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Blutaxt: Die Eingeschworenen 5 - Roman (German Edition)

Blutaxt: Die Eingeschworenen 5 - Roman (German Edition)

Titel: Blutaxt: Die Eingeschworenen 5 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Low
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recht nicht darin baden wollen«, sagte Tuke kichernd, der sie gerade überholte. Halfdan sah erneut hoch und konnte ihm nur zustimmen. Der Bach war zu einem riesigen Wandteppich aus Eis geworden, erstarrt im Hinabstürzen über die Felsen und in Falten gelegt, die aussahen wie weißer Stein. Er drehte sich um, als etwas Schwarzes vorbeihuschte, und sah einen Raben, den ersten Vogel seit Langem.
    Krähenbein blieb ebenfalls stehen, und seine Nackenhaare sträubten sich. Der Vogel hatte Fleischfetzen im Schnabel und verschwand in einer toten Kiefer, die am Fuße des Wasserfalls stand. Der Baum war gespalten und glitzerte vom Reif, doch jetzt war er für den Vogel eine willkommene Speisekammer.
    » Jetzt mal langsam«, sagte er leise. » Das, was der Vogel dort im Schnabel hat, erzählt eine ganze Geschichte.«
    Kaetilmund verstand sofort – frisches Fleisch, nicht gefroren. Etwas oder jemand war erst vor Kurzem getötet worden. Er nickte und schickte einige Männer vor, die anfingen, den gefährlich vereisten Pfad neben dem Wasserfall hinaufzusteigen. Krähenbein, der als Letzter aufbrach, beobachtete den Raben, der ihn seinerseits mit seinen kalten, schwarzen Augen betrachtete. Erst als er mit seinem vollen Schnabel in dem hohlen Baum verschwand, kehrte Krähenbein wieder in die Gegenwart zurück und fing an, den Pfad zu erklimmen. Er war überrascht, als er die gelbe Hündin hinter sich bemerkte.
    Sie erreichten eine Hochebene, die von dem Bach durchzogen war, der vollständig gefroren war. Es war ein guter Ort, um ein Lager aufzuschlagen – womit die, die zuerst angekommen waren, auch bereits begonnen hatten.
    Als Krähenbein die Ebene erreichte, standen seine Männer keuchend und dicht zusammengedrängt da, und ihr Atem stieg auf wie Wasser aus dem Blasloch eines Wals. Kaetilmund sah ihn an, dann deutete er mit dem Kopf auf etwas, das vor ihnen lag. Es waren tote Tiermenschen, die überall herumlagen, steif, aber noch nicht gefroren, das Festmahl des Raben.
    » Was schätzt du, wie viele es sind?«, fragte Onund an Kaetilmund gewandt und reckte den Hals. Der zuckte nur die Schultern. » So viel, wie man mit einem Stein zählen kann«, meinte Gjallandi, doch sie mussten mehrmals nach oben korrigieren, als die Männer mühsam anfingen, von eins bis zwanzig zu zählen – ein, tveir, þrir – dann einen Stein vom Haufen nahmen und erneut anfingen.
    Krähenbein hörte, wie jemand sagte, man brauche mindestens drei Steine, um sie zu zählen, aber das war Tuke, der von irgendwo nördlich von Jorvik kam und auf eine merkwürdig Weise zählte – yan, tan, tethera – und auch das nicht zuverlässig, selbst wenn er seine Stiefel auszog.
    » Auf jeden Fall sind es genug«, meinte Kaetilmund an Krähenbein gewandt, der nur ratlos die Hände hob.
    Ein Moment der Stille, eine kurze Bewegung, wie ein Vogel, der vor ihnen im Busch flatterte, dann trat ein Mann hervor und sah Krähenbein an.
    Es war keiner seiner Eingeschworenen, auch keiner der ehemaligen roten Brüder. Der Mann war mittleren Alters, aber die Kälte hatte sein Gesicht in das eines alten Mannes verwandelt, mit wirrem, ergrauendem Bart, der gefroren war wie Flechten an einen Felsen, und dieses Gesicht zierte eine Nase, die so häufig gebrochen war, dass sie platt war wie eine Flunder. Krähenbein erkannte ihn, und ihm war, als wäre er diesem Mann die ganze Zeit gefolgt, seit Iona, über Hoy, bis hierher, als wäre er nur seinetwegen hier – Erling Plattnase. Wieder spürte er den eisigen Speer in seinem Kopf, er zuckte schmerzhaft zusammen und musste ein Auge schließen.
    Erling sah den Jungen neugierig an, er sah die plötzliche schmerzliche Bewegung. Ein ernster junger Mann sah ihn da an, mit zwei blonden Zöpfen, mit Münzen beschwert, und den Anfängen eines ansehnlichen Bartes. Durchschnittlich groß, keine besonderen Merkmale, in einem Kettenhemd, in dem ein anderer Krieger nicht einmal hätte tot gesehen werden wollen.
    Doch die Augen, vor denen Gudrod ihn gewarnt hatte, ließen ihn nicht los, ein blaugrünes und ein braunes.
    » Da wären wir also, Sohn des Tryggve«, sagte er in dem Versuch, die Dinge in die gewünschte Richtung zu lenken. » Wir suchen dasselbe, wir kämpfen um dasselbe. Wir werden höchstwahrscheinlich von den Samen beobachtet, und die werden sich totlachen, wenn wir anfangen, uns gegenseitig umzubringen.«
    » Das ist nicht nötig«, stimmte Krähenbein so bereitwillig und freundlich zu, dass Erling ganz verwirrt wurde. » Die

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