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Blutberg - Kriminalroman

Blutberg - Kriminalroman

Titel: Blutberg - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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»was ist mit dem?«
    »Wie du sagst, das ist Einar Magnússon, er ist Schreiner, aber auch ehemaliges Vorstandsmitglied einer kommunistischen Vereinigung, und ich glaube, vor einigen Jahren war er auch Sprecher von Greenpeace hier in Island.« Róbert deutete auf einen anderen Mann, der etwas jünger und wesentlich kräftiger war. Er stand ganz allein mitten in
der Halle, und versuchte, sich an den Armen warm zu klopfen. »Der da heißt Kristján Guðmundsson. An den kann ich mich vom letzten Protestmarsch nach Keflavík erinnern und von einigen Gewerkschaftsversammlungen. Bevor wir uns hier in Kárahnjúkar wiedertrafen, haben wir beide vor zwei Jahren an einer organisierten Besichtigungsfahrt von Kraftwerksgegnern im Eyjabakkar-Gebiet nicht weit von hier teilgenommen. Und die drei da an der Nordwand sind erst vorgestern eingetroffen. Sehr komisch, dass man die nach dem Bergsturz überhaupt aufs Gelände gelassen hat, aber offensichtlich werden sie nicht so bald von hier wegkommen.«
    »Wer sind die?«
    »Einer von ihnen, der Große da, ist im Vorstand des Naturschutzverbands. Die anderen beiden sind entweder Engländer oder Amerikaner, glaube ich, von den entsprechenden Verbänden im Ausland. Sie hatten die Genehmigung, sich das Werksgelände und die Konstruktionsarbeiten anzusehen. Ich hätte morgen einen Termin mit ihnen gehabt.«
    Birgir zog die Nase hoch. »Und du?«, fragte er. »Was ist mit dir?«
    Róbert zuckte die Achseln. »Ich bin natürlich Vertrauensmann hier, ich bin Mitglied bei den Linken Grünen, ich war im Zentralrat des Gewerkschaftsbunds und bin außerdem aktiv im Landschaftsschutzverband. Das ist wohl mehr als genug für diese Herren.«
    »Mehr als genug«, stimmte Birgir zu. »Ich kapier echt nicht, dass die sich überhaupt mit uns abgeben, wenn sich derart gemeingefährliche Leute wie ihr hier auf dem Gelände befinden.«
     
    Statt nach rechts bog Árni nach links ab, und bevor er sich versah, musste er um sein Leben rennen. Riesige Kipper mit
Rädern so groß wie seine Küche zu Hause donnerten an ihm vorbei. Typisch, dachte Árni, kaum verlässt man die Stadt, ist man seines Lebens nicht mehr sicher, obwohl es doch angeblich auf dem Land so friedlich ist. Genauso war es auch gewesen, als er als kleiner Junge gezwungenermaßen zwei Sommer auf dem Land verbringen musste. Er hatte beide Male protestiert, vor allem beim zweiten Mal, doch seine Eltern waren felsenfest davon überzeugt, dass ein Landaufenthalt ihm und seinen Brüdern guttun würde. Ihrer Meinung nach war es ein Privileg, immer noch Leute zu kennen, die bereit waren, über den Sommer Stadtkinder aufzunehmen. Árni hatte eine völlig andere Meinung dazu, es waren entsetzliche Sommermonate für ihn gewesen. Die seltenen Male, wo die Leute auf dem Hof mal nicht arbeiteten - für seinen Geschmack viel zu selten -, hockten sie vor dem Radio oder spielten Karten. Genau das schienen die Kerle hier oben auch zu tun, wann immer sich die Gelegenheit bot. Auf dem Land hatten Gefahren hinter jeder Ecke gelauert, genau wie hier. Dumme und schwerfällige Riesenviecher von Kühen, gemeingefährliche Gäule und noch gefährlichere Trecker mit allen möglichen mörderischen Teufelsmaschinen, die ihnen angehängt wurden. Wie angenehm war dagegen das sichere und abwechslungsreiche Leben in der Stadt.
    Árni blickte sich um und versuchte, sich zu orientieren. Direkt vor ihm war die blaue Lagerhalle, das Leichenhaus. Die Leichen waren zwar weg, aber für ihn blieb es das Leichenhaus. Ein schwarzer Hummer-Jeep bretterte auf die Halle zu, und instinktiv behielt Árni ihn im Auge.
    »Na, da schau her«, sagte er und rieb sich die kalten Hände, »so verhält sich das also.« Er war bereits blau vor Kälte und sehnte sich nach nichts mehr, als in die Wärme zu kommen, trotzdem harrte er an seinem Platz aus und beobachtete das seltsame Vorgehen der Kollegen vom SEK. Zurzeit
konnte er allerdings nicht umhin, sie um ihre alberne Aufmachung zu beneiden, vor allem um die Skimützen, die Handschuhe und die Stiefel. Jeans und Turnschuhe waren letztendlich nicht das richtige Outfit bei diesen mörderischen Temperaturen.

18
    Dienstag
    Für Katrín waren zwar Zugfahrten nichts Außergewöhnliches, diese aber schon, da sie zum ersten Mal in Island mit einem Zug fuhr. Das war alles andere als angenehm - nicht nur wegen der begrenzten und monotonen Aussicht, sondern auch wegen des automatisch gesteuerten Triebwagens, der keineswegs im Hinblick auf die

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