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Blutberg - Kriminalroman

Blutberg - Kriminalroman

Titel: Blutberg - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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gestellt, die Impregilo nicht unbedingt bereit war zu erfüllen?« Ricardo schwieg weiter, Katríns Lächeln blieb. »Und Sie und di Tommasso waren wie Hund und Katz, das habe ich nicht nur von Matthías, sondern auch von anderen. Wenn man etwas darauf geben kann, was er mir gesagt hat, kommt es Ihnen sehr gut zupass, dass di Tommasso und Barei da in der Schlucht umgekommen sind.«
    Jetzt entströmte Ricardo ein Schwall von Worten in seiner Muttersprache, doch verstand Katrín so viel, dass er keine Nettigkeiten über seine Kollegen bei der NPC enthielt. »Ich glaube, es reicht«, sagte er dann auf Englisch. »Ich brauche mir solche anzüglichen Unterstellungen nicht gefallen zu lassen. Ich brauche auch nicht mit Ihnen zu reden. Oder?«
    Katrín schüttelte den Kopf. »Nein, aber ich muss mit Ihnen reden. Wenn Sie also möchten, dass ich Sie lieber offiziell zur Vernehmung bestelle, dann mach ich das. Es ist Ihre Entscheidung.«
    » Bene «, sagte Ricardo schließlich, nachdem er eine ganze Weile überlegt und die Augen nicht von Katrín abgewandt hatte. »Reden wir also jetzt miteinander. O ja, man kann schon sagen, dass … dass, wie sagt man noch? Obwohl das in erster Linie selbstverständlich eine Tragödie ist, habe ich vielleicht …« Er kapitulierte. »Ich weiß nicht richtig, wie ich das ausdrücken soll, ohne den Anschein zu erwecken, als sei ich ein regelrechtes Monster.«
    Katrín setzte ihre verständnisvolle Miene auf. »Ich verstehe, was Sie meinen. Aber es drehte sich, wenn ich Matthías richtig verstanden habe, um die Abfindungssumme? Sogar um eine ziemlich hohe Abfindungssumme, die Sie vielleicht
nicht bekommen hätten, wenn … wenn die beiden nicht umgekommen wären?«
    Ricardo nagte einige Sekunden lang wütend an seiner Unterlippe, bevor er antwortete. »Ja, vielleicht kann man es so ausdrücken. Meine Abfindung ist ausgezeichnet, das ist richtig. Ich hatte angeboten, was für ein Projekt auch immer zu übernehmen, es müsste bloß in einer anderen Weltgegend sein, aber das lehnten sie ab und wollten lieber, dass ich ganz aufhöre. Deswegen habe ich das Recht auf eine Abfindung, das steht so im Einstellungsvertrag.« Er hatte sich augenscheinlich nicht so recht unter Kontrolle, und die Worte kamen beinahe wie Geschosse aus ihm heraus.
    »Matthías hat Ihnen bestimmt auch gesagt, dass di Tommasso mich hier weghaben und selber das Kommando übernehmen wollte. Das hat er früher schon einmal versucht.« Die Verachtung war Ricardo anzuhören und anzusehen, als er Katrín anblickte. »Wir haben schon einmal zusammengearbeitet, da unten in Brasilien. Dort kamen gewisse Schwierigkeiten auf. Sowohl in Bezug auf die Mitarbeiter als auch den Projektpartner, aber es ging auch um das Projekt als solches. Damals war ich in der Position, in der di Tommasso hier ist, ich meine, war, und er eine Stufe unter mir. Er behauptete, dass alles, was schieflief, mehr oder weniger auf mein Konto ginge. Er diffamierte mich bei unserem Chef und schickte Berichte und Beschwerden an unsere Zentrale, wie ein Schuljunge, der beim Lehrer petzt.« Er schüttelte den Kopf. »Sie haben dann einen Inspekteur geschickt, um mit mir und dem Chef und anderen Leuten zu sprechen, sie haben mich und den Projektleiter zu einer Besprechung nach Mailand geholt, es war ein endloses Hin und her. Und wozu? Rausgekommen ist dabei nichts. Nicht das Geringste. An meiner Arbeit ist nichts auszusetzen.«
    Er strich sich über den Kopf und sah auf einmal erschöpft
aus. Er zwängte sich an dem Bohrkopf vorbei. Katrín folgte ihm, und sie gingen ein Stück an dem Ungetüm entlang, bevor sie sich auf einer stählernen Strebe an seinem Ende niederließen.
    »Und damit hat er hier wieder angefangen?«, fragte Katrín nach kurzem Schweigen. »Dieser di Tommasso? Hat er wieder beim Lehrer gepetzt?«
    Ricardo nickte und senkte dann den Kopf. »Ja, zumindest gehe ich davon aus. Ich habe sonst keine Erklärung dafür, wieso Barei hierherkam, ohne mich vorher davon in Kenntnis zu setzen. Und mir ist zu Ohren gekommen, dass die beiden am Freitagabend eine lange Besprechung hatten. Und dann unternimmt er mit di Tommasso diese Inspektionsfahrt … Ich weiß nicht, dazu haben sie sich in der Zentrale nicht geäußert, sie haben alles abgestritten, als ich sie danach gefragt habe, aber trotzdem …«
    »Was ich nicht verstehe«, sagte Katrín, als Ricardo keine Anstalten zu weiteren Erklärungen machte, »ist, weshalb …« Sie verstummte und zog die Nase kraus.

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