Blutaxt: Die Eingeschworenen 5 - Roman (German Edition)
wieder zu dem Hov. Der Thrall hatte jetzt sein Stück Ast abgehackt und auf der Drehbank befestigt, indem er das Seil erst einmal, dann ein zweites Mal darumlegte. Aber es war klar, dass die Drehbank kaputt war, denn als er das Pedal in Bewegung setzte, drehte sich das Holz nur kurz und flog dann in hohem Bogen davon, geradewegs in eine offene Haustür. Es folgte ein Schrei und ein Poltern, dann kam eine Frau herausgestürzt und schrie den alten Mann an, der nun seinerseits anfing, den Thrall zu ohrfeigen, wobei sein Gesicht vor Anstrengung rot wurde.
Der Thrall ließ es über sich ergehen, halb geduckt und unbewegt wie ein Fels in der Brandung. Als der Mann von ihm abließ und die Frau wieder ins Haus gegangen war, stand er langsam auf und holte das Stück Holz zurück, umwickelte es abermals mit dem Seil und spannte es in die Drehbank ein.
» O nein«, sagte Kaetilmund ungläubig, » das kann doch nicht wahr sein …«
Doch er hatte richtig gesehen. Er trat auf das Pedal, das Holzstück flog weg und traf auf die Hauswand, dann fiel es zu Boden, wo es die Hühner in Aufruhr versetzte.
Krähenbein packte Kaetilmund bei der Schulter und gab ihm wortlos zu verstehen, dass sie sich möglichst unauffällig aus dem Staub machen sollten, als die Frau erneut laut schimpfend aus dem Haus gerannt kam.
Doch bald darauf folgte ein noch lauteres Geschrei, als eine Horde von Seeräubern über sie herfiel wie wilde graue Wölfe. Kreischend rannten die Bewohner der kleinen Warft aus ihren Häusern, sie zerrten ihre Kinder am Handgelenk mit und verstreuten sich auf den Feldern.
Die Eingeschworenen hatten kein besonderes Interesse an ihnen, denn auf Hoskulds Schiff war ohnehin kein Platz für Sklaven. Allerdings waren ein paar ganz brauchbare Thrall zurückgeblieben, die jetzt ängstlich warteten, dass die Männer sie begutachteten und entschieden, was mit ihnen passieren sollte.
Hoskulds Mannschaft übernahm das Kämpfen, sie schrien und schwangen ihre Waffen, trunken vor Raublust – selbst Hoskuld rannte keuchend mit. Er schwang einen langen alten Sax und trat gegen eine Tür, wobei er über sein großes Gesicht strahlte. Seine Freude wurde allerdings etwas gedämpft, denn die Tür ging nicht auf, und er fiel durch die Wucht des Aufpralls auf den Arsch. Er stand auf und sah sich nach allen Seiten um, aber alle taten, als hätten sie es nicht bemerkt.
Es waren tatsächlich nur zwei Männer da, die überhaupt kämpfen konnten. Der eine war der Weißhaarige, der mit einer Axt in jeder Hand um die Hausecke gerannt kam und offenbar in seiner Jugend ein guter Kämpfer gewesen sein musste.
Gorm schwang das Schwert wild in seine Richtung, aber der Mann duckte sich mühelos darunter hinweg, und wenn er aufgrund seines Alters nicht so schwerfällig gewesen wäre, hätte sein Gegenschlag dafür gesorgt, dass Gorms Eingeweide im Grünkohlbeet gelandet wären. Immerhin schaffte er es, dass Gorm zurückwich und nach Verstärkung rief, sodass Halk von der anderen Seite gelaufen kam. Der alte Mann, der wusste, dass er verloren war, warf sich mit Wutgeheul auf den Mann von Orkney. Es klang wie der Schrei einer Eule, der die Dunkelheit zerreißt.
Krähenbein beobachtete, wie Gorm und Halk den alten Mann abschlachteten. Sie hieben immer noch wild auf ihn ein, als sein blutverklebtes graues Haar längst das Einzige war, was sich noch im Wind bewegte.
» Wirklich sehr tapfer«, brummte Murrough verächtlich und spuckte aus. Krähenbein sagte nichts. Egal ob tapfer oder nicht, es war erledigt, und darauf kam es schließlich an.
Der andere Kämpfer war der schwachsinnige Thrall, der die Holzaxt aufhob und sich vor den Mann im Käfig stellte, wie um ihn zu beschützen, wobei er bald nach der einen, bald nach der anderen Seite sah. Hoskuld war nach seiner Niederlage mit der Tür wieder aufgestanden und warf sich jetzt auf den Thrall, weil er dachte, ein solcher Neiding würde die Flucht ergreifen.
Stattdessen fuhr die Axt hoch und schlug zu. Ohne Zweifel wäre es ein tödlicher Schlag gewesen, aber der Axtkopf flog nach hinten über die Schulter des Thrall, und Vandrad Sygni musste den Kopf einziehen, als er an ihm vorbeisauste. Der Thrall hatte Hoskuld zum Glück nur mit dem Axtstiel getroffen, aber er hatte dessen Rippen auf der linken Seite erwischt, sodass Hoskuld nach Luft schnappte. Der Thrall legte mit einem Schlag auf den Kopf nach, und Hoskuld brach stöhnend zusammen.
» Bringt ihn nicht um!«, schrie Kaetilmund, gerade als Vandrad
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