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Blutaxt: Die Eingeschworenen 5 - Roman (German Edition)

Blutaxt: Die Eingeschworenen 5 - Roman (German Edition)

Titel: Blutaxt: Die Eingeschworenen 5 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Low
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Hromund wandte sich an die Männer.
    » Macht Feuer und schlagt das Lager auf«, befahl er, steif vor Kälte. » Wir warten hier.«
    Er sagte nicht, wie lange sie warten würden, und die Männer wagten auch nicht zu fragen. Aber sie mussten auch nicht lange warten, denn der kurze Tag neigte sich bereits wieder dem Ende zu, als Gudrods Männer auftauchten, angeführt von einem Jungen, der siegesgewiss Tyrs Namen rief.
    Sie waren noch nicht weit vorgedrungen und hatten sich Tücher um den Mund gebunden, um in dem Gestank überhaupt atmen zu können, als Martin Schreie hörte und sich duckte. Kjartan wimmerte, er war überzeugt, die samischen Bestien seien wiedergekommen. Doch Tormod fuhr ihn an, er solle still sein. Im flackernden Licht der Fackel warteten sie. Der Schweiß brannte ihnen in den Augen. Nichts geschah.
    Martin wurde ungeduldig, er wollte weitergehen, aber niemand rührte sich, und so blieben sie in dem Gestank stehen. Immer noch nichts.
    Doch da …
    » Es kommt jemand«, rief Eindride, und alle drehten sich zum Eingang um, wo noch das schwach schimmernde Tageslicht zu ahnen war. Jetzt sahen sie dort den rotgoldenen Schein einer Fackel, und Eindride legte knurrend einen Pfeil auf die Sehne. Martin duckte sich, vorsichtig wie eine Ratte, und sah sich um, dann hörten sie einen Schrei und ein Stöhnen – gefolgt von einem Flüstern … es klang wie das trockene Rascheln von Fledermausflügeln. Es war die heisere Stimme einer alten Frau.
    » Mein Sohn lässt euch sagen, es ist besser für euch, ihm den Stein des Königs zu überlassen. Dieses Spiel habt ihr verloren.«

Kapitel 12
    Finnmark, Berg von Surman Suuhun
    Die Mannschaft der Hexenkönigin
    Wenn sie überhaupt an Raben dachte, was nicht oft vorkam, dann dachte sie immer an den weißen, denn es hieß, wenn Allvater den dritten seiner Raben loslasse, den weißen, dann gebe es die schlimmsten Winter. Während seine schwarzen Brüder Hugin und Munin – der » Gedanke« und die » Erinnerung« – sich aufplusterten und die Köpfe unter die Flügel steckten, schleifte der weiße Rabe seine langen weißen Schwanzfedern über die Erde und zerriss mit seinen Krallen die Wolken, sodass die weichen Flocken fielen und leise, wie im Schlaf, Berge und Täler einhüllten und lautlos die ganze Welt bedeckten.
    Einstmals, vor langer Zeit, weit fort von hier, als sie ein Kind gewesen war, hatte sie aus einem warmen Haus hinausgeschaut auf eine winterweiße, weiche Landschaft, voll Verwunderung darüber, wie still die Welt geworden war. Sie hatte die Arme um sich geschlungen und sich bereits auf den warmen Wind und Sonnenschein gefreut.
    Doch es war anders gekommen. Nicht lange danach war sie hierhergebracht worden, und seitdem bestand ihre Welt nur noch aus Wintern, unterbrochen von kurzen Zeitspannen, die den Namen Sommer nicht verdienten.
    Reisende waren gekommen, Neugierige und Mutige, um sie aufzusuchen. Diejenigen, denen es um materielle Güter ging, erreichten ihr Ziel nur selten. Aber die, die Weisheit suchten, wurden aufgenommen und blieben mitunter lange genug, um ihre eigenen Geheimnisse preiszugeben und von der Welt jenseits des Feuerberges zu erzählen. Sogar ein Grieche war gekommen, und auch zwei Araber aus Serkland, die sich über das Geheimnis des Schnees kundig machen wollten und die klug über Winde, Wolken und Gezeiten sprechen konnten.
    Einst hatte sie das Gebirge und die Finnmark verlassen, um mehr über diesen merkwürdigen neuen Gott, diesen Christus, zu erfahren. In eisiger Kälte hatten die Menschen sich zu den schlecht geheizten Steinhäusern begeben, wo Christengebete wie Rauch aufstiegen, und einige waren vor Kälte zitternd wieder heimgegangen, um zu ihren Feuerstellen und älteren Beschwörungsritualen zurückzukehren. Über die musste sie lächeln, denn für sie gab es noch Hoffnung. Dann war sie zu dem rauchenden Berg zurückgekehrt, während die anderen in ihrer Welt geblieben waren.
    Und doch beneidete sie die Menschen, denn sie hockten an Feuern, deren Licht ebenso tröstlich war wie die Wärme, und sie waren in der uralten Hoffnung vereint, dass die Flammen niemals verlöschen würden. Doch das Leben der Menschen war nicht mehr Teil ihres Lebens, es war ihr nicht mehr vergönnt, Menschen zu lieben und geliebt zu werden.
    Sie war nun hier, am Ende der Zeit, getrieben von ihrer Verpflichtung, und wer sie sah, der verstummte. Ajatars Dienerin wurde sie genannt, worüber sie lächelte. Es hatte sie geschmerzt, dass ihr eigenes Volk

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