Blut vergisst nicht: 13. Fall mit Tempe Brennan
Ich folgte.
Lang bestellte einen Big Mac, Fritten und zwei Cokes.
Ich bestellte ein Diet Coke. Das Mädchen schaute mich komisch an, sagte aber nichts.
Lang bezahlte. Während wir warteten, schraubte der Geruch von Frittierfett meine Übelkeit noch ein bisschen höher.
Als unser Essen fertig war, trug Lang das Tablett zu der hinteren Nische. Ich setzte mich und rutschte an die Wand. Lang setzte sich neben mich.
Der Blick des Informanten kam unter dem Kappenschirm hoch, musterte das Restaurant, mich und blieb dann an Lang hängen. Die Iriden waren braun-schwarz, das Weiße stumpfgelb wie das T-Shirt.
»Wer ist die Tusse?«
»Myrna Loy.«
»Was tut sie hier?«
»Zerbrich dir darüber nicht den Kopf, Fitch.«
»Was ist mir ihr passiert?«
»Ninjas.«
Lang nahm zwei Drinks vom Tablett, gab mir einen und schob das Tablett dann von sich weg. Mit beiden Händen zog Fitch es sich an die Brust.
»Das gefällt mir nicht.« Die Tischkante fing an, an der Wand zu schaben. Darunter wippte Fitchs linkes Knie auf und ab wie ein Kolben.
»Pech«, sagte Lang.
»Das war so nicht abgemacht.« Fitchs Blick wanderte wieder durch den Raum. Mit einer Hand strich er sich übers Kinn.
»Meine Party.« Lang deutete zur Wand. »Rutsch rüber. Ich erwarte noch mehr Gäste.«
Fitch öffnete den Mund, überlegte es sich dann anders und rutschte nach links. Alle Bewegungen des Mannes waren schnell und ruckartig wie die eines Krebses in einem Netz.
Lang und ich tranken einen Schluck.
Fitch biss in seinen Burger.
Lang zog einen kleinen Spiralnotizbock aus seiner Tasche und klappte ihn auf. Klickte die Mine aus einem Kugelschreiber.
Während Fitch aß, fielen verwelkte Salatstreifen in den nun leeren Karton. Eine Scheibe Tomate. Ein Klecks Käse.
»Es ist meine Gesundheit, die wir hier riskieren.« Beim Reden fielen ihm gekaute Fleischbrocken aus dem Mund.
»Du bist doch derjenige, der diesen Müll isst«, sagte Lang.
»Sie wissen, was ich meine.« Fett glänzte auf Lippen und Kinn des Informanten.
»Wie wär's, wenn du endlich fertig isst? Dir zuzusehen ist für meinen Magen kein Vergnügen.«
Fitch drückte eben eine dritte Tüte Ketchup auf seine Fritten, als etwas hinter unserem Rücken seine Aufmerksamkeit erregte.
Lang und ich drehten uns um.
Ryan kam in unsere Richtung.
»Wer zum Teufel ist denn das?«, zischte Fitch.
»William Powell.«
»Ist er ein Bulle?« Entweder verstand Fitch Langs zweite Walk of Stare-Anspielung nicht, oder er ignorierte sie. »Ja, Fitch, er ist ein Bulle.«
»Drogenfahndung?« Das linke Knie wippte wie wahnsinnig.
»Aloha«, sagte Ryan.
»Aloha«, antworteten Lang und ich.
Ryan zuckte leicht zusammen, als er mich sah. Aber er sagte nichts.
Mit mürrischem Gesicht rutschte Fitch noch weiter nach links.
Ryan setzte sich in die Nische.
Mit gesenktem Kopf zog Fitch das Tablett noch näher zu sich und schob sich weiter Fritten in den Mund.
Lang testete den Kugelschreiber mit scharfen, schnellen Strichen.
»Und, was hast du?«, fragte er.
Fitch schluckte, saugte an seinem Coke, nahm sich eine Papierserviette und zerknüllte sie. Sein Blick kroch zu Ryan, zu mir, zu Lang.
»Das ist totale Scheiße, Mann.«
Lang antwortete nicht.
»Wenn das rauskommt —«
»Wird es nicht.«
Fitch tippte sich mit dem Daumen an die Brust. »Es ist mein Arsch —«
»Falls das zu viel für dich ist, ich habe noch anderes zu tun.«
»Ich weiß, wie die Bullen arbeiten.« Fitchs Stimme war hoch und weinerlich geworden. »Leute ausnutzen und dann auf die Straße werfen wie Müll.«
Die zusammengeknüllte Serviette traf das Tablett und sprang auf Lang zu.
»Mann, beruhig dich, Fitch.«
Der Informant ließ sich zurücksinken und verschränkte die Arme. »Scheiße.«
Eine Frau schob einen Kinderwagen zum Tisch neben unserer Nische. Sie sah aus wie etwa sechzig. Ich konnte das Baby nicht sehen, fragte mich aber, ob es ihres war. Komisch, aber ich tat es wirklich.
Fitchs Blick zuckte zu der Frau. Und wanderte wieder durchs Restaurant.
»Ich will hier keinen Geburtstag feiern.« Lang versuchte erst gar nicht, seine Ungeduld zu verbergen. »Hast du was für mich oder nicht?«
»Kohle?«, fragte Fitch.
Lang nickte.
Der Informant beugte sich vor, stützte beide Unterarme auf die Tischplatte und rieb mit beiden Daumen an den Rändern des Tabletts.
»Okay. Vor ungefähr sechs Monaten kommt Ihr Junge daher —«
»Francis Kealoha?«
»Ja, ja.«
»Kommt daher von wo?«
»Kalifornien. San Francisco,
Weitere Kostenlose Bücher