Blut will Blut
«Ihre kleine blonde Freundin ist wieder aus dem Gefängnis. Sie
läßt Ihnen ihren ewigen Dank ausrichten. Wenn Sie sie anrufen, wird sie Ihnen
das auch noch persönlich sagen.»
«Ja.»
«Die andere, Karen Snow, hat
mich gebeten, Ihnen das hier zu geben.» Hurley drückte Spraggue einen kleinen
Umschlag in die Hand. «Sie hat heute morgen mit ihrem Stiefbruder die Stadt
verlassen. Sind rauf nach Maine, um die Familie zu besuchen. Niemand hat
Anklage erhoben.»
Spraggue drehte den Umschlag
um. Vielleicht war’s auch besser so, dachte er. Wenn sie ihn nicht so
hereingelegt hätte...
«Wollen Sie nicht wissen, was
Spider gesagt hat?»
«Doch, klar.»
«Spider hat die ganze Sache
angeleiert...», begann Hurley.
«Indem er Darien wegen dieses
Autounfalles erpreßt hat?»
«Genau. Darien war
sternhagelvoll. Spider hat alles gesehen, vom Rücksitz des Wagens aus. Indem er
geschickt gewisse zwielichtige Verbindungen spielen ließ, gelang es ihm, Darien
vom Haken zu holen — im Hinblick auf zukünftige Entwicklungen. Und Darien hatte damals eine echte Zukunft, bevor er zum Alkoholiker abgestempelt wurde.»
«Wann ist das Kokain ins Spiel
gekommen?»
«Während eines Besuches bei
Freundin Caroline unten in Kolumbien. Zu diesem Zeitpunkt hatte Spider Darien
bereits ganz schön geschröpft. Darien kam auf die Idee, schmuggelte etwas Dope
in die Staaten, gerade genug, um sich Spider vom Hals zu halten. Später,
nachdem Caroline de Renza verlassen hatte, überlegte Darien sich eine
Möglichkeit, aus dem Schwindel mit den Orchideen größeres Kapital zu schlagen.»
«Er hatte einen Komplizen in
Kolumbien?»
«Ja, einen von de Renzas
Assistenten. Soweit de Renza weiß, hat er Caroline als Zeichen seiner
Hochachtung nur ein Jahr lang Blumen geschickt.»
Spraggue lächelte. «Das wird
ein ganz schöner Schlag für ein gewaltiges Ego sein. Glauben Sie, sie wußte,
was wirklich gespielt wurde?»
Hurley zuckte mit den Achseln,
kippte einen großen Schluck Bourbon. «Ich bezweifle, daß sie es überhaupt
wissen wollte. Ich bin sicher, daß sie niemals ihre Beliebtheit als Dariens
Hauptdarstellerin in Frage gestellt hat. Das haben nur die Kritiker gemacht.»
«Das eine Mal, als sie mit mir
über ihre Freunde geredet hat, über Spider und Darien, ist ihr Hund gestorben.
Spider mußte sie irgendwie wissen lassen, daß ein eindeutiger Zusammenhang
zwischen diesen beiden Ereignissen bestand.»
«Spider hat zugegeben, den Hund
getötet zu haben.»
«Und was noch?»
«Oh, er war ziemlich versessen
zu gestehen. Alles, bis auf den Mord. Diese Ehre überläßt er Darien.»
«Komisch, wie auf einmal alle
Steinchen zusammenpassen», sagte Spraggue.
«Dann lassen Sie mich auch mal
lachen. Ich kapiere immer noch nicht alles.»
«Von Anfang an?»
«Wäre nicht schlecht.»
«Okay. Gene Arnold sorgt dafür,
daß er eine Rolle in Dariens Stück bekommt. Er leiht sich den Lebenslauf eines
anderen Schauspielers aus, den des echten Eddie Lafferty, der wahrscheinlich
irgendwo in Europa auf Tournee ist. Genes Ziel: Darien ordentlich Schuldgefühle
zu machen. Vielleicht wollte er ihm sogar so eine Angst einjagen, daß er ganz
aus seinem Beruf aussteigt.
Darien gerät in Panik. Er will
Schutz, hat aber wegen des Kokains Angst, zu den Cops zu gehen. Also versucht
er, selbst ein paar Streiche abzuziehen.»
«Noch einen Bourbon», sagte
Hurley zur Bardame. «Welche Streiche?»
«Er schafft sich Frank Hodges
mit den Bloody Marys vom Hals. Wenn das nicht geklappt hätte, dann hätte er
etwas anderes versucht. Weil er wollte, daß ich in das Ensemble kam und seinen Scherzbold
schnappte. Und um mich zu ködern, hat er mir die Fledermaus geschickt, dabei
die Handschrift des Scherzboldes imitiert.»
«Dann war Eddie also für das
alles verantwortlich? Für die Puppen und die...»
«Hier. Ich bin das alles schon
mal durchgegangen.» Spraggue zog sein schwarzes Notizbuch aus der Tasche,
schlug es auf der Seite auf, die er im Taxi geschrieben hatte: «Sehen Sie
sich’s mal an.»
A.
B.
1. Die enthaupteten Puppen
1. Die Bloody Marys
2. Die blutige Maske
2. Die enthauptete Fledermaus
3. Der tote Rabe
3. Einbruch in Carolines
Garderobe
4. Eddies Ermordung
4. Carolines Stolperdraht
5. Emmas Blutbad
5. Carolines gestohlene
Orchideen
6. Allisons Tonbandaufnahme,
die Ratten
6. Carolines ermordeter Hund
7. Langfords Tod
«A steht für Eddie?» fragte
Hurley.
«Für Eddie oder Gene, welcher
Ihnen lieber ist.»
«Sie haben eine
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