Blut von meinem Blut: Thriller (German Edition)
hereinbitten, aber meine Großmutter ist eine geistesgestörte Rassistin. «
Ein höhnisches Schnauben. » Im Gegensatz zu all den netten, normalen Rassisten da draußen, oder was? «
Jazz verschränkte die Arme vor der Brust. » Ihre fünf Minuten haben vor dreißig Sekunden angefangen. Wir können über die historischen Ungerechtigkeiten sprechen, die der afroamerikanischen Bevölkerung bis heute widerfahren, oder Sie reden über Hut&Hund. «
Hughes nickte. » Was weißt du bereits? «
Jazz zuckte mit den Achseln. » Nur was in den Nachrichten war. Was wahrscheinlich bedeutet, weniger als irgendetwas von Relevanz. « Sie verzogen unisono verächtlich das Gesicht über die Medien. » Der erste Mord geschah vor acht Monaten. Bisher gab es insgesamt vierzehn. Die meisten in Brooklyn. Alle zeigen Anzeichen eines gemischt organisierten Killers – er versteht es gut, seine Spuren zu verwischen, aber er wütet wie ein Berserker an den Leichen. Verstümmelungen und alles. Die Polizei hält Einzelheiten zurück, um ›mögliche falsche Spuren‹ auszumisten. « Jazz überlegte kurz. » Ich wette, er hat angefangen, die Opfer auszuweiden, hab ich recht? «
Hughes gelang es einigermaßen, seine Überraschung zu verbergen, aber Jazz bemerkte es trotzdem. » Ja. Woher weißt du das? Das ist eins der Dinge, die wir bisher nicht in die Medien gebracht haben. «
» Ich habe zwischen den Zeilen gelesen. In einem Artikel wird ein Gerichtsmediziner zitiert, der von einer ›echten Sauerei‹ spricht. Und auf einem der Bilder in der Zeitung sieht man im Hintergrund einen Spurensicherungsexperten mit einem abgedeckten Eimer. Ich habe einfach getippt. «
Hughes presste die Lippen aufeinander. » Nicht schlecht. Ja, er hat angefangen, die Gedärme zu entfernen. «
» Und er hat die Angewohnheit, sie zu markieren, wenn ich richtig gelesen habe. Oder? Manche mit einem Hut, manche mit einem Hund. Er ritzt es den Opfern ein. «
» Ja. Es gibt kein Muster dabei. Erst dachten wir, er wechselt ab oder markiert die Frauen mit Hüten und die Männer mit Hunden. Das würde zu einem bestimmten Krankheitsbild passen. Aber dann fanden wir einen Hund an einer Frau. Dann zwei Hüte hintereinander. Und einen Hut bei einem Mann. Und dann wieder zwei Hüte hintereinander. Es gibt kein Muster. «
» Es gibt ein Muster « , sagte Jazz. » Es ist nur keins, das Sie sehen. «
» Und du siehst es? «
» Das habe ich nicht gesagt. Aber für ihn ergibt es einen Sinn. «
» Ich weiß « , sagte Hughes unwirsch. » Ich komme auch nicht frisch von der Akademie. Im Kopf dieses Typen ist es die vernünftigste Sache der Welt, Leute zu entführen, sie zu foltern und zu töten und ihnen Hüte und Hunde einzuritzen. Ist mir schon klar. «
Jazz sah auf die Uhr. » Das waren Ihre fünf Minuten. Ich hoffe, es hat sich gelohnt. «
» Warte! « Hughes stieß einen Arm vor und hielt die Tür auf. » Hör zu, ich bin nicht hierhergekommen, um auf der Veranda mit dir zu plaudern. Ich brauche … das heißt wir … Wir brauchen deine Hilfe. «
Jazz lachte. » Meine Hilfe? Wieso, weil ich den Impressionisten gefangen habe? Das waren gewissermaßen besondere Umstände. «
» Ach so? Wie das? «
» Er hat meinen Vater imitiert. Er hat praktisch in meinem Hinterhof getötet. «
» Verstehe. Du nimmst also nur die leichten Fälle. Und die Menschen in New York zählen nicht. Als ob sie nicht real wären. «
Menschen sind real. Menschen zählen.
Worte, nach denen Jazz lebte. Er hatte keine andere Wahl. Sobald er aufhörte, das zu glauben – und er fürchtete, es würde deprimierend einfach sein, das zu tun –, würde er sich in seinen Vater verwandeln.
Gut, aber auch wenn Menschen real waren und zählten, konnte Jazz sie nicht alle retten. Unmittelbar nach seinem Erfolg mit der Ergreifung des Impressionisten war er hergegangen und hatte sich ICH JAGE KILLER in riesigen Gothic-Buchstaben auf die Brust tätowieren lassen. Ein neues Mantra, direkt in seine Haut geschrieben, damit er es nicht vergessen konnte.
Doch in den Monaten seit der Verhaftung des Impressionisten hatte Jazz nichts anderes gejagt als seine Selbstzweifel. Sicher, » Ich jage Killer « hörte sich toll an und war ein netter kleiner Slogan, aber unter dem Strich war er immer noch siebzehn. Schlug sich weiter mit seiner schwer nachlassenden Großmutter und ihrem heruntergekommenen Haus herum. Versuchte weiter, sich durch die Schule zu kämpfen und zu überlegen, was zum Teufel er tun sollte, wenn
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