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Blutaxt: Die Eingeschworenen 5 - Roman (German Edition)

Blutaxt: Die Eingeschworenen 5 - Roman (German Edition)

Titel: Blutaxt: Die Eingeschworenen 5 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Low
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der Samen ihr diesen Namen gegeben hatte, aber sie wusste, warum man sie ausgerechnet mit der Vertrauten gerade dieser Göttin verglich, die für Pestilenz und Krankheit zuständig war und Schlangen an ihrer Brust nährte und die einen mit ihrem Blick vernichten konnte. In dem Namen spiegelte sich der Menschen eigenes hässliches Misstrauen wider, und so wurde sie von ihnen zum Ungeheuer gemacht.
    Und doch kamen noch immer Menschen zu ihr, sie kämpften sich den Feuerberg hinauf, weil sie glaubten, sie verfüge über besondere Fähigkeiten. Manche nannten sie eine weise Frau, und eigentlich gefiel ihr diese Bezeichnung, obwohl sie nichts Besonderes war – denn eigentlich waren alle Frauen weise, sogar jüngere als sie, aber umso mehr alte, denn sie hatten genügend Zeit gehabt, um Erfahrung zu sammeln. Jüngere Menschen hörten nicht gern zu, und darum entging ihnen vieles. Es hing alles mit Hugin und Munin zusammen, den schwarzen Brüdern des weißen Raben, es ging um Gedanken und Erinnerung, und sie selbst hatte genug nordisches Blut in sich, um das zu wissen. Allvater, der nordische Gott, wusste es auch, er hatte es durch die Schmerzen gelernt, als man ihn aufgehängt und mit dem Speer durchbohrt hatte und er neun Nächte am Weltenbaum hing. Die Runen hatten es ihr zugeflüstert, und deshalb wusste auch sie um dieses Geheimnis.
    Die Menschen des Nordens, die sich vor ihr fürchteten, nannten sie zuweilen ein dummes altes Weib. Sie glaubten nur halb daran und hofften, sie verlöre an Macht, wenn man sie lächerlich machte. Einige, die es besser wussten, nannten sie » listig«, und daran störte sie sich nicht, obwohl sie bezweifelte, dass sie es lobend meinten.
    Nur wenige nannten sie bei ihrem richtigen Namen, einem Namen, der älter war als die tanzenden Lichter, die diese lange, dunkle Nacht erhellten. Spakona. Hexenkönigin. Das war der Name, den sie benutzten, wenn sie mit gesenktem Kopf ankamen, mit abgewandtem Blick und im Schoß verknoteten Händen, und um törichte Dinge baten, mit denen sie nicht dienen konnte.
    Sie hörte diesen Namen nicht von denen, die ein Kraut gegen Schmerzen haben wollten, oder einen Wurzelextrakt, der einen Verlust linderte oder gegen den Trübsinn der langen Dunkelheit half. Sie hörte ihn nur von denen, die einen unwilligen Mann ködern, einen Rivalen ausschalten oder ein ungewolltes Kind loswerden wollten. Wenn sie es ihnen verweigerte, dann zischten sie heimlich » Spakona«. Und für diejenigen, die sich durch ihren Hass zu unüberlegten Taten hinreißen ließen, hatte sie ihre Jäger, die mit Tierfellen bekleidet waren und Speere schleuderten. Diese Jäger kannten ihre Macht, sie wussten auch, dass sie zu ihnen und den Bergen des Nordens gehörte, und sie hielten sich an das wortlose Versprechen, das älter war als der erste Handschlag, ja, älter sogar als der Blutschwur.
    Jetzt beobachteten die Jäger sie genau, sie kauerten um die Feuer, die nahe und doch weit genug entfernt waren, und sie trugen Masken von den Tieren, die sie erlegt hatten, obwohl sie den Grund dafür nur halb verstand. Sie hatte nichts dagegen, dass man sie verehrte, denn nicht weniger stand ihr zu, ihr, der Letzten in einer langen Reihe Auserwählter. Die Letzte, ging es ihr durch den Kopf, es sei denn, es fände sich eine neue Göttin, um von ihr zu lernen.
    Die, die ihr vorausgegangen war – an den Namen konnte sie sich nicht mehr erinnern – hatte in ihrer Not Männer ins Dorf geschickt, um sie zu rauben. Eine lange Zeit der Furcht und des Hasses war gefolgt, bis sie irgendwann begriffen hatte, was man sie lehrte. Es folgte eine allzu kurze Zeit, in der sie beide zusammen gewirkt hatten. Dann war sie plötzlich allein gewesen – allein mit dem Schicksal, warten zu müssen. Warten auf die Axt – und auf ihre Nachfolgerin. Auf die Axt, um sie in ihren Steinsarg zurückzubringen, bis wieder ein mutiger Mensch kam, um sie für sich zu gewinnen. Auf die Nachfolgerin, um mit ihr am Feuer zu sitzen und schließlich die Bürde der Weisheit eines langen Lebens auf ihre Schultern zu legen. So war es immer gewesen, so würde es immer sein.
    Nun ja, die Axt war gekommen, sie war durch Blut und Gefahr von Hand zu Hand gegangen und hatte ihre Opfer gefordert. Sie erinnerte sich, dass man ihr erzählt hatte, die Axt sei nur einmal nicht zurückgekommen, als eine echte Spakona, eine wahrhaft weise Frau des Nordens, die Samen dazu brachte, ihre Macht und die der Blutaxt zu verraten. Diese Spakona hatte die Axt

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