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Blutaxt: Die Eingeschworenen 5 - Roman (German Edition)

Blutaxt: Die Eingeschworenen 5 - Roman (German Edition)

Titel: Blutaxt: Die Eingeschworenen 5 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Low
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ein weiterer Mann, der unter Schmerzen humpelte, ein Bogenschütze, dahinter weitere Gestalten. Der Humpelnde trug ein Gewand, das über und über besudelt und zerschlissen war. Er trug einen Stab in der Hand, und einer seiner Füße war nackt. Verkrümmt und verkrüppelt war er, wie abgestorben. Doch seine Augen waren noch lebloser als dieser Fuß, und als sie das Kreuz um seinen Hals sah, hielt sie den Atem an.
    Ein Christenpriester! Hier, an diesem Ort. War er etwa gekommen, um sich die Axt zu holen? Dieser Gedanke traf sie wie ein Schlag, es war ein Wyrd, das sie fassungslos machte. Dann wurde der Tragstuhl abgesetzt, und sofort nahm sie den Seidr wahr, der von der Gestalt ausging, die darauf saß, noch ehe man ihr heruntergeholfen hatte. Sie trat näher.
    Alt, dachte sie. Diese dort ist uralt und mächtig, vor ihr muss man sich fürchten. Dennoch tat sie, was sie tun musste. Sie deutete mit dem Kopf auf die gebogenen Baumwurzeln gegenüber und sah zu, wie ihre Besucherin sich setzte. Der Wind seufzte, das Feuer prasselte, und die Uralte sah zu den Jägern hinüber, und diese blickten zurück, mit gesträubten Nackenhaaren wie gereizte Hunde, denn sie ahnten, wer sie war. Sie sah sich in dem kleinen Tal um, in dem kein Schnee lag, und spürte, wie warm es hier im Vergleich zur anderen Seite der Felswand war, und sie nickte.
    Schließlich wandte sie sich um und blickte in das ruhige, alterslose Gesicht der Frau, die ihr gegenübersaß.
    » Eine Göttin also?«, sagte sie mit unverhohlenem Spott in der Stimme.
    Die Frau nickte kurz, sie versuchte, durch den spinnwebfeinen Seidenschleier etwas zu erkennen, konnte aber nur die eiskalt glitzernden Augen sehen.
    » Nun, so mögen sie dich jetzt nennen. Sie sind mächtig, die Samen, aber leider haben sie wenig Verstand.«
    Sie schwieg, holte tief Luft und murmelte etwas.
    » Wie auch immer, kommen wir am besten gleich zur Sache«, fuhr Gunhild fort. » Ich bin gekommen, um die Blutaxt zu holen«, fuhr sie fort. » Ich besaß sie bereits vor deiner … Vorgängerin … und damals habe ich nicht höflich darum gebeten … Damals wollte ich sie für meinen Mann. Jetzt brauche ich sie für meinen Sohn.«
    All ihre Beklommenheit vor der Uralten war jetzt gewichen, und die samische Göttin lachte in sprachlosem Staunen über diese sonderbare, von Schleiern verhüllte kleine Frau, die behauptete, die Samen hätten keinen Verstand, die aber dennoch kam, um sich die Axt zu holen, die ihren Mann getötet hatte und alle ihre Söhne, bis auf einen.
    Finnmark
    Krähenbeins Mannschaft
    Die maskierten Samen ließen nicht von ihnen ab. Sie trieben sie bis hinauf zur Baumgrenze, wo es nur schneebedeckte Felsen gab, und noch immer zogen sie sich nicht zurück. Krähenbein fragte sich, wer oder was sie antrieb, denn es war klar, sie hatten einen Anführer. Krähenbein spürte, wie seine Männer zu murren begannen. Die Verluste, die sie erlitten, erschienen ihnen völlig sinnlos, aber Krähenbein kannte das Spiel der Könige zu gut und wusste, dass für den König die beste Verteidigung mitunter darin bestand, sich mit allen zur Verfügung stehenden Kämpfern auf den Feind zu werfen. Die Männer von Orkney waren in Scharen gefallen, jetzt erlitten Krähenbeins Männer dasselbe Schicksal.
    Sie fanden Mar mit ausgebreiteten Armen auf einem Felsen, seine Eingeweide ausgebreitet wie in einem Ritual. Gjallandi vermutete, ein Zauberer der Samen könne das getan haben, aber der Grund dafür blieb ihnen unerklärlich. Krähenbein trat näher und betrachtete den eisengrauen, kurz geschnittenen Bart und die ins Leere gerichteten Augen. Lag es daran, dass er den Schwur gebrochen hatte, den er so leichtfertig abgelegt hatte? Er sah hinüber zu Onund und Kaetilmund, die ihn grimmig und anklagend anstarrten, aber kein Wort sagten, bis sie schließlich den Blick senkten.
    » Wir sollten diesen Irrsinn mit der Axt endlich aufgeben«, brummte Klaenger, ein hagerer, langer Mann, dessen Nase rot und wund vor Kälte war. » Es ist doch wohl klar, dass man hier nicht will, dass wir Odins Tochter in unseren Besitz bringen.«
    Krähenbein wusste, dass dieser Mann ein Freund von Mar gewesen war, und er sah, wie viele Männer zustimmend nickten. Er sah nach oben, dorthin, wo die Felsen hoch und immer höher aufragten, bis zu dem steinernen Reißzahn, wo die weiße Rauchwolke aufstieg.
    » Sieh mal hinter dich«, sagte er zu Klaenger, der sich erschrocken umdrehte. Als er nichts Bedrohliches wahrnahm, blickte er

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