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Blut will Blut

Blut will Blut

Titel: Blut will Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Barnes
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Kapitel
Einundzwanzig
    «In Ordnung.» Kaum eine Stunde
später stand Spraggue vor seinen erschöpften Leuten im Hauptfoyer. Tante Mary
und Pierce saßen auf einem S-förmigen, mit rosa Samt bezogenem Sofa. Karen
stand in der Nähe, zog mit einer Sandalette ein Muster im Teppich nach. «Erzählt
mir was von Macbeth.»
    Innerhalb kürzester Zeit hatte
das Theater seinen fiebrigen Gala-Glanz verloren. Alter sickerte durch Risse im
Make-up. Blumen ließen die Köpfe hängen. Zigarettenkippen quollen aus
stinkenden Aschenbechern. Die Überreste eines zerbrochenen Kristallglases
schmückten die Treppe.
    «Michael.» Darien betrat die
Eingangshalle aus dem Zuschauerraum. «Diese Ratten...» So sehr er sich auch
bemühte, der Regisseur konnte ein Schaudern nicht ganz unterdrücken. «Was
glauben Sie, wann...»
    «Die Kammerjäger arbeiten, so
schnell sie können. Gott sei Dank sind nicht alle Ratten so wie dieses Monster
im Käfig. Es sind relativ harmlose weiße Exemplare.» Spraggue erhob seine
Stimme gegen das plötzliche Summen von Spekulationen. «Arthur, Sie haben die
Leute wirklich wunderbar im Griff gehabt. Als ich wieder raufkam, habe ich
schon mit einer Stampede gerechnet.»
    Darien machte ein grimmiges
Gesicht. «Schon mal eine Bombendrohung bekommen?»
    «Nein.»
    Der Regisseur brachte ein müdes
Lächeln zustande. «Ich auch nicht, aber in den Sechzigern haben wir das
geprobt. Hätte mir nicht träumen lassen, je eine Rattendrohung zu bekommen.»
    «Mehr als eine Drohung»,
korrigierte Spraggue.
    «Michael?» Tante Mary meldete
sich zu Wort. «Sind weiße Ratten nicht erheblich leichter zu kaufen? Für Labors
und so weiter?»
    «Ja. Ich habe mich auch schon
gefragt, woher unser Freund so viele Hafenratten haben könnte.»
    «Soll ich mal rumtelefonieren?
Tierhandlungen, Laborbedarfshandlungen...»
    «Morgen früh. Im Augenblick» —
Spraggue unterbrach sich einen Moment — «will ich nur etwas über Macbeth wissen.»
    «Soll ich an fangen?»
    Spraggue nickte seiner Tante
zu.
    «Mir», begann sie und sah dabei
den kleinen Kreis Gesichter an, «waren John Langford und Caroline Ambrose
zugewiesen. Um Langford habe ich mich zuerst gekümmert. Kaum erwähnte ich Macbeth, Michael, da hat er auch schon losgelegt. Wie oft er das Stück gespielt hat,
welche Rolle er hatte, wer die Regie geführt hat, wie er das Stück inszenieren
würde...»
    «Hat er irgendeine spezielle
Inszenierung erwähnt? Eine Inszenierung, die vom Pech verfolgt war?»
    «Wenn man ihn so reden hörte,
hätte man meinen können, sie wären alle vom Pech verfolgt gewesen. Geschichte
um Geschichte um Geschichte.»
    «Aber keinerlei merkwürdige
Reaktionen seinerseits?»
    Mary schürzte die Lippen. «Nur
ein wild wucherndes Ego.»
    «Komisch.»
    «Was, Michael?»
    «Schon gut. Wegen etwas, das
John vor einiger Zeit gesagt hat, dachte ich, er wüßte, um was es bei den
Nachrichten ging. Schon gut. Was ist mit Caroline?»
    «Nun, zunächst mal war sie
überhaupt nur bereit, mit mir über die Sache zu sprechen, wenn ich keine
Passagen aus dem Stück zitierte und Macbeth mit ‹das schottische Stück›
umschrieb.»
    Spraggue grunzte. «Und?»
    «Sie hat dreimal die Lady
Macbeth gespielt. Allein das Verbot des Zitierens hat sie daran gehindert,
weiter auszuholen. Keinerlei Anspielungen auf irgendeine bestimmte
Inszenierung. Kein schuldbewußtes Zusammenzucken oder Erschrecken.»
    «Um Hudson habe ich mich
gekümmert», sagte Spraggue. «Er hat vier- oder fünfmal bei Macbeth die
Kämpfe auf der Bühne einstudiert, darunter einmal in einer Inszenierung von
John Langford. Hat Langford das zufälligerweise auch erwähnt, Tante Mary?»
    «Nein.»
    «Muß ich noch nachprüfen.
Hudson schien ziemlich bereitwillig über Macbeth reden zu wollen,
allerdings kann der Alkohol ihn gesprächiger gemacht haben als üblich. Karen?»
    «Ich habe Ihnen schon alles
gesagt.»
    «Sagen Sie es auch den
anderen.»
    «Ich hatte Eddie. Er hat noch
nie Macbeth gespielt.»
    «Das ist alles?»
    «Das ist alles.» Die Augen der
Inspizientin waren gerötet und glänzten, ihre Stimme war belegt.
    «Okay, Karen. Sie wissen, was
zu tun ist. Sie und Mary und Pierce arbeiten einen Zeitplan aus. Ich will
wissen, wo jeder um Viertel nach elf gewesen ist.»
    «Wieso ausgerechnet zu diesem
Zeitpunkt?» wollte Arthur Darien neugierig wissen.
    «Eine Dreiviertelstunde leerer
Vorspann auf dem Tonband, Arthur. Das Feuerwerk begann kurz nach Mitternacht.»
    «Ich

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