Blutaxt: Die Eingeschworenen 5 - Roman (German Edition)
einer Rüstung zum Vorschein, der eine Gestalt an der Schulter vor sich her schob. Also drei Wächter, dachte Krähenbein …
» Martin«, sagte Orm, und die Gestalt hob den Kopf. Er hatte Erfrierungen, die schwarz geworden waren, und verlagerte sein Gewicht auf die Hüfte, um seinen verkrüppelten Fuß zu entlasten. Die linke Hand hielt er merkwürdig, weil die Finger offenbar gebrochen waren und unnatürlich abstanden, und sein Mund war eine einzige schwarz-braune Ruine, die nach Fäulnis roch, denn seine Nase war zertrümmert, und er musste durch den Mund atmen.
Doch beim Anblick der römischen Lanze fingen seine Augen an zu leuchten, und er streckte seine gesunde Hand danach aus.
» Meins«, sagte er, woraufhin Gudrod ihm eine Ohrfeige gab, dass sein Kopf zur Seite flog. Finn war im Begriff, ihm zu Hilfe zu eilen, und Krähenbein sah ihn erstaunt an. Der Mönch war doch ihr Erzfeind – warum machte es ihm etwas aus, wie er behandelt wurde?
Aber Orm legte die Hand auf Finns Arm und hielt ihn zurück, worauf die Wachhunde in ihren Kettenhemden sich wieder entspannten und ihre Schwerter in die Scheiden steckten.
» Meins«, sagte Gudrod spöttisch, als Martin sich mühsam aufrichtete.
» Pffff«, spuckte Gunhild und drängte weiter vor ins Licht. » Bring sie endlich um, damit die Sache erledigt ist. Schlimm genug, dass du Hakons Leute hast abziehen lassen und diesen stinkenden Mönch dabehalten hast …«
» Ich danke dir«, mümmelte Martin undeutlich, und aus seinem Mund tropfte Blut in den verfilzten Bart. » Der Zahn hatte mir schon lange zugesetzt.«
Er lächelte und zeigte seine geschwollene Zunge in dem blutigen Mund.
» Der Winter hat meinem Fuß entsetzliche Schmerzen verursacht«, fuhr er, zu Gudrod gewandt, keuchend fort. » Und Brondolf Lambisson, den du nicht mehr gekannt hast, wofür du Gott danken solltest, hat meinen Mund so zugerichtet. Ich habe den Zorn meines Gottes gespürt, Fettwanst, und das ist ein Schmerz wie kein anderer. Du hältst dich für einen zukünftigen König, einen harten Kerl von den Wiken? Da war ja meine erste Kinderscheiße härter als dein Schlag.«
Krähenbein hörte ein entzücktes » Heya« hinter sich. Er drehte sich zu Finn um, der grinste und bewundernd den Kopf schüttelte.
» Das muss man schon sagen«, verkündete er und strahlte Gudrod in das finstere Gesicht, » unser Martin spricht die Wahrheit. Und ganz gewiss ist er der härteste Kerl, den ich kenne.«
Unser Martin. Krähenbein traute seinen Ohren kaum – das klang ja beinahe liebevoll. Martin drehte mühsam den Kopf und sah sie an.
» Bist du das, Finn? Ja, ich glaube, du bist es tatsächlich. Dann muss Orm auch da sein. Ihr müsst euch an den Teufel verkauft haben, dass ihr es bis hierher geschafft habt. Eigentlich müsstet ihr beide längst tot sein.«
» Ich weiß, dass du es anders geplant hattest«, entgegnete Orm mit kalter Stimme. » Tapfere Männer sind deinetwegen umgekommen, und von dir selbst ist auch nicht mehr viel übrig. Ich habe entschieden, dass die Geschichte zwischen uns hier ein Ende findet.«
» Du hast entschieden?«
Das war Gudrods brüchige Stimme, und seine Augen funkelten empört. » Du? In meiner eigenen Halle wagst du so etwas zu sagen? Zu mir?«
» Arnfinns Halle«, erwiderte Finn stirnrunzelnd. » Du hast gar keine eigene Halle.«
» Und du wirst auch keine haben, wenn du nicht anfängst, dich wie ein König zu benehmen«, zischte Gunhild ihren Sohn an, mit einer Stimme so brüchig wie die Farbschichten auf ihrem Gesicht.
» Ruhe!« Gudrod war aufgesprungen, das Gesicht dunkel vor Zorn, er bebte am ganzen Körper und funkelte sie wütend an. Er hielt kurz eine Hand an die Schläfe und ließ sie wieder sinken.
» Ich sollte euch alle umbringen«, erklärte er, dann setzte er sich schwerfällig wieder hin.
» Dass du das kannst, ist unbestreitbar«, erwiderte Krähenbein. » Aber natürlich willst du es gar nicht. Denn deine Mutter will es, und du willst das Gegenteil von dem, was sie will. Zudem weißt du gar nicht, ob es in deinem Königsspiel vorgesehen ist, dass du mich besiegst.«
» Sohn, du bist in Gefahr …«, fing Gunhild wieder an, aber Gudrod fuhr herum und brüllte sie an, sie solle schweigen. Mit finsterem Gesicht saß sie im Schatten, sah sein zornrotes Gesicht und merkte, wie ihr die Fäden entglitten.
» Wenn ich dich besiegt habe«, sagte Gudrod genüsslich zu Krähenbein, » und wenn du einigermaßen gut gespielt hast, werde ich dich
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