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Blut will Blut

Blut will Blut

Titel: Blut will Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Barnes
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Westland Avenue, 555-7687.
    Er spielte kurz mit dem
Gedanken, sie sofort anzurufen, sie zu wecken. Verdammt, was wäre damit
erreicht? Er konnte sich vergewissern, daß sie zu Hause war, konnte
herausfinden, was Menlo aus ihr herausbekommen hatte. Später. Er hatte noch
fünfzig Minuten für seine Suche. Eine verdammt gründliche Suche konnte man in
fünfzig Minuten machen.
    Er ließ den Lichtstrahl über
den Raum wandern. Nichts. Nur Unterlagen. Wenn Darien, oder sonst jemand, so
unbedingt eine Akte gewollt hatte, einen Zettel, hätte er sie oder ihn
lediglich zwischen die Seiten eines Magazins oder in eine geräumige Tasche
gleiten lassen müssen. Kein Grund für einen ungeschickten Einbruchsversuch.
Wenn das Ziel des Einbrechers eines der Büros gewesen war, wieso benutzte er
dann den Seiteneingang? Der Personaleingang war näher, lag von der Straße aus
beinahe genauso verborgen.
    Okay, Intuition, wird langsam
Zeit, daß du loslegst. Der Nebeneingang... lag den Garderoben am nächsten.
Persönliche Dinge würden in den Garderoben aufbewahrt. Natürlich keine
Wertsachen. Der stellvertretende Inspizient sammelte vor jeder Aufführung
Ringe, Uhren und Brieftaschen ein. Die Türen hatten keine Schlösser. Zu viele
anonyme Leute hasteten durch das Gebäude.
    Langfords Garderobe würde die
erste sein. Noch während Spraggue die Entscheidung traf, hatte er sich in
Bewegung gesetzt. Wenn Langford getötet worden war, weil er X auf die Schliche
gekommen war, dann hatte er womöglich Notizen über seine Ermittlung gemacht,
irgendeinen Hinweis auf seine «psychologischen Einblicke».
    Langfords Raum war durchsucht
worden; eine sorgfältige, unauffällige, nicht-destruktive Polizeidurchsuchung.
Die Spuren waren nicht zu übersehen: Schwere Vorhänge waren von den Fenstern
gezogen worden, Schubladen kaum richtig geschlossen, der Teppich aufgerollt und
schief zurückgelegt. Die Kleidung des Hauptdarstellers auf der Stange war auf
eine Seite geschoben worden; Langford war pingelig gewesen, was seine Kleidung
betraf. Spraggue durchsuchte jede einzelne Tasche, klopfte ab, sondierte.
Nichts.
    Spraggue bezweifelte, daß die
Polizei die Garderobe des Verdächtigen vernachlässigt hatte, wenn sie die des
Opfers überprüft hatte. Er betrat Eddies Raum und bemerkte mit einem flauen
Gefühl die gleichen subtilen Zeichen der Unordnung. Er machte sich trotzdem an
die Arbeit. Wieso zum Teufel auch nicht? Was konnte eine gut ausgebildete
Truppe Cops finden, das Hawkshaw Spraggue nicht finden konnte? Schnell leerte
er sämtliche Schubladen, tastete die Unterseiten der Böden ab. Nichts.
    Eddies Schminkutensilien lagen
auf dem Tisch. Spraggue untersuchte jedes Glas und jede Flasche, betete für
irgendwas, irgend etwas Ungewöhnliches. Tuben, numeriert und etikettiert, Max
Factor und Jack Stein, winzige Farbdöschen, falsches Haar, Mastix, Flüssigkeit
für Kontaktlinsen...
    Kontaktlinsen. So hatte Eddie
die dunkeläugige Erscheinung mit dem Umhang im Theater zuwege gebracht. Deshalb
hatte er den Stolperdraht gesehen. Spraggue grunzte, fluchte leise. Größe,
Gewicht, Augenfarbe: die ersten Fragen, die die Cops immer stellten, die ersten
Dinge, auf die geübte Beobachter achteten. Man kann sich einen Schnurrbart
abrasieren, aber die Augenfarbe kann man nicht ändern. Klar. Soviel zu den
alten Maximen der Branche. Wenn er sich nicht so sehr auf seine eigenen Augen
verlassen hätte, dann vielleicht...
    Fünf nach halb sieben.
Langfords Raum und Eddies Garderobe hatten zu lange gedauert, nichts gebracht.
Ein Cop um sieben, das hatte Hurley gesagt. Zeit zu gehen. Widerwillig richtete
er den Strahl der Taschenlampe auf die Tür.
    Verdammt. Plötzlich wußte er, wußte es einfach, wo die Spur zu finden war. Intuition, ein bißchen spät, aber
immerhin. Carolines Garderobe. Zuviel war in Carolines Garderobe passiert:
Orchideen gestohlen, Zimmer auseinandergenommen, Hund ermordet. Karen hatte
geschworen, Eddie habe den Köter nie angerührt. Spraggue glaubte ihr; er hatte
das Gesicht des Jungen gesehen.
    Er drückte die Tür zu Carolines
Zimmer auf. Hier keine Hinweise auf eine Durchsuchung. Aber die Polizei
arbeitete ja auch nicht mit der alten Spraggueschen Intuition.
    Der Lichtstrahl holte das
breite Regalbrett aus der Dunkelheit, das über die gesamte rechte Wand lief,
den Heizkörper, den riesigen Spiegel, das mit Make-up verschmierte Waschbecken.
Kostüme hingen ordentlich auf einer Stange am Ende des Zimmers, kopflose
Leichen im Zwielicht. Das

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