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Blutberg - Kriminalroman

Blutberg - Kriminalroman

Titel: Blutberg - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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nach Sündenböcken«, sagte sie so souverän und überzeugend wie möglich, »sondern nur nach Informationen. Wenn es ein Unfall war, dann war es ein Unfall, und damit hat sich’s dann. Das wird sich früher oder später herausstellen. Bis dahin müssen wir jedoch unsere Pflicht tun. Genau wie du. Wir können nicht einfach abwarten und hoffen. Wenn es kein Unfall war, so unglaublich das auch klingen mag, dann müssen wir darauf vorbereitet sein. Verstehst du, was ich meine?«
    Es dauerte seine Zeit bei Matthías, aber schließlich begriff er. »Je mehr Zeit verstreicht, desto weniger Chance, denjenigen zu finden, der das getan hat?«
    Wie in amerikanischen Krimi-Soaps, dachte Katrín, doch sie nickte ruhig und zustimmend; wer behauptet, dass die pure Zeitverschwendung sind? Sie verkniff sich ihr Lächeln, aus ihren Augen und ihrer Miene sprach nur der Ernst der Lage. »Genau. Wie ich sage, ich hoffe, dass du recht behältst.« Sie machte eine kleine Pause, zuckte leicht mit den Schultern und öffnete die grünen Augen weit. »Aber wenn du irgendetwas weißt, was uns helfen könnte, dann …«
    Matthías nickte wieder, langsam und ruhig, genau wie sie zuvor. Nun darf nichts schiefgehen, dachte Katrín, jetzt gilt es, das Gesicht zu wahren. Die Haltung. Die Stimmung.
    »Da ist eine Sache«, gab Matthías zögernd nach einer halben Ewigkeit zu, »oder vielleicht sogar zwei, aber …«
    Katrín atmete erleichtert auf. Ich habe es geschafft, dachte sie. Mensch, ich habe es geschafft …

    »Geschlechtskrankheiten?« Viktor blinzelte unablässig und befeuchtete beide Mundwinkel mit der Zungenspitze. Das entging Árni nicht.
    »Ja,«, bestätigte er, »Geschlechtskrankheiten.«
    Viktor schüttelte den Kopf. »Nein«, sagte er, »oder … nicht in dem Sinne, nicht mehr als man an einem Ort wie diesem als normal bezeichnen würde.«
    Árni zog fragend die Brauen hoch. »An einem Ort wie diesem?«
    »Ja.«
    »Was meinst du damit?«
    Viktor schluckte schnell und oft. Das entging Árni ebenfalls nicht.
    »Nein … nur …«, stammelte der Arzt, »du weißt doch …«
    Árni beschloss, nichts zu wissen, und zog die Brauen in eine seiner Meinung nach angemessene Höhe. Das reichte nicht, oder vielleicht hatte er sie zu hoch gezogen. Viktor zumindest wich seinem Blick nur aus.
    »Nein«, sagte Árni, »ich weiß nicht. Was ist normal an einem solchen Ort und weshalb?«
    »Ach, du weißt schon.« Viktor zuckte nicht mit den Schultern, es sah eher so aus, als höben sie sich ohne sein Zutun von selbst. »Tausend Männer. Insgesamt sogar fünfzehnhundert. Mehr oder weniger eingeschlossen. Und hundert Frauen.«
    Árni blieb bei seinem Kurs. »Und?«, fragte er, die Begriffsstutzigkeit in Person.
    »Und dann ist man gezwungen, auf andere Weise zurechtzukommen. Du weißt, was ich meine, du hast solche Filme gesehen, solche Geschichten gehört.«
    »Das hängt davon ab, was für Filme und was für Geschichten du meinst«, sagte Árni, sich immer noch dumm stellend.
    Viktor verlor die Geduld. »Amerikanische Filme beispielsweise«,
stieß er hervor. Er war etwas sicherer geworden, nachdem er entdeckt zu haben glaubte, dass er einen geistig Behinderten vor sich hatte. »Über Gefangene und Gefängnisse. Hast du noch nie solche Filme gesehen?«
    Árni lächelte schwach. »Doch, einige«, gab er zu. »Ich verstehe, was du meinst.« Er breitete die Arme aus und versuchte noch einmal, die Brauen in Positur zu bringen. »Aber das hier ist doch kein Gefängnis, oder? Ich meine, die Leute haben doch auch frei und so was, und sie können hier weg, wenn sie wollen?«
    Viktor sah ihn mitleidig an. »Einmal pro Woche haben sie frei«, sagte er, »einen halben Sonntag. Manchmal auch nur jeden zweiten Sonntag. Und wo sollen sie dann hin? Nach Egilsstaðir? Was glaubst du wohl, wie oft die Leute Lust haben, am Sonntagnachmittag nach Egilsstaðir zu fahren? Die Leute im Büro haben es gut, die haben das ganze Wochenende frei, aber die Arbeiter …« Er schüttelte den Kopf. »Das ist doch kein Leben.« Árni wusste nur zu gut, was er meinte, er hatte ja schließlich selber einen Sonntagabend in Egilsstaðir verbracht und sehnte sich nicht besonders nach einem weiteren Erlebnis dieser Art.
    »Ich weiß genau, was du meinst«, sagte er. »Ich war am Sonntag in Egilsstaðir und kann es nicht empfehlen. Aber das will nichts besagen, ich bin eine unverbesserliche Großstadtpflanze.« Er schüttelte den Kopf und schnalzte mit der Zunge. »Und was sagst du da,

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