Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blut von meinem Blut: Thriller (German Edition)

Blut von meinem Blut: Thriller (German Edition)

Titel: Blut von meinem Blut: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Lyga
Vom Netzwerk:
hatten unter der Annahme gearbeitet, dass Hut & Hunds erste Opfer an einem Ort getötet und an einem anderen abgelegt worden waren und er erst, als er sich seiner Fähigkeiten und seiner Wahl der Tatorte sicherer wurde, angefangen hatte, sie dort liegen zu lassen, wo er sie getötet hatte.
    Jazz’ Beobachtung zerstörte dieses Muster. Es wurde bei seiner Besichtigung der verschiedenen Fundorte klar, dass Hut & Hunds Entscheidung, eine Leiche an einem bestimmten Ort zu hinterlassen, nichts mit seiner Entwicklung als Killer zu tun hatte. Alle Entscheidungen ergaben nur jeweils für ihn einen Sinn.
    Ein Flachdach in Brooklyn, zum Beispiel, wirkte nicht wie der ideale Ort für einen Mord, aber der Gerichtsmediziner war sich sicher, dass Marvin Candless dort oben getötet worden war, und Jazz neigte dazu, ihm recht zu geben. Blut hatte sich buchstäblich literweise um den Körper gesammelt – der arme Marvin war auf diesem Dach gestorben, das zweite Opfer, das auf einem Gebäude umgebracht worden war. Der Gerichtsmediziner hatte aufgrund der Blutmenge am Tatort spekuliert, dass Mr. Candless wahrscheinlich lange genug gelebt hatte, um mitzubekommen, wie seine eigenen Gedärme entfernt wurden. Das stimmte vermutlich ebenfalls.
    » Warum fesselt er sie nicht einfach, anstatt sie zu lähmen? « , fragte Hughes und sah zum Himmel hinauf. Er hatte sichtlich nicht das Bedürfnis, sich diesen Ort noch einmal anzusehen, obwohl Wochen seit dem Tod von Candless vergangen waren und auf dem Dach nichts mehr darauf hindeutete, dass hier ein Verbrechen stattgefunden hatte.
    » Wahrscheinlich macht es ihm auf diese Weise mehr Spaß « , sagte Jazz. Er spähte umher. » Candless starb, als es wärmer war. War damals irgendetwas anders? Ist hier jetzt etwas, weil Winter ist, das damals nicht da war? «
    » Anders herum « , sagte Hughes und zeigte auf zwei große, quadratische Gebilde aus Holz, die mit einer Plastikplane abgedeckt waren. » Ein Dachgarten. «
    » Ein Dachgarten ? « Es war für einen Jungen vom Land wie Jazz eine so fremdartige Vorstellung wie ein Leben auf einer einsamen Insel.
    Hughes zuckte mit den Achseln. » Stadtbewohner mögen es auch grün, und sie holen es sich, wo sie es kriegen. «
    » Okay, das war’s dann hier. Gehen wir weiter. «
    Und das taten sie, von einem Tatort zum andern. Gassen. Ein Parkplatz hinter einem alten, baufälligen Zaun, der gerade genügend Ungestörtheit für schmutzige Geschäfte bot. Einige der Tatorte waren nach Jazz’ Überzeugung eindeutig weit im Voraus geplant und ausgesucht worden. Andere wiederum waren anscheinend spontan ausgewählt worden, weil die Gelegenheit günstig war. Wie die neue Gasse, in der er jetzt stand.
    » Er hat sich Zeit gelassen « , murmelte Jazz und dachte an die Akte von Aimee Ventnor, dem fünften Opfer. Aimee war auf dem Heimweg von einer Freundin gewesen. Eine umsichtig platzierte Überwachungskamera in der U-Bahn zeigte sie, wie sie von einem R-Zug kommend in einen falschen Gang abbog und vor einem verschlossenen Tor landete. Die Polizei glaubte – und Jazz dachte es auch –, dass Hut&Hund sie wahrscheinlich in die Sackgasse laufen sah und dann abgefangen hatte, als sie – zwangsläufig, wie er wusste – denselben Weg zurückkam.
    » Er hat sie genau in dem Moment gepackt, in dem sie den Bereich verließ, der von der Kamera erfasst wird « , sagte Jazz.
    » Das denken wir auch « , stimmte Hughes zu. » Danach geht es dann gerade hinauf zu der Gasse, wenn man bereit ist, um ein paar Mülleimer von der Kneipe an der Ecke herumzutanzen. «
    Oh, ich wette, er ist bereit zum Tanz!, krähte Billy.
    Wie viele der Tatorte von Hut&Hund war auch dieser hier öffentlicher Raum. Seit man Ventnor gefunden hatte, waren Monate vergangen, und die Gasse war längst wieder für die Öffentlichkeit freigegeben worden. Hughes stand am Eingang zu ihr, um etwaige Zuschauer fernzuhalten, während Jazz hin und her lief, schaute und nachdachte.
    » Und? « , fragte Hughes schließlich.
    » Es stinkt. «
    » Es ist eine Gasse in Brooklyn. Ich weiß nicht, was du erwartet hast. «
    » Nein, es ist nur … es stinkt selbst im Winter. Er hat sie im Spätsommer getötet. Damals dürfte es noch schlimmer gerochen haben, oder? «
    » Wahrscheinlich. «
    » Es zeigt seine Verachtung für sie. Dass er sie nicht an einem hübschen Ort zurückließ. Sie hat ihm nichts bedeutet. «
    » Stimmt. Er hat sie getötet. «
    » Manche Täter haben Gefühle für ihre Opfer. Kümmern sich um

Weitere Kostenlose Bücher