bergwerke verpfänden. Für zweitausend, nein, besser für dreitausend Mark. Das brachte ihm rasch Silber in die Truhen – zusätzlich zu dem, das er überaus reichlich in der Silberkammer von Freiheitsstein vorgefunden hatte, und zusätzlich zu den dreitausendfünfhundert Mark Silber, die er bald als Brandschatzung in Empfang nehmen würde.
    Diese Vorstellung beschäftigte ihn so sehr, dass er nicht einmal bemerkte, wie grüne Kräutersoße auf den kostbaren Pelz tropfte, mit dem sein Umhang verbrämt war.
    Nun endlich konnte er die nimmersatten Fürsten zufriedenstellen, die ihm schmachvolle Bedingungen dafür diktiert hatten, dass sie bei der Königswahl für ihn stimmten!
    Jetzt würde er ihnen die Demütigung heimzahlen.
    Sie hielten ihn für einen Schwächling, einen, der nach ihrer Pfeife tanzen würde. Doch sie hatten sich alle in ihm getäuscht.
    Mit dem Königsland, das er sich nun mitten im Reich geschaffen hatte, vermochte er ihnen endlich Paroli zu bieten.
    Jetzt würde er ihnen zeigen, dass sich ein König nicht von einem Fürsten befehlen ließ!
    König Adolf von Nassau trank einen großen Schluck, dann legte er den Kopf in den Nacken und lachte so laut, dass es von den Wänden des leeren Festraumes widerhallte.
     
    »Ist jemand von euch bereit, in den Dienst des Königs zu treten?«
    Die Daumen lässig in den Gürtel gehakt, stand einer von Adolfs Hauptleuten vor der Gruppe der gefangenen wettinischen Ritter. Als niemand antwortete, ergänzte er höhnisch: »Ich vergaß zu erwähnen: Es gibt keinen Markgrafen von Meißen mehr. Lehen und Titel sind erledigt. Euer Friedrich ist erledigt. Sucht euch rasch einen neuen Lehnsherrn. Aber wählt diesmal klüger!«
    Der Hauptmann lachte auf, dann rief er: »Unser gnädiger König sichert euch freien Abzug. Also verschwindet! Aber besser schnell, bevor er es sich anders überlegt.«
    »Bekommen wir Waffen und Pferde zurück?«, fragte Reinhard von Hersfeld.
    »Eure Gäule – ja. Damit ihr uns möglichst schnell aus den Augen kommt. Aber nicht eure Waffen. Das hättet ihr wohl gern!«
    Wortlos ließen sich die Ritter die Fesseln abnehmen. Dann gingen sie in stummem Einvernehmen zu der Koppel, auf der die restlichen Gefangenen von der Burg festgehalten wurden, um ihnen waffenlos Geleitschutz für den Weg durch König Adolfs Heerlager zu geben.
    Als der traurige Zug durch die besetzte Stadt den Platz vor der Burg erreicht hatte, umarmte Sibylla Änne. »Ich werde hier warten. Gott schütze dich!«
    »Dich auch«, erwiderte Änne schniefend. Der Gedanke an das Blutbad auf dem Obermarkt löste immer noch Entsetzen in ihr aus. Umso mehr war sie erleichtert, Freiberg den Rücken kehren zu können, noch dazu gemeinsam mit Markus.
    Ihr schien, ohne die Begegnung mit Sibylla, die sie für ihre Tapferkeit bewunderte, hätte sie selbst nie den Mut dazu aufgebracht. Allein die

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