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Blutaxt: Die Eingeschworenen 5 - Roman (German Edition)

Blutaxt: Die Eingeschworenen 5 - Roman (German Edition)

Titel: Blutaxt: Die Eingeschworenen 5 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Low
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hierbehalten, damit ich einen würdigen Gegner habe. Die anderen werde ich töten.«
    » Wenn ich gewinne«, entgegnete Krähenbein, » bleibe ich vielleicht den Winter über bei dir und leiste dir Gesellschaft. Die anderen dürfen abziehen, der Priester, Orm und Finn.«
    Gudrod schwieg einen Moment, dann schob er das Spielbrett etwas vor, sodass die Axt dicht neben der Lanze lag.
    » Setz dich«, sagte er, und Krähenbein nickte höflich, trat vor und nahm Platz.
    Orm sah zu. Er hatte Hnefatafl gespielt, was fast alle Nordmänner taten, die etwas auf sich hielten, aber er war nur ein durchschnittlicher Spieler. Er merkte, dass Krähenbein gewählt hatte anzugreifen. Das gab ihm sechzehn dunkle Steine – die Taeflor oder Tafelmänner –, und sie umgaben Gudrods acht weiße Spielsteine, aus Knochen geschnitzt, samt dem Hnefi – dem König.
    Das Ziel war einfach – den König zu umzingeln und zu fangen, ehe er in einer Ecke in Sicherheit gebracht werden konnte, wobei man nur auf und ab und nach links und rechts ziehen konnte. Die Variante mit der » sicheren Ecke« entsprach den norwegischen Spielregeln. Auf kleinen Spielbrettern begnügten sich die meisten Spieler mit dem Entkommen an den Rand, die rettende Ecke war deutlich schwerer zu erreichen und blieb den großen Spielfeldern vorbehalten.
    Auf den ersten Blick schien es also, als habe Krähenbein den Vorteil – doppelt so viele Steine und kein leichtes Entkommen für den Hnefi. Doch das war das Irreführende an dem Spiel der Könige – die Knechte des Königs brauchten nur dafür zu sorgen, dass ihr Herr vom Brett entkam, also musste der Spieler, der den König hatte, einfach so viele Angreifer wie möglich aus dem Weg räumen, um einen Fluchtweg zu sichern, während er seine eigenen Knechte auch nicht zu sehr schützen durfte, da sie ebenfalls den Weg des Königs blockieren konnten. Er hatte die Wahl, die Geschlagenen zu bestimmen, und für ihn war es gleichgültig, wie viele starben, solange nur der König entkam.
    Der Angreifer musste nicht nur die Flucht des Königs vereiteln, sondern ihn auch festsetzen, was nicht so einfach war, wie es schien. Am besten war es, wenn man es am Anfang des Spiels vermied, Steine zu opfern, und stattdessen die Angreifer weit verstreute, damit sie im Weg waren und mögliche Fluchtwege versperrten.
    Sie spielten schweigend, bis Gudrod über einem Zug zögerte und grinste.
    » Du spielst gut«, sagte er. » Ich bin angenehm überrascht.«
    » Du solltest weniger trinken«, zischte seine Mutter aus ihrer dunklen Ecke, wo sie seit Spielbeginn Zaubersprüche murmelte. Krähenbein sah sie und lachte laut auf, worauf Gudrod sich umdrehte.
    » Genug jetzt, Mutter«, sagte er, diesmal ganz ruhig. » Er ist gut, und ich werde ihn behalten, aber ich bin der bessere Spieler und werde auch ohne deine Hilfe gewinnen.«
    » Sie hat sowieso keine Macht über mich«, kicherte Krähenbein und hoffte, es stimmte. Einen Zug später strich er seinen Bartflaum, der langsam dichter wurde, und grinste bedauernd.
    » Vielleicht hätten wir lieber Brandubh spielen sollen«, sagte er, und Gudrod, der sich jetzt bestens amüsierte, lachte. Brandubh war die Variante der Iren, aber sie spielten es mit Würfeln, und jeder Nordmann wusste, dass ohne Würfel wesentlich mehr Geschick gefragt war.
    Doch beim nächsten Zug sagte Krähenbein, wie die Spielregel es vorschrieb: » Hüte deinen König«, was bedeutete, dass er ihn mit dem nächsten Zug schlagen konnte. Stirnrunzelnd schaffte Gudrod es, die Falle zu umgehen, und Finn atmete erleichtert auf.
    Schweigend spielten sie die nächsten Züge. Krähenbein sah sich zu Orm und Finn um, die aufs Äußerste angespannt waren. Auch wenn bisher alles nach Plan verlief, war er sich seiner Sache jetzt nicht mehr so sicher. Er bewegte die Zehen in dem Stiefel, in dem der Dolch steckte. Er wusste, dass auch Finn seinen Nagel im Stiefel hatte, der den Wachen ebenfalls entgangen war. Hier waren nur drei Wächter, und Krähenbein wusste, egal wie viel Lärm und Geschrei es geben würde, niemand in dieser Halle würde Gudrod zu Hilfe kommen.
    Wie schnell konnte er den Dolch ziehen? Krähenbein erschien es unmöglich, das zu schaffen, ohne dass die Wächter es bemerkten. Aber selbst wenn er es schaffte, wäre Gudrod zu groß und zu kräftig, womit er nicht gerechnet hatte. Die Vorstellung, einem so riesigen Kerl gegenüber einen so kleinen Dolch hervorzuziehen, schien ihm plötzlich lächerlich, und Krähenbein wurde

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