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Blutberg - Kriminalroman

Blutberg - Kriminalroman

Titel: Blutberg - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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stand auf und stemmte die Hände in die Hüften.
    »Und wer bist du?«, fragte er scharf. »Was hat das zu bedeuten, dass ihr einfach so bei mir eindringt? Was wollt ihr von mir?«
    »Beispielsweise uns deinen Computer ansehen«, erklärte Leifur lächelnd, marschierte zum Schreibtisch und klappte den Laptop auf. Lárus hatte die Datei nicht schließen können. Er kam zu dem Schluss, dass es zwecklos war, den Mann daran hindern zu wollen, deshalb wartete er schweigend, während Leifur las und unmelodisch vor sich hin summte. »Gewiss interessant«, erklärte Leifur nach beendeter Lektüre, »aber vielleicht nicht genau das, wonach wir suchen. Das finden wir aber sicherlich später noch.« Er klappte den Laptop zu und reichte ihn Friðrik. »Wie bei den Hardy-Boys. Bist du Frank oder Joe? Ich persönlich habe eine Vorliebe für Frank, ehrlich gesagt. Aber das hier hast du gut gemacht, ich kenne Leute, die bestimmt gerne einen Blick darauf werfen würden. Sie sind hier ganz in der Nähe auf einer Besprechung. Doch die können warten, erst müssen wir diesen Rechner untersuchen, bevor wir ihnen gestatten, deine interessanten Überlegungen zu lesen.«
    Lárus gab sich alle Mühe, keine Miene zu verziehen und seine drohende Stellung beizubehalten, was ihm angesichts der Umstände erstaunlich gut gelang.
    »Wer bist du?«, wiederholte er. Das Zittern in seiner Stimme war kaum zu hören. »Und was willst du?«
    Leifur zog sich überaus gemächlich die Lederhandschuhe
aus, indem er an einem Finger nach dem anderen zupfte, und diese absurde und affektierte Aktion ließ Lárus das wenige, was von seinem Selbstvertrauen verloren gegangen war, wiedergewinnen. »Ich möchte, dass ihr hier verschwindet, und zwar auf der Stelle«, sagte er entschlossen. »Und ich will meinen Computer wiederhaben, sonst verständige ich die Polizei. Du hast ja gesagt, dass sie hier ganz in der Nähe ist.«
    Leifur begann, sich den anderen Handschuh auszuziehen.
    »Du hast in Mannheim studiert«, fuhr er fort, als sei nichts vorgefallen, »und dort unter anderem mit einem Mann namens Nikolaus Grötsch verkehrt.« Er steckte die Handschuhe in die Manteltaschen und blickte sich um. »Richtig gemütlich hast du’s hier«, sagte er, während er die nackten, weißen Wände betrachtete, »hast du das selber so eingerichtet?«
    Lárus befeuchtete seine Lippen. Sein Widerstand erlahmte, aber die Wut bewirkte, dass er sich kerzengerade hielt und den Kopf in den Nacken warf. »Nicht, dass dich das etwas angeht, aber Klaus war mein Freund, das stimmt«, sagte er trotzig. »Wieso weißt du das? Wer bist du?«
    Leifur lächelte immer noch. »Klaus, richtig, so wurde er genannt. Und Dörte … Lüttjohann, spreche ich das richtig aus?« Er ging zu Lárus hinüber, baute sich direkt vor ihm auf und drückte ihn hinunter auf den Stuhl. Lárus gab nach und setzte sich. »Und dann war da noch ein anderer Nicholas, der wurde Nick genannt und kam aus Australien. Und dann noch die Heide. Und Sabine, natürlich. Vorbildliche Studenten, alle miteinander. Weißt du, wo sich dein Freund Klaus im Augenblick befindet?« Lárus schüttelte den Kopf. »Jetzt tu bloß nicht so, selbstverständlich weißt du das«, sagte Leifur. »Eure Freundin Dörte hat dich zuletzt heute Morgen angerufen, sie muss es dir doch gesagt haben. Falls sie es aber vergessen haben sollte …«, Leifur setzte sich auf das gemachte Bett und lehnte sich bequem gegen die Wand, »… dann werde ich
es dir sagen. Er ist im Gefängnis. Und zwar schon seit der letzten Woche, wegen radikaler Umtriebe. Was hat er noch gleich gemacht? Friðrik, rekapitulier das für uns.«
    Friðrik erschien im Türrahmen, und das Lächeln in seinem Gesicht ähnelte dem seines Vorgesetzten. »Er ist in den Bundestag in Berlin eingedrungen und hat versucht, den deutschen Umweltminister mit Farbe zu bespritzen.«
    »Eben«, sagte Leifur. »Das passt, mit grüner Farbe. Das ist ihm aber nicht gelungen. Genauso wenig, wie er es geschafft hat, damals den Zug zu stoppen, den mit dem Atommüll, der auf dem Weg nach … Friðrik, wie heißt der Ort noch?«
    »Gorleben«, sagte Friðrik.
    »Gorleben, ja. Diese deutschen Namen sind so seltsam, die kann man sich gar nicht merken. Das ist ihm nicht gelungen, und auch nicht all den anderen Verrückten, die das versucht haben, darunter auch Dörte und Nick, Heide und Sabine - und du.« Er seufzte effektvoll auf. »So kann es gehen. Mehr als vierzig Leute mussten heute den ganzen Tag ohne

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