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Blutberg - Kriminalroman

Blutberg - Kriminalroman

Titel: Blutberg - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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berichtete, was Stefán gesagt hatte.
    »Und du weißt überhaupt nicht, wann du zurückkommst?«, fragte Ásta.
    »Nö. Keine Ahnung.«
    »Und was ist mit meinem Umzug?«

    »Der muss warten«, sagte Árni und küsste sie auf die Wange. »Sorry.«
    »Och«, sagte Ásta.
    »Bist du so nett und kochst Kaffee?«
    »Yess, massah«, sagte Ásta und verneigte sich. Árni wurde rot.
    »Ich habe es nicht so …«
    »Ach, mein Kleiner, sei still«, sagte Ásta lachend, »und sieh zu, dass du deine Siebensachen gepackt kriegst.«
    Árni wusste, dass er diese Frau nicht verdient hatte. Dass das nicht von Dauer sein konnte und zum Scheitern verurteilt war. Dass er alles vermasseln würde.
    »Dreimal verfluchte Scheiße«, murmelte er. Und begann zu packen.
     
    » Right «, sagte Guðni, »ich komme.« Er steckte das Handy in die Brusttasche, stand auf und zog sich die Unterhose hoch. Dann schaltete er den Fernseher aus und ging ins Bad. Er leerte die zum Platzen volle Blase genüsslich in die Kloschüssel, bevor er sich die Zähne mit einer brandneuen gelben Zahnbürste putzte. Anschließend wusch er sich Gesicht und Hände. Einen Augenblick hatte er überlegt, unter die Dusche zu gehen, aber dann beschlossen, dass das nicht vordringlich war.
    »Socken«, murmelte er, »und Wollsocken. Ich weiß, dass ich hier irgendwo irgendwelche dämlichen Wollsocken habe.« Er suchte und fand die Wollsocken in einem Pappkarton unter dem Bett; und außerdem zwei Paar Wollhandschuhe, ein Schal und ein kaputtes Radio. Genau wie er gedacht hatte. Guðni ließ sich auf das Bett fallen und betrachtete die Socken. Sie waren grün, grob gestrickt und nicht ganz gleich groß. Seine Mutter hatte sie selbst gemacht und ihm zum letzten Weihnachtsfest geschenkt, das sie erlebt hatte, eingepackt in
ein knalliges Papier mit Engeln drauf. Sieben Jahre, überlegte er, und da unten haben sie nun sieben Jahre gelegen, ohne dass er sie angerührt hat. Er stöhnte und zog die Nase hoch. Und packte weiter. Fünf Minuten später ging er wieder ins Badezimmer und hielt einen schwarzen Plastikkamm unter den Wasserhahn. Nachdem er den Haarkranz um die ständig größer werdende Glatze so gut wie möglich geglättet hatte, steckte er sich ein Opal-Lakritz in den Mund und einen halb gerauchten Stumpen, der auf der Konsole lag.
    » Looking good, amigo «, sagte er zu seinem Spiegelbild. »Verdammt gut.« Dann bestellte er ein Taxi.

5
    Sonntag
    Die Lagerhalle war kaum mehr als halbfertig und nicht isoliert. Sie bestand nur aus Wellblechplatten um ein Stahlgerüst herum, und deswegen eignete sie sich bei den augenblicklichen Witterungsbedingungen ausgezeichnet als Leichenhaus. Das ganze Gebäude hallte wider, als sie die Tür öffneten und den Aluminiumsarg, in dem Ásmundur lag, neben die anderen sechs stellten, die auf dem zementierten Fußboden nebeneinander aufgereiht worden waren. Ansonsten war die riesige Halle leer, und die grellen Neonröhren, die in zehn Meter Höhe in zwei Längsreihen von der Decke hingen, trugen das ihre dazu bei, die triste Stimmung und die Kälte da drinnen zu verstärken. Matthías schauderte. Trotz langer Unterhose und Angoraunterhemd spürte er, wie er eine Gänsehaut bekam.
    »Und was geschieht als Nächstes?«, fragte jemand. »Wir können die doch wohl kaum für längere Zeit hier aufbewahren?«
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Matthías, »darüber haben andere zu entscheiden.« Er ging bei Ásmundurs Sarg in die Hocke, legte eine Hand auf das kalte Metall und schloss die Augen. Die drei Männer, die ihm geholfen hatten, den Sarg zu
transportieren, traten verlegen von einem Fuß auf den anderen und warteten darauf, dass er sich wieder erhob. Als nichts dergleichen geschah, gab einer von ihnen den anderen unauffällig ein Zeichen, und sie zogen sich in den warmen Pickup zurück, der rückwärts an die Lagerhalle herangefahren worden war.
    »Verzeih mir«, sagte Matthías leise, als die Männer sich entfernt hatten. »Verzeih mir, Ásmundur.« Er stand auf und betrachtete eine ganze Weile die sechs Särge. »Verzeiht mir, alle miteinander«, sagte er schließlich laut, und zuckte zusammen, als dieser Satz von den frostblauen Blechwänden zurückgeworfen wurde. Er beeilte sich nach draußen zu kommen, und das Geräusch der zuklappenden Tür hallte noch wider, als er längst losgefahren war - so schnell, wie es der Straßenzustand und die Sicht gestatteten. Vielleicht sogar ein wenig schneller.
     
    Árni trat von einem Fuß auf den

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