Blutberg - Kriminalroman
gestoßen fühlte. Stefán kam es aber so vor, dass es nicht so sehr deswegen war, weil sie Friðrik abgestellt hatten, sondern weil sie nicht auf Svavars Ersuchen, das nicht zu tun, eingegangen waren. Diesen Verdacht behielt er jedoch für sich. »Angeblich hatten sie niemand anderen«, schnaubte Svavar, »behaupteten aber im gleichen Atemzug, dass das auch gar nichts zur Sache täte, er sei nämlich genau der richtige Mann für diese Aufgabe. Wenn ich richtig verstanden habe, gilt er bei denen wegen seiner Ausbildung in Amerika als Experte für terroristische Anschläge.« Svavar warf den Kopf zurück und sah Stefán an. »Sie haben sich erkundigt, ob das Probleme nach sich ziehen könnte. Wegen dem, was früher zwischen
euch oder richtiger gesagt, zwischen uns, vorgefallen ist.«
»Und was hast du geantwortet?«
»Ich habe gesagt, es sei mir schleierhaft, wie ein Mann, der in einem wichtigen Fall seinen Kollegen und seinen Vorgesetzten in den Rücken gefallen ist, sich vorstellen könne, mit demselben Vorgesetzten und seinen ehemaligen Kollegen zusammenzuarbeiten, für die er seitdem untendurch ist. Trotzdem habe ich behauptet, dass es von unserer Seite keine Probleme geben würde. Ich hoffe, dass ich da nicht zu viel versprochen habe.«
Stefán rang sich ein kleines Lächeln ab. Svavar hatte gut reden. »Auf keinen Fall«, sagte er. »Vorausgesetzt, dass er sich an die Regeln hält. Und wer ist der andere?«
Svavar runzelte die Stirn. »Ich weiß es nicht«, gab er zögernd zu. »Sie haben nur gesagt, er sei ein Fachmann auf seinem Gebiet, aber irgendwie hatte ich das Gefühl, als gehöre er gar nicht zu der Abteilung. Womöglich ist es sogar ein Ausländer. Aber das wirst du früh genug herausfinden, die beiden fliegen mit derselben Maschine wie ihr.«
»Hm. Und wie soll diese Zusammenarbeit aussehen?«, fragte Stefán. »Wer macht was und wer entscheidet was?«
»Aus meiner Sicht sieht es so aus, dass du die Leitung der Ermittlung übernimmst, sobald ihr vor Ort seid. Offiziell untersteht natürlich alles dem Amtmann in Seyðisfjörður, und ihr assistiert ihm nur, aber er weiß genauso gut wie ich, dass du den Kurs bestimmst, und ich vertraue darauf, dass er das auch seinen Leuten klargemacht hat.«
Stefán nickte. »Und Friðrik?«
»Soweit ich verstanden habe, kümmern sich Friðrik und sein Kollege um ihre Sachen und du dich um deine. Es wird davon ausgegangen, dass ihr in irgendeiner Form kooperiert, um doppelte Arbeit zu vermeiden, und dass ihr euch gegenseitig
über alles informiert, aber keiner von euch hat dem anderen etwas zu sagen. Falls es sich herausstellen sollte, dass es sich tatsächlich um einen Terroranschlag handelt, wird das IKA voll und ganz übernehmen. Und wahrscheinlich Verstärkung nach Kárahnjúkar schicken, und dann könnt ihr zurückkommen. Du gerätst auf keinen Fall in die Situation, Anweisungen von Friðrik entgegennehmen zu müssen, das zumindest kann ich dir versprechen.« Svavar schob seine Brille hoch und öffnete die Tür. »Das wird aber auf der Besprechung nachher alles noch mal genauer erklärt werden. Telefonier jetzt mit deinen Leuten und sag ihnen, dass sie sich reisefertig machen sollen.«
»Die Grüne Armee«, murmelte Stefán, als er den Korridor entlangging. »Was den Leuten nicht alles einfällt.«
»Dann nichts wie los«, sagte Katrín, als sie den Hörer auflegte. Und begann sofort zu packen.
Sveinn wollte sich keineswegs damit abfinden. Er hatte sich an seinen Teil der Abmachung gehalten, war mit Katrín zu dieser ätzenden Einladung mit diesen ätzenden Kollegen gegangen, die den ganzen Abend kaum über etwas anderes geredet hatten als unterschiedlich missratene Kleinkriminelle, und jetzt haute sie in den Osten ab, statt wie verabredet mit den Kindern zum Bowling zu gehen, während er sich mit seinen Freunden das Spiel anschaute. Mit dieser Entwicklung war er ganz und gar nicht einverstanden und hielt damit auch nicht hinter dem Berg.
»Und was ist da eigentlich so dringend, dass du sogar am Sonntag losmusst?«
»Nun hab dich doch nicht so, Svenni. Ich habe dir gesagt, was ich darüber weiß. Es hängt mit dem Unfall da in Kárahnjúkar zusammen. Und selbst wenn ich mehr wüsste, dürfte ich es dir nicht sagen.« Die Gereiztheit in ihrer Stimme
war ebenso deutlich herauszuhören wie die miese Laune bei Sveinn. »Und außerdem ist es nun wirklich nicht so, als könnte ich darüber bestimmen.«
»Ach nee? Und wieso ist das denn so eilig? Was
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