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Blutberg - Kriminalroman

Blutberg - Kriminalroman

Titel: Blutberg - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Katrín, und wünschte Gott den Allmächtigen mit seinen Einfällen zur Hölle. Wie lange konnte man wegen eines einzigen Apfels nachtragend sein?
    »Entschuldigt«, sagte sie und stand auf. »Ich muss mal kurz weg. Aber was unternehmen wir in dieser Sache? Wir werden ja wohl kaum Leifur informieren, oder?«
    »Auf keinen Fall«, erklärte Stefán. »Wenn der Árni recht hat - was natürlich verdammt komisch wäre, wenn man bedenkt, was für ein Trara die hier wegen der Grünen Armee gemacht haben -, dann werden wir auf gar keinen Fall zulassen,
dass ihm diese Ehre von jemand anderem geklaut wird.« Er lächelte Árni verschmitzt zu, der auf dem harten Kunststoffstuhl immer kleiner wurde. »Nein«, sagte Stefán, »du bleibst hier, mein lieber Árni, und ihr stimmt euch hier darüber ab, wie ihr vorgeht. Ich regele die Sache mit Svavar, wenn ich wieder in Reykjavík bin, ich habe das Gefühl, es macht sich nicht bezahlt, ihm das am Telefon zu erzählen.«
    Verdammte Scheiße, dachte Árni, der sich trotz allem darauf gefreut hatte, aus diesem Kerker von Kárahnjúkar herauszukommen. Dennoch grinste er wie ein Idiot, als Katrín ihm anerkennend zunickte, bevor sie aus dem Zimmer rannte, als sei ihr der Teufel auf den Fersen. Hat die aber einen Druck auf der Blase, dachte er.
     
    Guðni war überrascht gewesen, dass Helenas Mutter ihr erlaubte, nach Reykjavík zu gehen. Er hatte fast eine Stunde vor ihrem Haus in Egilsstaðir gewartet und darauf vertraut, dass sie es dem Mädchen rundheraus verbieten würde, aber da hatte er sich verrechnet. Helena kam mit zwei vollgestopften Koffern aus der Tür, und ihre Mutter begleitete sie auf die Treppe. Guðni blickte in die andere Richtung, er hoffte inständig, dass diese Frau, die er nur einmal in seinem Leben getroffen hatte, jetzt nicht auf die Idee käme, sich mit ihm zu unterhalten. Als er aus den Augenwinkeln zu ihnen hinüberschielte, sah er, dass Mutter und Tochter sich zum Abschied einen Kuss gaben, und atmete erleichtert auf, als Helena allein die Treppe herunterkam. Und jetzt saß sie hier. Bei ihm zu Hause.
    Seine Wohnung in einem Mehrfamilienhaus am Fellsmúli war nicht groß, aber es gab zwei Schlafzimmer. In dem Raum, den Guðni sein Gästezimmer nannte, wenn ihm danach zumute war, stand der alte Diwan, der ihm zur Konfirmation geschenkt worden war. Der grün- und orangefarbene Bezug war
immer noch so gut wie neu, fand er, als er ihn von dem Krempel befreite, der sich darauf angesammelt hatte.
    »Der Staubsauger ist in der Waschküche, wenn du möchtest«, sagte er. »Und Putzlappen auch, glaube ich. Und im Schrank da in der Ecke ist ein Schlafsack.« Helena antwortete nicht, sondern setzte sich auf die Liege und starrte stumm auf die fleckige Wand gegenüber. Guðni stand unschlüssig in der Tür, die Arme voll mit dem alten Krempel, und wusste nicht, was er als Nächstes sagen sollte. Er kannte diese junge Frau überhaupt nicht und fühlte sich ihr gegenüber geradezu schüchtern - denn er hatte irgendwie Angst, sie zu enttäuschen. Das war eine völlig neue Erfahrung für ihn. Bei seinen anderen Kindern war das nie vorgekommen, aber die hatten sich auch nie bei ihm einquartiert, sondern waren im Gegenteil überglücklich gewesen, wenn sie mit ihren Müttern bei ihm auszogen oder er bei ihnen.
    »Ich muss jetzt weg«, sagte er. »Am Haken im Flur hängt ein Schlüssel, wenn du noch mal rausmöchtest. Im Gefrierfach gibt es Pizza und Fertiggerichte, falls du hungrig bist.« Immer noch gab sie keinen Ton von sich, und Guðni beschloss, dass es fürs Erste genug sei. Er legte den alten Krempel auf den Wohnzimmertisch, holte das Video aus dem Apparat und steckte es mit vierzehn anderen Videos und sechzehn DVDs in eine Plastiktüte, die er in seinem Schlafzimmerschrank versteckte, bevor er die Wohnung verließ.
    Jorge war wach, als Guðni ins Krankenhaus kam. Ein anderer Mann mit genau dem gleichen Schnurrbart wie Jorge saß wie angewachsen auf einem Stuhl am Bett und warf dem ungebetenen Gast vorwurfsvolle Blicke zu. Jorge erinnerte sich an nichts.
     
    Im Grunde genommen war es schier unglaublich, überlegte Katrín, als sie sich den Sicherheitsgurt anlegte, wie dieser
schmächtige junge Spund, der meistens ziemlich konfus wirkte, manchmal per Zufall auf Dinge stieß, die alles auf den Kopf stellten und entweder das, was sie bereits zu wissen glaubten, endgültig bestätigten oder völlig über den Haufen warfen, sodass alles neu überdacht werden musste. Und

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