Blutaxt: Die Eingeschworenen 5 - Roman (German Edition)
würde der mitbringen? Ogmund fühlte sich sofort von Hunderten von Männern umzingelt.
» Wir werden jetzt wieder abziehen«, schloss Gudrod. Seine Stimme war kalt wie das Metall der Maske, hinter der sich sein Gesicht verbarg. » Und du wirst uns nicht aufhalten.«
Und so geschah es. Ogmund sah ihnen hinterher, dann stieß er Ulfs Kopf mit der Fußspitze an.
» Hebt das hier auf«, sagte er. » Wir nehmen es mit und werden allen erzählen, dass es sein Stolz und seine Dummheit waren, die ihn umgebracht haben. Und dass die drei erbärmlichen Räuber, die hier geplündert haben, in Wirklichkeit ein Prinz von Orkney war, der mehrere Schiffe voller Männer mitbrachte. Und obwohl sie uns an Zahl und Waffen weit überlegen waren, haben wir sie mit unserem Mut doch verjagen können.«
Die anderen stimmten zu. Sie wussten, dass sie sich gefürchtet hatten zu kämpfen, eine Schande, die nicht unbedingt verbreitet werden musste. Es fing an zu regnen, und die kühle Nässe erfrischte Ogmund, als er zusah, wie Ulfs Leiche wie ein Sack auf sein nervös tänzelndes Pferd geladen wurde. Ogmund lachte leise in sich hinein, aber er sorgte dafür, dass sein Gesicht nichts verriet. Eigentlich war es kein schlechter Tag für ihn gewesen.
Zwei Meilen von ihnen entfernt ließen sich die drei erbärmlichen Räuber auf ein Knie nieder, und Gudrod nahm seinen Helm ab, um den kühlen Regen auf seinem Gesicht zu spüren. In seinem kurzen krausen Bart standen Wassertropfen.
» Kein Drostan«, erklärte Gudrod. » Aber zumindest haben wir eine Sache von den Mönchen erfahren – der alte Irenschuh ist hier auf Man, in Holmtun.«
» Ganz recht. Hoskuld sagte, dass der Priester in dieser Kirche in Holmtun wohnt. Er wird bei Olaf Cuarans sein«, sagte Erling, und er klang überzeugter, als er eigentlich war. » Schließlich reicht sein Arm weiter als der von Hartmaul Godred mac Harald. Olaf regiert hier und auch in Dyfflin.«
» Man sollte aber doch denken, dass die Priester diesen Drostan kennen«, sagte Gudrod verwundert. » Die Nachricht, die er brachte – immerhin über einen toten Gefährten – müsste doch eigentlich von ihnen niedergeschrieben werden. Sie kratzen doch sonst jede Begebenheit auf ihr Pergament. Wenn sie es getan haben, dann haben sie es gut versteckt – denn nirgendwo wird erwähnt, dass ein Mönch namens Drostan ihnen von zwei Toten in den Bergen berichtet hat. Man sollte doch auch annehmen, dass Godred Hartmaul davon weiß und es seinen Auserwählten mitteilt.«
Erling zuckte die Schultern, er hatte keine Erklärung dafür. In Wirklichkeit hatte er nie erwartet, hier einen Mönch oder Priester zu finden. Er vermutete, dass die ganze Geschichte von Eiriks berühmter Axt genau das war – nur eine Geschichte. Und was das Durchsuchen von Schriften anbetraf – also wirklich! Wo doch keiner von ihnen lesen konnte. Und selbst wenn die Mönche es zugegeben hätten, dann hätte man das Dokument erst zu jemandem bringen müssen, der Latein verstand. Aber Erling hütete sich, etwas Derartiges verlauten zu lassen, denn Gudrod war Eiriks Sohn und die Hexenkönigin seine Mutter.
» Als Nächstes gehen wir zu Olaf Cuarans«, sagte Gudrod und nahm seinen Helm unter den Arm. » Der alte Irenschuh will unbedingt die Axt von meinem Alten, daran gibt’s keinen Zweifel, und er ist glatt wie ein Aal – es würde mich nicht wundern, wenn er niemandem von seinen Plänen erzählt, nicht einmal seinem Jarl, dem Hartmaul.«
Erling schluckte bei dem Gedanken, nach Holmtun zu segeln und den Nordmännern von Dyfflin gegenüberzutreten.
» Ist das klug, Herr? Orkney und Irland sind nie Freunde gewesen.«
» Meine Mutter wünscht es«, sagte Gudrod, und seine Stimme klang kalt, als hätte er seinen Helm noch auf, » also müssen wir eine Möglichkeit finden.« Er seufzte. » Sie wird es noch schaffen, einen König aus mir zu machen«, fügte er bitter hinzu und fuhr sich mit der Hand durch das dünne graue Haar. » Wo ich doch der Jüngste bin.«
Erling stand etwas steif auf und antwortete nicht. Er wusste, dass Gunhilds Jüngster eigentlich Sigurd gewesen war, der den Beinamen Sklavenhalter hatte. Aber den hatte Klypp der Herse vor einiger Zeit getötet, nachdem Sigurd, der sich als Gast in dessen Halle aufgehalten hatte, seiner Frau Gewalt angetan hatte. Gudrod war nicht nur Gunhilds Jüngster als vielmehr der einzige ihrer Söhne, der noch am Leben war.
Aber das, dachte Erling ärgerlich, gab ihm nicht das Recht, sie alle in
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