Blutberg - Kriminalroman
tun hat. Er war am Montag in Reykjavík, und hat unseres Wissens nie irgendwelche Verbindung zu solchen Kreisen gehabt. Das ist wie mit der E-Mail«, fügte er achselzuckend hinzu, »die Spur endet irgendwo im Nichts.«
Leifur stöhnte. Die Dinge liefen keineswegs so geschmiert, wie sie laufen sollten. Er sah Friðrik an. »Wo ist der Ami?«
»Als wir gestern Abend dachten, die Sache sei in trockenen Tüchern, ist er zurück zum Stützpunkt.«
»Ruf ihn an. Und gib den Einsatzbefehl an das SEK heraus, wir fliegen wieder nach Egilsstaðir.«
»Wir haben aber auch hübsche Nachrichten in petto«, erklärte Stefán, der jetzt etwas entspannter wirkte. »Svavar hat noch einmal angerufen, vor etwa einer halben Stunde. Und
uns eine E-Mail geschickt. Man hat Lárus freigelassen, aber der behauptet, dass er beschattet wird, deswegen ist es vielleicht etwas übertrieben zu sagen, dass er auf freiem Fuß ist, der arme Kerl. Es hat ganz den Anschein, als wären die Herren Meisterspione etwas voreilig gewesen.«
Stefán strahlte übers ganze Gesicht. »Sie haben sich Lárus geschnappt, noch bevor sie eine detaillierte Auflistung seiner Anrufe in Händen hatten. Die hat aber ergeben, dass Lárus versucht hat, Matthías anzurufen, als die Brücke in die Luft ging. Er hat natürlich keine Verbindung bekommen, denn Matthías schlief wie ein Bär, als es passierte. Und außerdem stellte sich dabei heraus, dass Lárus selbst ein bisschen Amateurdetektiv gespielt und auf eigene Faust recherchiert hat, wenn man das so ausdrücken will. Er hat Svavar seine Ergebnisse ausgehändigt, und die hat er uns vorhin zugeleitet. Es kam mir zwar nicht so vor, als würde das viel bringen, aber vielleicht doch ein bisschen. Es handelt sich in erster Linie um Überlegungen, die wir auch angestellt haben. Einen Satz fand ich aber wirklich interessant, und zwar diesen.« Stefán wühlte in dem Stapel vor ihm, bis er fand, wonach er suchte. »Dóri schäkert immer noch mit Signora V«, las er vor, »und Signor V ist natürlich ein routinierter Sprengtechniker, während seines Militärdienstes wurde er im wehrtechnischen Bereich eingesetzt und sprengte Brücken und Gebäude. Eifersucht?« Stefán sah Katrín an. »Signor V ist vermutlich Ricardo Valente, der Impregilo-Boss, der jetzt geht. Hat er nicht behauptet, dass zwischen Halldór und seiner Frau alles schon längst aus war?«
»Doch, das hat er«, bestätigte Katrín. »Alles sei in schönster Ordnung, versicherte er, das kleine Frauchen schwanger und wieder brav und fügsam. Genau, wie Frauen sein sollen. Dass er beim Militär war, hat er nicht erwähnt.«
»Genau. Wir werden uns also noch einmal mit ihm unterhalten,
bevor er das Land verlässt. Und auch mit seiner Frau. Aber jetzt, was gibt’s mehr? Katrín, was ist mit dem Bohrloch in dem Grat?«
»Davon haben alle gewusst, soweit ich in Erfahrung bringen konnte«, antwortete Katrín. »Matthías habe ich nicht erreicht, er ist mehr oder weniger den ganzen Tag auf Besprechungen mit dem Generaldirektor gewesen, genau wie die anderen Topmanager. Ich hatte schon überlegt, da einfach aufzukreuzen, habe mich aber dann doch entschlossen, jemand anderen zu befragen. Hab diesen Pétur oder Páll erwischt, mit dem ihr bereits geredet habt, kurz bevor er auch zu dieser Besprechung musste. Also dieses Loch wurde vor etwa sechs oder sieben Wochen gebohrt, und zwar am helllichten Tag, deswegen kann jeder davon gewusst haben. Es sind natürlich nicht ganz so viele, die genau gewusst haben, wo es sich befand und weshalb es gebohrt wurde, und dass es demzufolge geradezu prädestiniert war, um den Grat abzusprengen. Pétur beziehungsweise Páll glaubte, dass es sich insgesamt um vielleicht fünfzehn bis zwanzig Personen handelt. Die Bohrtechniker wussten natürlich, wo es sich befand, und selbstverständlich auch der Subunternehmer, für den sie arbeiten. Er war für die Bohrung zuständig. Und außerdem alle in den höheren Positionen und selbstverständlich auch sämtliche Sicherheitsbeauftragten auf dem Gelände. Ich habe ihn die Namen aufschreiben lassen, und wenn ich die Liste überprüft habe, bekommst du sie.«
»Gut«, erklärte Stefán. »Also weiter zum nächsten Punkt. Ásmundur. Wenn Matthías ihn nicht umgebracht hat, um seine eigene Haut zu retten, wer dann? Irgendwelche Ideen?« Schweigen senkte sich über die Gruppe, alle dachten angestrengt nach, aber der Erfolg ließ auf sich warten. Stefán stand auf und reckte sich, brach diese
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