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Blut von meinem Blut: Thriller (German Edition)

Blut von meinem Blut: Thriller (German Edition)

Titel: Blut von meinem Blut: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Lyga
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ausrollen. Vor ihnen schirmte eine kurze Zufahrt zu einem kleinen Parkplatz voller Leihtransporter sie vor Blicken aus dem Wachhäuschen ab. Dahinter lag ein drei Meter hoher Maschendrahtzaun mit einem Schiebetor und einer Nummerntastatur daneben. Aber Jazz hatte nur Augen für den Wachmann.
    Brich niemals ein, wenn du einfach so reinmarschieren kannst, Jasper, hatte Billy einmal gesagt.
    » Haben Sie irgendwelches Papier? Egal was? «
    » Im Handschuhfach. «
    Jazz fand einen kleinen Notizblock. Er riss eine Seite heraus, schrieb etwas darauf und steckte den Zettel dann gefaltet in die Tasche.
    » Ich glaube, du machst mir eine Heidenangst « , sagte Morales.
    Er zuckte mit den Achseln und stieg aus.
    » Viel Glück « , rief sie ihm hinterher.
    Jazz rümpfte die Nase. Wer brauchte hier Glück?
    Es regnete immer noch, auch wenn es ein bisschen nachgelassen hatte, als sich Jazz dem Tor näherte und zögernd einen Moment zu lange dort stand, gerade lange genug, um unbeholfen, verwirrt und fehl am Platz zu wirken. Ohne hinzusehen, wusste er, dass der Wachmann ihn bemerkt hatte. Er schaute vom Tor zum Tastenfeld und täuschte mit kleinen Gesten Verzweiflung an – ein Achselzucken, eine kurz ausgestreckte Hand.
    Dann drehte er sich um, als wollte er gehen … und gab vor, den Wachmann zum ersten Mal zu bemerken. Auch wenn der Mann Jazz’ Mimik aus dieser Entfernung wahrscheinlich gar nicht so genau sehen konnte, riss er trotzdem in gespielter Überraschung die Augen auf.
    Bleib deiner Rolle immer treu, auch wenn niemand zusieht, pflegte Billy zu sagen.
    Jazz ging auf den Wachmann zu. Er sah jetzt, dass sich der Mann erwartungsvoll vorbeugte. Gut. Diese Bewegung verriet ihm bereits etwas.
    In die kugelsichere Hülle, in der der Wachmann hauste, war ein Sprechgitter eingebaut sowie ein schmaler Schlitz, durch den man vermutlich Schlüssel, eine Quittung oder eine Kreditkarte schieben konnte, der aber so geneigt war, dass eine Waffe ihre Ladung nur in den Schreibtisch abfeuern würde. Jazz stand da, als glaubte er, er müsse direkt in das Gitter sprechen.
    » Hallo? Sir? Ich brauche … «
    » Ich kann dich nur einlassen, wenn du einen Zugangscode oder eine Kontonummer kennst « , sagte der Mann barsch.
    Er unterbricht mich. Gut. Die Haltung des Mannes war vage aggressiv. Er war sehr dick und hatte keine Lust, sich von seinem Stuhl zu erheben, um zu sprechen. Er wollte, dass Jazz wieder verschwand, und zwar schnell.
    Solche Leute waren im Grunde leichter zu manipulieren. Ihr Hauptaugenmerk galt dem Endergebnis einer Unterhaltung, nicht der Unterhaltung selbst. Der Bursche hier stellte sich bereits vor, wie er sich wieder in seinem Sessel zurücklehnte und in seinen Fernseher schaute, in dem sich spärlich bekleidete Frauen aus irgendeinem Grund neben einem Pool rekelten.
    Er nahm wahrscheinlich auch bereits Jazz’ nächste Aussage vorweg und rechnete mit etwas wie » Bitte! « oder » Ich habe meinen Code verloren « , worauf er mit seinem mechanischen » Ich kann dich nicht hereinlassen « antworten würde.
    Deshalb tat Jazz genau das, worauf der Wachmann bestimmt nicht vorbereitet war: Er tat nichts. Er stand einfach stumm und reglos da und starrte auf das Gitter, das sein Gesicht vor dem Wachmann verbarg. Der Mann lehnte sich bereits wieder von der Scheibe zurück, aber dann wurde ihm bewusst, dass Jazz nicht die Absicht hatte, sich zu entfernen. Aus dem Fernseher ertönte Geplapper. » Sie zickt immer so rum, sag ich, und das ohne jeden Grund, verstehst du? «
    » Ich sagte, ich kann dir nicht helfen « , wiederholte der Wachmann.
    Jazz rührte sich nicht.
    » Hey, Junge. Ich sagte … «
    Noch nicht.
    » … dass ich dir nicht helfen kann. Hau ab. «
    Jazz wartete.
    Schließlich beugte sich der Wachmann wieder an die Scheibe vor und erhob sich halb aus seinem Stuhl. Er konnte Jazz jedoch nicht sehen, weil dessen Gesicht vom Gitter verdeckt war, deshalb reckte er den Hals und spähte um das Gitter herum. Die tief liegenden Augen in dem teigigen Gesicht begegneten Jazz’ Blick.
    » Im Ernst, Kleiner! Verzieh dich, oder ich rufe die Polizei. «
    Jazz bemerkte, dass das Krawattenende des Manns in den Glasschlitz hing. Es wäre ein Leichtes gewesen, es zu packen und zu ziehen. Den Kerl bis zur Bewusstlosigkeit zu würgen und dann über den Zaun zu klettern. Aus Jazz’ Unterbewusstsein rief ihm Billy zu, es zu tun.
    Nein, das ist der Ausweichplan. Ich will ihm nichts tun, wenn es nicht sein muss.
    Aber wenn Jazz ehrlich

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