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Blutaxt: Die Eingeschworenen 5 - Roman (German Edition)

Blutaxt: Die Eingeschworenen 5 - Roman (German Edition)

Titel: Blutaxt: Die Eingeschworenen 5 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Low
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ihrem Mann gegeben, in der Hoffnung, dadurch ihre ganze Kraft auf ihre Söhne zu übertragen. Aber der Fluch, der auf der Axt lag, war allen Söhnen zum Verhängnis geworden, das jedenfalls berichtete der Mann, der die Axt schließlich zum Feuerberg zurückgebracht hatte.
    Er hatte Sven geheißen, ein Mann, der in seinem Leben bitter geworden war und durch den Verrat der Axt seinen Glauben verloren hatte. Er hatte gesagt, sein Herrscher und König habe ihm befohlen, sie hierherzubringen. Er wollte nicht, dass seine Söhne sie bekamen, denn keiner von ihnen war ihrer würdig und sie alle würden von ihr verraten werden, genau wie er. Sie hatte zugesehen, wie dieser Sven davongestolpert war. Vermutlich war er in der Kälte der Finnmark umgekommen, denn ihm schien nichts mehr am Leben zu liegen.
    Eine Nachfolgerin war nicht gekommen, und langsam fing sie an, sich zu fragen, ob es jemals geschehen würde. Es gab immer die Möglichkeit, jemanden aus dem Dorf zu rauben – aber sie erinnerte sich an ihre eigene Angst und ihren Hass und scheute davor zurück.
    Aber jetzt, dachte sie, war es ohnehin vielleicht zu spät. Im Moment liefen so viele Menschen hier auf ihrem Feuerberg herum, um die Blutaxt zu erobern, und ihre Jäger hatten schwer gelitten. Langsam kam sie zu dem Schluss, dass sie vielleicht die Letzte ihrer Art sei, und dieser Gedanke bereitete ihr Sorgen.
    Sie fand einen geschützten Ort neben einer Krüppelkiefer. Der Wind heulte durchs Tal und nahm den stinkenden weißen Rauch mit. Sie wusste, dass dieser Rauch aus den unheimlichen, brodelnden Löchern in der Tiefe der Spalte kam und auf der anderen Seite des Berges ausgestoßen wurde, sodass es aussah, als atmete er.
    Sie hatte schon oft hier Feuer gemacht. Sie liebte diesen Ort, denn hier war es weniger kalt. Es gehörte schon ein außergewöhnlich harter Winter dazu, bis dieses so sonderbar erwärmte Tal einmal mit Schnee bedeckt war. Sie hatte sich an die Wärme gewöhnt und ihre Glieder schmerzten, wenn sie dieses Tal verließ. Deshalb zog sie es vor zu warten, bis man zu ihr kam.
    Sie fand den Ring aus alten Steinen, legte ein paar Zweige zurecht und schlug Feuer. Ihre Jäger machten es sich bequem und sahen zu. Sie waren verwundet und hatten Schmerzen, zu viele von ihnen waren umgekommen, und es tat ihr leid, dass sie ihnen befohlen hatte zu kämpfen. Die Männer glaubten, sie hätten gekämpft, um die Nordmänner von hier zu vertreiben, dem Ort ihrer weisen Frau, ihrer Göttin, und dass sie dabei versagt hätten. Sie wussten nicht, dass sie versagen mussten, damit ein Wyrd erfüllt würde.
    Eine weitere lange blau-weiße Nacht war angebrochen, der Mond war fast voll, und die klare Luft zitterte über dem Funken sprühenden Feuer. Großmütterchen, das war ein weiterer Name, gegen den sie nichts einzuwenden hatte, obwohl nur Kinder sie so nannten, nach denen sie sich fast schmerzhaft sehnte. Es war lange her, dass sie Kinder gesehen hatte, aber sie erinnerte sich daran, wie sie ihre Geschichten geliebt hatten, damals, als sie noch unter die Menschen kam.
    Sie liebte es, sich selbst Geschichten zu erzählen – zumindest nannte sie es so, wenn sie sich dabei ertappte, vor sich hin zu murmeln. Manchmal durften die Jäger in ihren Fellmasken ihr zuhören, aber selbst die stahlen sich irgendwann davon, voll Scheu vor dieser alterslosen, unförmigen, murmelnden, in merkwürdige Kleidungsstücke gehüllten Frau. Beim Zuhören war ihnen, so berichteten einige von ihnen später, als würden sie auf eine Wolke aus uralter Zeit gehoben, aber es war ein berauschendes Gefühl, wie wenn man sicheren Fußes einen hohen Gebirgspass überquert. Andere sagten, sie erzähle von ihrem eigenen Zuhause, wie es vor langer Zeit gewesen war, als die Menschen noch ewig lebten.
    Doch jetzt hörten die samischen Tierjäger nur, dass sie vor sich hin summte und Schnee von der alten Feuerstelle fegte, in der sie das Feuer zum Brennen überredete, ähnlich einer Hündin, die durch Lecken und Liebkosung den schwächsten Welpen am Leben zu erhalten sucht. Die Jäger warteten und schwiegen.
    Der Mann kam lautlos aus der Felsspalte, aber die Jäger merkten es und hoben die Köpfe mit den Tiermasken. Weitere Männer folgten dem ersten. Die Jäger sahen zu ihrer Göttin hinüber, die aber zeigte sich nicht weiter beunruhigt, und die Männer verstanden, sie ließen die Waffen sinken und warteten ab.
    Sie sah, wie die Gruppe näher kam – eine Trage aus Stangen, getragen von vier Männern,

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