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Blutberg - Kriminalroman

Blutberg - Kriminalroman

Titel: Blutberg - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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aussahen.
    »Plis«, sagte Joaquim, »werr is telefone? I ken fone Portugal, yes? His vaif? Und sen ken I spik to polis, plis?«
     
    Als man gegen Mittag immer noch nichts von Ásmundur gesehen oder gehört hatte und er auch nicht auf Telefonklingeln oder Klopfen reagierte, beschloss Matthías, die Tür zu seinem Apartment aufzubrechen. Falls er nicht dort war, musste eine Suchaktion gestartet werden. Er nahm die beiden Polizisten aus Egilsstaðir mit, und nach ein paar missglückten Versuchen, das Schloss aufzubekommen, besorgten sie sich ein Brecheisen und stemmten die Tür zu dem kleinen Holzhaus auf, in dem Ásmundur untergebracht war. Matthías drängte hinter ihnen hinein, doch der ältere Polizist verwehrte ihm mit ausgestreckter Hand den Zutritt.
    »Es ist besser, wenn du draußen wartest, mein Lieber«,
sagte er leise, aber es war zu spät, Matthías hatte bereits mehr gesehen, als ihm lieb war. Er stützte sich auf das Geländer und atmete tief die eiskalte, glasklare Bergluft ein, während seine eigenen Worte von gestern Abend wieder und wieder in seinem Kopf nachhallten.
     
    Der Wachleiter säuberte sich mit dem Ende eines weißen Kugelschreibers, der für Smirnoff-Wodka Reklame machte, die haarige Ohrmuschel.
    »Und was für einen Eindruck hat dieser Kerl gemacht?«, fragte er zweifelnd. »War das nicht einfach ein Spinner?« Er betrachtete das Ergebnis seiner Aktion, bevor er den Kugelschreiber an der Hose abwischte und das andere Ohr in Angriff nahm. Die beiden Polizisten, die zum Krankenhaus gefahren waren, sahen einander an und zuckten einträchtig die Achseln.
    »Er war natürlich Ausländer«, sagte der ältere und erfahrenere.
    »Ein kleines Bürschchen mit einem riesigen Schnauzbart«, fügte der jüngere erklärend hinzu. »Und er hat genauso viel mit den Händen wie mit dem Mund geredet.«
    Der ältere Beamte setzte eine nachdenkliche Miene auf. »Genau. Aber das war vielleicht ganz gut, denn sein Englisch war hoffnungslos.«
    Der Wachleiter überlegte. »Seid ihr euch denn wirklich sicher, dass ihr ihn richtig verstanden habt?« Die beiden Polizisten sahen sich ein weiteres Mal an und waren sich wieder einig.
    »Ja«, sagte der ältere, »das liegt eigentlich auf der Hand, meine ich.«
    »Explosion kann ja auch nicht so viel anderes bedeuten«, fügte der jüngere hinzu.
    »Und er hat Explosion gesagt, so viel steht fest.«

    »Na schön«, stöhnte der Wachleiter. »Und wo befindet er sich jetzt?«
    »Er ist noch im Krankenhaus. Wir wollten ihn hier auf die Wache bringen, um ein anständiges Protokoll zu erstellen …« Er blickte den Wachleiter an, um sich zu vergewissern, dass der alles mitbekam und sie nicht etwa einen Anpfiff wegen schlampiger Arbeitsweise zu erwarten hatten. »Aber er blieb dabei und weigerte sich rundheraus, mitzukommen.«
    »Hm«, sagte der Wachleiter. Die beiden Polizisten hoben ratlos die Hände.
    »Was hätten wir tun sollen?«, fragte der Ältere. »Den Mann festnehmen?«
    »Hm«, wiederholte der Wachleiter. »Ja … nein, nein«, gab er schließlich zu, wenn auch widerstrebend. Die Polizisten atmeten erleichtert auf. »In Ordnung, ich gebe das weiter. Die Frage ist nur, an wen.« Er sah wieder auf seinen Kugelschreiber, wischte ihn am Hosenbein ab und steckte ihn in die Brusttasche seines Oberhemds. Die Säuberungsaktion war einstweilen beendet. »Eine entsetzliche Sache«, sagte er.
    »Was?«, fragte der Jüngere.
    »Dieser Unfall.«
    »Ja«, stimmten beide im Chor zu.
    »Sechs Menschenleben«, sagte der Wachleiter und schüttelte den kahlen Kopf. »Wahnsinn.«
    »Ja, Wahnsinn«, pflichtete ihm der ältere Polizist bei. »Und der einzige Überlebende ist ein Ausländer.«
    »Ein Portugiese«, fügte der jüngere hinzu.
    »Nicht, dass das eine Rolle spielt«, beeilte sich der ältere einfließen zu lassen.
    »So gesehen nicht«, stimmte ihm der jüngere zu.
    »Aber trotzdem.«
    »Ja, ja. Genau. Ich weiß genau, was du meinst. Total.«
    »Wenn es denn ein Unfall war«, sagte der ältere.

    »Genau«, erklärte der jüngere, »wenn es denn ein Unfall war.«
    »Jawohl«, stöhnte der Wachleiter. »Wie gesagt, ich leite das weiter. Aber verflixt noch mal, kann das wirklich sein, Jungs? Was? Sechs Menschen?«

4
    Sonntag
    Svavar strich sich über die stahlgrauen, militärisch kurz geschnittenen Haare, zog die pfeilgerade Nase kraus und begann, seine Goldrandbrille hektisch mit einem Brillenputztuch zu bearbeiten. Stefán wartete geduldig.
    »Also«, erklärte Svavar

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