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Blut Von Deinem Blute

Titel: Blut Von Deinem Blute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Roth
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bereits wieder die Köpfe abwandten.
    »Setzen Sie sich«, herrschte Leon den Schläger an, und dieser ließ sich überraschend widerstandslos auf den bereitgestellten Stuhl sinken. Dann wandte er sich an die verletzte Kellnerin, die sich mit schmerzverzerrtem Gesicht eine Hand vor die Nase hielt. »Sind Sie okay?«
    Die junge Frau nickte nur und starrte dann auf ihre blutverschmierte Hand hinunter, als könne sie noch immer nicht fassen, was soeben geschehen war.
    Im selben Moment stürmten zwei Frauen durch die Tür links des Tresens, durch die man sowohl die Toiletten als auch die Hotelküche erreichte. In einer der beiden erkannte Leon Ginny Marquette, die andere war eine stattliche Frau um die sechzig mit halblangen, grau melierten Haaren und einem ebenmäßigen, charaktervollen Gesicht. Als sie den bleichen Mann auf dem Stuhl hinter Leon entdeckte, verfinsterte sich ihre Miene.
    »Großer Gott«, rief Ginny Marquette, als sie das blutverschmierte Gesicht ihrer Kellnerin sah, »war er das?«
    Die Bedienung nickte. »Er wollte nicht bezahlen und ...«
    »Ich muss hier nicht bezahlen«, fiel der Mann, der sie angegriffen hatte, ihr ins Wort. Er war tatsächlich ziemlichbetrunken, sprach jedoch vergleichsweise klar. »Das habe ich dir mindestens dreimal gesagt, aber ...« Er sah die beiden Frauen an, die gerade hereingekommen waren. »Diese kleine Schlampe wollte mir nicht glauben.«
    Ginny Marquette schien nicht zu wissen, wie sie reagieren sollte. »Aber du kannst doch nicht einfach ...«, setzte sie an, doch ihre Begleiterin schob sie beiseite.
    »Du hast hier Hausverbot«, erklärte sie dem Mann ruhig, aber mit äußerster Bestimmtheit, und Leon fragte sich, ob sie wohl ebenfalls eine offizielle Position im Beau Rivage bekleidete. »Also reiß dich jetzt gefälligst am Riemen und mach, dass du hier rauskommst, verstanden?«
    Der Angesprochene lachte höhnisch auf. »Hausverbot?«, rief er. »Jetzt mach dich doch nicht lächerlich! Ich kann dir gern mal erzählen, was du mich ...« Er wollte aufstehen, doch Leon drückte ihn sofort wieder auf den Stuhl zurück. Der Mann drehte den Kopf und starrte ihn einige Sekunden lang hasserfüllt an: »Lassen Sie mich in Ruhe, kapiert?!«, zischte er. Doch er fügte sich und blieb sitzen.
    Ginny Marquettes Begleiterin zog eine Packung Papiertaschentücher aus ihrer Jacke und hielt sie der verletzten Kellnerin hin. »Sie sollten sich überlegen, ob Sie nicht Anzeige erstatten wollen.«
    »Ach was.« Die Kellnerin schüttelte tapfer den Kopf. »Es ist halb so schlimm.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Ja, ja.« Die junge Frau versuchte ein Lächeln, während sie vorsichtig ihre lädierte Nase betastete. »Ich habe schon als Kind relativ schnell Nasenbluten bekommen. Und gebrochen ist nichts.«
    »Hausverbot!«, echauffierte sich derweil ihr Angreifer.»Dass ich nicht lache!« Er hob den Kopf und sah Ginny Marquette an. »Dann wüsste ich aber mal gern, ob die Mörderin auch Hausverbot hat«, sagte er mit einem gefährlichen Blitzen in den Kohlenaugen. »Ich hab gehört, sie ist wieder zurückgekommen ...«
    Doch die Frau des Geschäftsführers hatte ihre Selbstsicherheit zurückgewonnen. »Ruf Angela an«, wies sie die Kollegin der Verletzten an. »Sie soll so schnell wie möglich herkommen und ihn abholen.« Und mit einem boshaften Seitenblick auf den Angreifer fügte sie hinzu: »Denn ein Taxi wird sich der Herr ja unter Garantie nicht leisten können.«
    Leon fürchtete schon, der Mann werde angesichts dieser letzten Bemerkung wieder zum Angriff übergehen, doch er blieb ruhig, fast kraftlos auf seinem Stuhl sitzen.
    »Nein, das kann ich nicht«, nuschelte er beleidigt vor sich hin. »Ich bin der Einzige, der nicht profitiert hat.«
    »Vielen Dank, dass Sie eingegriffen haben«, sagte die Frau, die zusammen mit Ginny Marquette in die Bar gekommen war, indem sie Leon die Hand hinstreckte. Vielleicht, um dessen Aufmerksamkeit von Ginny und dem Angreifer abzulenken. Vielleicht auch, weil sie ihm wirklich dankbar war. »Den meisten Leuten ist es heutzutage ja leider ziemlich gleichgültig, was in ihrer Umgebung so vor sich geht.«
    »Keine Ursache«, entgegnete Leon. »Es tut mir nur leid, dass ich nicht schnell genug gewesen bin.«
    Die junge Kellnerin zuckte die Achseln. »Trotzdem danke.«
    »Angela ist unterwegs«, verkündete ihre Kollegin, die ihr Telefonat unterdessen beendet hatte.
    Ginny Marquette warf dem Randalierer einen triumphierenden Blick zu. »Gut«, sagte sie, indem

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