Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutberg - Kriminalroman

Blutberg - Kriminalroman

Titel: Blutberg - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
Vom Netzwerk:
nehmen?«
    »Die von Ásmundur«, sagte Stefán.
    »Ja. Ich tue, was ich kann, aber ich habe meine Zweifel daran, ob ich das alles schaffe. Eigentlich sehe ich auch keinen Grund, sein Apartment noch einmal zu untersuchen. Wir haben das schon vorgestern ausgiebig gemacht. Da hatten wir ja auch nichts anderes zu tun, in der Schlucht war ja nichts zu sehen. Aber ich kann das schon machen, wenn du unbedingt möchtest.«

    Stefán kratzte sich im Nacken und wippte gleichzeitig gefährlich mit dem Stuhl. »Stell Halldórs Unterkunft erst mal zurück«, sagte er, »und auch die von Ásmundur. Schick das, was du bereits hast, nach Reykjavík und lass es so schnell wie möglich von deinen Kollegen dort untersuchen, und ebenso das, was ihr bei Ásmundur gefunden habt. Vielleicht sogar vor allem das, was ihr bei ihm gefunden habt. Ich glaube, wir hier sind uns alle ziemlich einig …«, er blickte in die Runde und ließ zur Erleichterung aller den Stuhl wieder auf seine vier Beine zurücksinken, »… dass es wohl dringlicher ist, noch ein weiteres Zimmer zu untersuchen, und zwar das von dem Portugiesen, der mit dem Leben davongekommen ist. Das muss so schnell wie möglich geschehen, und ich glaube, es könnte nichts schaden, wenn du es dir vornimmst, bevor wir darin herumwühlen.«
    »Mir ist es egal«, sagte Eydís, »aber ich glaube, ich muss zunächst etwas essen. Wisst ihr, was es gibt?«
    »Curry«, antwortete Stefán.
    »Oh, Schnodder, mmh«, erklärte Eydís mit strahlendem Lächeln. Sie setzte sich die Mütze auf und ging hinaus. Auðunn sah Steinþór erwartungsvoll an, was den gewünschten Erfolg zeitigte.
    »Na schön, dann geh du auch und iss was«, sagte Steinþór genervt.
     
    Stefán ließ die Tür weit offen stehen und öffnete beide Fenster, bevor er das Zimmer seines Schulfreunds in Augenschein nahm. Ásmundur war nicht der Erste aus seinem Jahrgang, der starb; zwei Jahre nach dem Abitur war eine Klassenkameradin an Krebs gestorben und eine andere 2001 bei einem Autounfall. Ásmundurs Tod berührte ihn aus irgendwelchen Gründen tiefer. Sie hatten sich zwar in den letzten fünfundzwanzig Jahren aus den Augen verloren, aber sie waren
früher befreundet gewesen und hatten sich, obwohl sie sehr verschieden waren, gut verstanden, bis Ásmundur nach Reykjavík ging, um Ingenieurwissenschaften zu studieren. Stefán blieb in Akureyri und trat in den Polizeidienst ein. Als er schließlich auch nach Reykjavík zog, war Ásmundur zum Studium im Ausland, und aus irgendwelchen Gründen hatten sie danach nie wieder zueinander gefunden.
    »Nach was suchen wir?«, fragte Steinþór. Stefán schüttelte die Erinnerungen von sich ab und versuchte, den schwachen Leichengeruch zu ignorieren, der immer noch über der kleinen Behausung schwebte, und sich auf das zu konzentrieren, was anlag.
    »Ich weiß es nicht«, sagte er, »aber wir werden es hoffentlich merken, wenn wir darauf stoßen. Ich fange mit dem Schreibtisch an, mach du dich an die Schränke.«
    »Wozu das wohl gut sein soll«, brummte Steinþór missmutig, öffnete aber trotzdem den Kleiderschrank. Eine Weile arbeiteten sie schweigend, jeder in einer Ecke des kleinen Apartments, fanden aber nichts, was ihre Aufmerksamkeit erweckt hätte. Als Stefán die akkurat aufgereihte Bleistiftstummelsammlung in der mittleren Schublade sah und daneben die Schreib-, Zeichen- und Notizblöcke in ebenso akkuratem Stapel, musste er lächeln und sich wirklich zusammenreißen, um sich nicht wieder nostalgischen Gefühlen hinzugeben. Die bereits in Gebrauch genommenen Blöcke befanden sich zuoberst. Sicherheitshalber blätterte er alle durch, alle waren unbeschrieben. Er legte sie wieder an ihren Platz und machte weiter. Als er auf diese Weise den Schreibtisch durchforstet hatte, ohne irgendetwas gefunden zu haben, nahm er sich als Nächstes das Bett, den Nachttisch und die Regale vor, während Steinþór das winzige Bad und den Flur untersuchte.
    »Tja, das hat wenig gebracht«, sagte Stefán und schloss das
Giebelfenster. Steinþór gab einen zustimmenden Laut von sich und trat auf die Veranda hinaus. Stefán schloss das andere Fenster ebenfalls und folgte ihm, drehte sich aber im Türrahmen um und warf noch einen Blick über die Wohnung, bevor er das Licht löschte. Dann knipste er es wieder an.
    »Wo war der Brief?«, fragte er.
    »Auf dem Schreibtisch. Auf der Schreibunterlage.«
    Stefán zupfte mit Daumen und Zeigefinger an seiner Unterlippe. Die dunkelgrüne Unterlage war auf

Weitere Kostenlose Bücher