Blutberg - Kriminalroman
sagte Árni, »ja, sie ist ganz nett.«
»Und eine tolle Frau, deine Ásta.«
Árni errötete, wusste aber nicht, wieso. »Jaah. Sie ist …« Er geriet ins Schleudern. Wollte »sehr nett« sagen, aber das Wort hatte er gerade für seine Wohnung verwendet. Er musste etwas anderes finden. »Sie ist prima«, murmelte er verlegen.
»Du musst entschuldigen … wegen … wie Sveinn sich benommen hat«, sagte Katrín.
Árni zuckte mit den Achseln. »Keine Ursache. Er war auch keineswegs der Schlimmste.« Er lächelte. »Sollten wir uns nicht einfach darauf einigen, dass er in schlechter Gesellschaft war?«
»Was hat Sveinn zu dieser Reise gesagt?«, fragte Stefán.
»Gar nichts«, erklärte Katrín prompt. »Was sollte er auch dazu sagen?«
»Ja, nein. Natürlich kann man da kaum etwas machen. Und die Kinder?«
Katrín zuckte die Achseln. »Was Kinder so sagen. Sie wollten mitkommen. Aber deine Frau, was hat Ragnhildur gesagt?«
Stefán lächelte. »Sie wollte auch mitkommen.«
»Und was hast du gesagt?«
Stefán verschränkte seine Arme und setzte eine ernste Miene auf. »Dass ich keine Lust habe, sie überallhin mitzuschleifen«, sagte er bedeutungsvoll. »Es ist ja schließlich mehr als genug, sie jeden Abend und jedes Wochenende um mich zu haben.«
Jetzt war es Katrín, die lächelte, doch nicht lange. Ihr schoss es durch den Kopf, dass Sveinn sich seinen Kollegen gegenüber auch so ausdrücken würde, aber im Gegensatz zu Stefán würde er es auch meinen.
»Klarer Kopf mit klarem Wasser«, ertönte eine bekannte Stimme hinter ihrem Rücken. Sie blickte sich nicht um und
gab keine Antwort darauf. Stefán und Árni tranken einen Schluck Bier und schenkten Friðrik ebenfalls keinerlei Beachtung. »Wir sehen uns im Osten«, sagte der grinsend und ging weg.
»Der verdammte Scheißkerl«, kommentierte Stefán, »hat aber anscheinend gute Beziehungen.«
»Was meinst du damit?«, fragte Katrín.
Stefán schnalzte mit der Zunge. »Tja, ich hatte gedacht, mir wäre es da vor zwei Jahren gelungen, ihn zu exkommunizieren, nachdem er mir in den Rücken gefallen war. Uns allen in den Rücken gefallen war. Ich habe sogar Leifur gesteckt, dass er ihn ebenfalls belogen hat. Leifur wird das kaum gut gefunden haben, wenn ich ihn richtig kenne. In unserem Metier ist es nie gut, wenn man seinen Leuten nicht hundertprozentig vertrauen kann.« Er trank einen Schluck Bier und strich sich den Schaum vom Bart. »Trotzdem wurde er nach dem ruhmlosen Abgang bei uns direkt von der internationalen Abteilung übernommen, und Leifur wird ihn nicht los. Da muss also jemand an irgendwelchen Fäden gezogen haben, und zwar nicht zu knapp. Wer ist das da bei ihm, habt ihr den schon mal gesehen?« Ihre Blicke richteten sich auf den schwarzhaarigen, dunkelhäutigen Mann, der mit Friðrik an einem Tisch saß und sich hinter einer Sonnenbrille verbarg.
»Nein«, erklärte Katrín, »keine Ahnung. Sieht aus wie ein Ausländer.«
»Ja«, sagte Stefán, »das ist er. Svavar hat zu verstehen gegeben, dass es irgendein Ausländer ist. Es wird doch wohl nicht …«
»Was?«
»Sie haben von irgendeinem externen Experten gesprochen. Was glaubt ihr wohl, was damit gemeint war?«
»Das weiß ich nicht«, antwortete Katrín achselzuckend. »Was glaubst du?«
Stefán setzte ein unergründliches Lächeln auf und senkte die Stimme. »Er ist bei Friðrik«, sagte er. »Und Friðrik ist in der Abteilung für internationale Zusammenarbeit beim IKA, das ja eigentlich nur die isländische Variante eines Geheimdienstes und im Grunde genommen ein Witz ist. Ein schlechter noch dazu, was sich am besten daran ablesen lässt, dass Friðrik dem Vernehmen nach ihr wichtigster Sachverständiger in Sachen Terrorismus ist. Und zwar nur, weil er seine Ausbildung in Amerika gemacht hat, das muss man sich mal vorstellen. Diese Typen haben auf der Besprechung über Friðriks Kumpel nur gesagt, dass er ebenfalls ein Experte auf seinem Gebiet sei. Was vermutlich im Bereich Terrorismusabwehr bedeutet. Und wo findet man denn solche Experten, wenn nicht bei einer anderen und wesentlich größeren Geheimdienstorganisation, die dieser Tage nichts anderes zu tun zu haben scheint, als hinter tatsächlichen und imaginären Terroristen her zu sein?«
»Die CIA«, warf Árni eifrig ein. »Verdammt noch mal, ich glaube, du hast recht. Sie haben sich Verstärkung beim großen Bruder geholt.«
Stefán nickte nachdenklich. »Genau«, sagte er und lehnte sich bequem auf seinem Stuhl
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