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Blut von meinem Blut: Thriller (German Edition)

Blut von meinem Blut: Thriller (German Edition)

Titel: Blut von meinem Blut: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Lyga
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achtzig tief begraben. Es hatte mit Aberglauben zu tun, mit alten und teilweise vergessenen Vorstellungen, wie bei vielen heutigen Gepflogenheiten. Irgendwie ging es darum, sicher zu sein, dass die tote Person nicht wieder aus dem Grab aufstand …
    Sie musste zum Glück nicht einen Meter achtzig tief graben, sondern nur die Hälfte.
    Nur? Ha! Ihre Arme und Schultern schmerzten bereits, als die Schaufel auf etwas Hartes traf. Sie dachte kurz an ihren Traum, in dem sie Jazz begraben gefunden hatte, dann schaufelte sie weiter, um die Erde rund um den Gegenstand zu entfernen und seine Ausmaße zu ermitteln. Nach einigen weiteren Minuten harter Arbeit hatte sie die Oberseite freigeräumt.
    Es war eine Art Kassette, die vielleicht dreißig auf fünfzehn Zentimeter maß. Sie stemmte die Erde an den Seiten zurück, dann legte sie sich flach auf den Bauch, um sie herauszuziehen. Der Behälter war nur einige Zentimeter hoch und leichter, als er aussah. Sie hatte keine Mühe, ihn aus dem Loch zu holen.
    Als die Kassette auf dem Boden neben ihr stand, betrachtete Connie sie lange. Grau, mit einem aufklappbaren Deckel und einem kräftigen Kombinationsschloss an einem Stahlring. Sie hob sie hoch und neigte sie sanft von einer Seite zur anderen. Etwas verrutschte im Innern. Etwas, das leicht, aber relativ fest war. Es fühlte sich nicht zerbrechlich an. Sie stellte die Schatulle wieder ab und betrachtete sie.
    Jazz hatte ihr einmal erklärt, wie man ein Kombinationsschloss knackte. Sie erinnerte sich nicht mehr an die Einzelheiten – es hatte mit sensiblen Fingerspitzen und mit Lauschen zu tun –, deshalb hob sie einfach mit aller verbliebenen Kraft die Spitzhacke und ließ sie auf das Schloss niedersausen.
    Das sie allerdings verfehlte. Stattdessen meißelte sie eine neue Furche in Billys Dents ehemaligen Garten.
    Hoppla. Den Boden mit einem Pickel aufzuhacken war eine Sache, ein kleines Ziel wie ein Schloss zu treffen war jedoch eine völlig andere. Vor allem, da sie es sich nicht leisten konnte, die Schatulle selbst zu treffen und womöglich ihren Inhalt zu beschädigen.
    Sie holte ein paarmal Luft – Yoga-Atemzüge – und machte ihre Gedanken frei. Dann holte sie erneut aus und ließ den Pickel niedersausen, und dabei dachte sie: Halt, warte mal, was, wenn Billy etwas Explosives in dem Behälter versteckt hat? Doch es war zu spät. Sie konnte den Schwung nicht mehr abbremsen, und die scharfkantige Klinge des Pickels krachte in das Kombinationsschloss.
    Das nicht brach.
    Ach, komm! Ihre Schultern und Arme fühlten sich an wie Fleischstücke, die zum Grillen bereit sind. Das Schloss war eingedellt und verdreht, aber ein kurzes Zerren verriet ihr, dass es nicht aufgehen würde.
    Da könnte Sprengstoff drin sein. Anthrax. Wenn Billy Dent das hier eingegraben hat, könnte es so ziemlich alles sein. Du solltest Sheriff Tanner holen und ihn die Sache in Angriff nehmen lassen.
    Klang vernünftig.
    Aber, konterte ihre eigene innere Logik, wenn du die Polizei holst, wird es heißen: » Warum hast du uns nicht gleich gerufen, als du die erste SMS bekommen hast? « Du wirst dich mit ihren ganzen dämlichen Vorwürfen herumschlagen müssen und vielleicht nie erfahren, was in der Kassette ist.
    Die Neugier verlieh ihr Kraft, als sie den Pickel erneut schwang und sich bemühte, dabei nicht an eine tödliche Wolke zu denken, die der Schatulle entstieg.
    Diesmal ging das Schloss entzwei.
    Connie öffnete die Kassette, alle Gedanken an Sprengstoff, Gase und Milzbrand waren bereits vergessen. Sie musste wissen, was sie enthielt. Kurz ging ihr durch den Kopf, dass Howie enttäuscht sein würde, weil er nicht dabei war, als sie ihren Fund öffnete, aber das war ihr inzwischen egal, die Neugier war stärker. Sie musste es wissen.
    Die Kassette enthielt weder eine Bombe noch Anthrax und auch sonst nichts Auffälliges. Sie enthielt genau drei Dinge: zwei durchsichtige, verschließbare Plastikbeutel mit Kuverts darin und …
    … ein Spielzeug.
    Sie klaubte es vorsichtig aus der Schatulle, als ob es gefährlich wäre. Aber es war nur ein kleiner Plastikvogel. Schwarz. Ein Rabe … oder vielleicht eine Krähe. Etwas in dieser Art. Gehörten sie nicht zur gleichen Familie? Oder Gattung? Connie erinnerte sich nicht mehr – ihr Biologiekurs interessierte sie ungefähr so sehr wie Whiz’ Videospiele.
    Eine Krähe … der Krähenkönig …
    Das Ding hier war ein billiger Plastikvogel, wie man ihn vielleicht in Geschenkläden kaufte. Er war hohl –

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