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Blut vergisst nicht: 13. Fall mit Tempe Brennan

Blut vergisst nicht: 13. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Blut vergisst nicht: 13. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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später hat sich das Arschloch in Luft aufgelöst. Schätze, eine komplett gelieferte Familie war doch nicht so sein Ding.«
    »Wer war der Kerl?«
    »Sammy Kealoha.«
    Lang beobachtete Gloria beim Reden. Ich beobachtete Lang. »Wo ist er jetzt?«
    »Sie sind der Detective, sagen Sie's mir.«
    »Was hielt Ihr Bruder von ihm?«
    »Hat ihn wie die Pest gehasst.«
    »Warum?«
    »Frankie hat Sammy die Schuld für sein verpfuschtes Leben gegeben.«
    »Warum?«
    »Scheiße, wegen allem. Dass er die Familie zerstört hat, dass wir hier wohnen mussten, dass Pa ertrunken ist, dass Ma völlig durchgedreht ist, für den Pickel auf seinem Arsch.«
    Gloria hob sich die Hand vor den Mund und schien überrascht zu sein, dass keine Camel darin steckte.
    »Nachdem Sammy verschwunden ist, hat Ma gearbeitet, wenn sie konnte, und getrunken, wenn sie nicht konnte. Kaum dass ich sechzehn war, bin ich nach Kona abgehauen, um mein eigenes Ding zu machen.«
    »Ihr eigenes Ding?«
    Gloria verschränkte die Arme. »Massagetherapie.«
    »Aha. Können Sie sich noch erinnern, ob Ihr Bruder irgendwelche Tattoos hatte?«
    »Klar. Einen flauschigen Königspudel direkt auf seinem Schwanz. Er nannte ihn —«
    »Sagen Sie, Gloria. Diese Massagetherapie. Haben Sie dafür eine Zulassung?«
    Lang zog ein Foto aus der Tasche. Als er es Gloria gab, erkannte ich eine Großaufnahme des Haimotivs auf dem Knöchel aus der Halona Cove.
    Gloria schaute das Foto nur flüchtig an und gab es ihm zurück.
    »Ein echtes Kunstwerk.«
    »Hatte Francis sich ein Bein gebrochen?«
    »Ja. Richtig.« Glorias Überraschung klang echt. »Das hatte ich ganz vergessen.«
    Lang drehte die Hand, eine Geste, die »Erzählen Sie mehr« bedeuten sollte.
    »Er war in der Highschool.«
    Wieder die Hand.
    »Da gibt's nicht viel zu sagen. Frankie hat sich besoffen, ist surfen gegangen und vom Brett geflogen. Er ist im Queen's gelandet. Meine Mutter hat in ein paar Briefen darüber gejammert. Sie war so sauer, dass mir der Junge leidgetan hat. Hab ihm eine Karte geschickt.«
    Für einen kurzen Augenblick blitzte Aufruhr in Glorias Augen auf. Und war dann wieder verschwunden.
    »Das war, als Ma mir noch geschrieben hat.« Ein Schulterzucken. »Dann ist sie gestorben.«
    »Tut mir leid«, sagte Lang.
    »Was soll's. Letztendlich muss ich dem alten Mädchen dankbar sein.« Mit fleischigem Arm beschrieb sie einen Bogen, um auf die verwahrloste Umgebung hinzuweisen. »Dank Ma lebe ich den amerikanischen Traum.«
    Lang zog eine Visitenkarte aus der Tasche und gab sie Gloria.
    »Wenn Ihnen noch irgendetwas einfällt, rufen Sie mich an.«
    Gloria ignorierte die Karte und trat einen Schritt zurück.
    »Und bis wir diese Geschichte geklärt haben, verreisen Sie nicht, ohne uns Bescheid zu sagen.«
    »Na, so eine Scheiße. Also nichts mit Segeln in Monte Carlo.« Gloria schloss die Tür. Wieder klickten die Schlösser. Als wir losfuhren, schaute ich noch einmal zurück. Die Türme der Kuhio Park Terrace ragten trostlos in den makellos blauen Himmel.
    Wie die Bewohner, die in ihnen gefangen waren.

28
    Während wir von Kuhio Park Terrace zu einem McDonald's gegenüber dem Kapalama Shopping Center fuhren, erzählte Lang mir das Wichtigste über den Mann, den wir gleich treffen würden. Ich fragte nicht nach, wusste aber nicht so recht, warum er sich verpflichtet fühlte, mir diese Informationen mitzuteilen.
    Der Informant, Fitch, war ein kleiner Streuner, den Lang einmal vor dem Gefängnis bewahrt hatte. Als Junkie, der für niemanden eine Gefahr war, bewegte Fitch sich unsichtbar unter den Heroin- und Cracksüchtigen, Zuhältern, Dealern, Nutten und Kiffern, die Honolulus Unterbauch bevölkerten. Im Austausch gegen Geld und Essen belieferte er Lang hin und wieder mit einem Tipp oder einer Insiderperspektive.
    Um vier Uhr nachmittags stand nur eine Handvoll Autos auf dem Parkplatz des McDonald's.
    Als wir über den Asphalt gingen, lief uns eine Gestalt in einem ausgewaschenen gelben T-Shirt und hochgekrempelten Sweatpants von LL Cool J über den Weg und schob sich vor uns durch die Tür. Der Schirm einer viel zu großen Kappe verdeckte das Gesicht der Person, aber behaarte Waden deuteten auf einen Mann hin.
    Mein Instinkt sagte mir, dass wir Fitch getroffen hatten.
    Nach flüchtigen Blicken nach links und nach rechts verschwand der Informant in einer Sitznische im hinteren Teil des Restaurants. Wie Lang war er kurz und drahtig. Ich schätzte sein Alter auf Mitte zwanzig.
    Lang ging zur Verkaufstheke.

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