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Blutberg - Kriminalroman

Blutberg - Kriminalroman

Titel: Blutberg - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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der Brusttasche des Overalls und zündete sie an, bevor er sich wie in Trance wieder in Bewegung setzte. Auðunn folgte ihm und schimpfte wie ein Rohrspatz.

27
    Mittwoch/Donnerstag
    Forelle, dachte Stefán, was gäb ich nicht um eine Forelle. Gedämpft. Ächzend zog er sich den Schirm seiner Kappe vor die Augen und ließ einen fahren, er war ja schließlich ganz allein im Sitzungszimmer. Der schlimmste Druck ließ zwar dadurch etwas nach, doch er wusste, dass das nur die Ruhe vor dem nächsten Sturm war. Und das Telefongespräch mit Svavar, das dritte an diesem Tag, war nicht dazu angetan gewesen, sein Befinden zu verbessern. Es hätte ihn zwar eigentlich nicht sonderlich überraschen brauchen, tat es aber doch, da nichts im vorausgegangenen Gespräch darauf hingedeutet hatte, dass dergleichen bevorstand. Aber Svavar hatte natürlich recht, es gab keinen Grund für sie, noch länger hier rumzuhängen, ihr Auftrag war im Grunde genommen beendet - auch wenn es keine handfesten Ergebnisse gab. Und das ärgerte ihn am meisten, aber daran war nichts zu ändern. So lief das einfach manchmal, und Stefán tröstete sich damit, dass er somit wenigstens morgen Abend wieder an Ragnhildurs Seite einschlafen und am Freitagmorgen aufwachen würde, wie er es an den meisten Tagen der letzten fünfunddreißig Jahre getan hatte. Trotzdem tat ihm der Gedanke an den Rückzug in der Seele weh.

    »Ihr kommt ja überhaupt nicht voran«, hatte Svavar gesagt, und Stefán musste ihm recht geben. Nach mehreren Tagen hier vor Ort waren sie im Grunde genommen keinen Schritt weitergekommen. Sie hatten mit Dutzenden von Menschen gesprochen, und keiner von ihnen hatte irgendetwas gesehen oder gehört, was darauf hindeutete, dass es sich um eine Sprengung gehandelt hatte. Sie hatten dieses und jenes herausgefunden, vielleicht sogar ungewöhnlich viel, aber nichts Greifbares über den Bergsturz selbst oder das, was ihm vorausgegangen war.
    Stefán zog eine Grimasse. Sie hatten nichts an der Hand, was darauf schließen ließ, dass de facto irgendjemand einen triftigen Grund gehabt hätte, jemanden von diesen Männern zu töten, und noch viel weniger, wer da am Werke gewesen sein könnte. Höchstens einige kaum fundierte Theorien. Hinzu kam, dass die Leute vom Arbeitsschutz einen Bergsturz keineswegs ausschlossen, und nach dem, was Svavar sagte, tendierten sie sogar eher zu dieser Erklärung als zu einer Sprengung. Den Ausschlag hatte jedoch der Bericht von Norling und Haase gegeben. Durch ihn war Svavar zu der Überzeugung gekommen, dass es jetzt reichte, und das nahm Stefán allen Wind aus den Segeln. Die Experten, denen der Bericht vorgelegt worden war, hatten vor allem den Abschnitt über den bewussten Grat sehr genau unter die Lupe genommen. Sie hatten sich Bilder und Graphen und Berechnungen aller Art angesehen, und ihren Schlüssen zufolge war es im Grunde höchst erstaunlich, dass der Grat nicht schon längst eingekracht war. Sie wiesen in dem Zusammenhang auf das Wetter der vergangenen Monate hin, der ständige Wechsel zwischen Frost und Tauwetter hatte vermutlich dazu geführt, dass er endlich nachgegeben hatte.
    Abgesehen von dem Fiebergeschwätz eines Mannes, der zwischen Leben und Tod schwebte, deutete alles darauf hin,
dass es ein Bergsturz und keine Sprengung gewesen war. Die entwendete Seite aus Ásmundurs Brief, die schriftlichen Beschwerden von Valdimar und die Aussagen verschiedener Männer, mit denen sie sich unterhalten hatten, all das trug nur dazu bei, diese Theorie zu stützen. Svavar wies darauf hin, dass dieselben Unterlagen gleichzeitig die Möglichkeit einer Anklage wegen sträflicher Fahrlässigkeit eröffneten, wie Matthías befürchtet hatte. Sie würden die Ermittlung auf dieser Basis weiterführen, doch das könne genauso gut von Reykjavík aus geschehen, sagte Svavar, und da hatte er selbstverständlich recht. Wenn nötig könnte man Árni oder Katrín noch einmal in den Osten schicken, aber nichts rechtfertigte die anfallenden Kosten, wenn sie alle drei weiterhin dort blieben. Das Rumoren in Stefáns Eingeweiden steigerte sich proportional zu dem Rumoren in seinem Hirn. Er ließ noch einen fahren, dann schnappte er sich seine Unterlagen, verließ das Konferenzzimmer und ging in die obere Etage.
     
    Die Polizeibaracke war erleuchtet, und am Fenster konnte man die Silhouette einer menschlichen Gestalt erkennen. Auðunn ging in die Richtung, immer noch vor sich hin schimpfend wegen seiner Hose, während Árni Kurs auf

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