Blut will Blut
Beacon-Hill-Leute
anstrahlt, um die Pressetypen herumscharwenzelt. Er könnte jetzt oben sein,
zusammen mit John Langford im Rampenlicht stehen, aber statt dessen ist er hier
unten mit dem fetten kleinen Dennis. Ißt zu Mittag mit dem fetten kleinen
Dennis. Ißt zu Abend mit dem fetten kleinen Dennis. Ich kann mir meinen Arthur
Darien einfach nicht nett und freundlich vorstellen. Fragen Sie
sich nicht, was die zwei zusammenhält?»
«Doch, sehr sogar. Darien
scheint heute abend ziemlich guter Laune zu sein.» Er flüsterte, so daß sie
noch näher an ihn heran mußte. Ihr Kopf reichte kaum bis an sein Kinn. Ihr
dunkles, glattes Haar roch nach Maiglöckchen.
«Warum auch nicht? Einige der
heute abend hier anwesenden Kritiker sind dieselben, die ihn vor fünf Jahren
fertiggemacht haben.»
«Sie können uns morgen immer
noch verreißen.»
Sie lächelte, schüttelte den
Kopf. «Dieses Stück riecht irgendwie nach Erfolg.» Ihr Lächeln verblaßte
schnell. «Falls nichts mehr passiert.»
Die Musik hörte auf. Sie
applaudierten und traten zur Seite, beobachteten Arthur Darien.
«Er hat den ganzen Abend noch
kein Glas angerührt», sagte Karen plötzlich. «Ich habe ihn beobachtet.»
«Haben Sie denn erwartet, daß
er sich vollaufen läßt?»
«Das hat irgendwer mal gesagt.»
«Eddie?»
«Vielleicht.»
Spraggue wechselte das Thema.
«Darien hat schon mal Macbeth inszeniert, stimmt’s?»
Karen trat einen Schritt von
ihm fort. «Ich weiß nicht... Wieso fragen Sie ihn nicht einfach?» Ihre dunklen
Augen waren sehr weit fort.
«Ich denke, das werde ich
auch.»
Doch dazu bekam er keine
Gelegenheit. Er spürte eine Hand auf der Schulter, leicht, aber bestimmt. «Tanz
mit mir», hauchte Emma Healey. Ihr Lächeln war angespannt. Verärgert darüber,
daß er sie nicht aufgefordert hatte? Verärgert, daß er nicht bemerkt hatte, wie
sie die Treppe heruntergeschwebt war?
Die Musik setzte ein. Emma
preßte ihren Körper eng an Spraggue und wiegte sich. Sie führte nicht; sie
folgte aber auch nicht. Sie schmiegte sich einfach an ihn, tanzte, als wären
sie eins.
Sie sah zu ihm auf. «Ich kenne
dich kaum», sagte sie. «Wirklich zu schade. Ich bemühe mich immer, meine
männlichen Kollegen näher kennenzulernen...»
«Du scheinst John Langford
schon ziemlich gut zu kennen», meinte Spraggue beiläufig.
Was nicht die Antwort war, die
sie hören wollte. «Ach, John...» Sie tat ihn mit einer Handbewegung ab. «John
ist oben und spielt den großen Star aller älteren Frauen. Und so was langweilt
mich. Und außerdem ist John nicht der einzige Hauptdarsteller in diesem Stück.
Wir zwei zum Beispiel haben auch Liebesszenen. Ich weiß gern eine Menge über
einen Mann, bevor ich auf der Bühne mit ihm turtele.»
«Wie zum Beispiel was?»
«Ob er ein guter Tänzer ist»,
antwortete sie nach einem Augenblick. «Bist du.»
«Ist das wichtig?»
«Kann es werden.»
«Viel mehr gibt es über mich
nicht zu wissen.»
«Michael.» Sie senkte den
Blick. Sie sprach seinen Namen wie einen Kosenamen aus, den sie sich gerade
erst für ihn hatte einfallen lassen. «Ich habe schon viel von dir gehört.»
«Was du gehört hast, könnte
leicht übertrieben sein.»
«Das würde ich gern selbst
herausfinden», meinte sie verschmitzt.
Möchtest du wirklich? dachte
Spraggue. Oder willst du nur herausfinden, was ich über den Scherzbold weiß?
«Du bist erst spät zu uns
gekommen», fuhr sie fort, machte dabei einen kleinen Schmollmund. «Wir beide
hatten nie Gelegenheit... zu reden.» Ein anderes Pärchen kam dicht an ihnen
vorbei. Emma drückte sich näher an ihn. «Ich hasse größere
Menschenansammlungen», sagte sie seufzend. «Und Parties wie diese hier finde
ich nervtötend. Nichts als Schöntuerei vor der Presse. Und die Finanziers sind
meistens nur schleimige alte Männer. Wieso gehen wir nicht einfach, du und
ich?»
«Und zwar wohin?»
«Wohin du willst. Zu dir. Zu
mir.»
Spraggue schüttelte bedauernd
den Kopf, ließ eine Hand ihren Rücken hinunterwandern. Das rote Kleid hatte
keinen Reißverschluß. Wie kam sie da nur rein? Oder, besser noch, wie kam sie
wieder raus? «Sorry. Ich kann nicht.»
«Du kannst nicht?» Sie hob
fragend die Augenbrauen.
«Ich habe Dienst, Emma. Halte
nach unserem Scherzbold Ausschau.»
«Irgendwann ist die Party auch
mal zu Ende.»
«Was ist mit John?» fragte
Spraggue.
Emma lachte. «Ich gehöre ihm
nicht. John wird nachher zu irgendeiner anderen furchtbaren Veranstaltung
gehen. Eine
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