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Blutberg - Kriminalroman

Blutberg - Kriminalroman

Titel: Blutberg - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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war. »Dämlicher Klugscheißer.«
     
    Das Schluchzen war zwar leise, aber man hörte es unangenehm deutlich durch die dünne Wand, die Schlafzimmer und Wohnzimmer in diesem Behelfsbau trennte, den sie derzeit ihr Zuhause nannten, und zerschnitt ihm Ohren und Seele. Ricardo stand breitbeinig mit den Händen auf den Hüften mitten im Wohnzimmer und starrte auf den Fußbodenbelag. Es war einfach unerträglich. Weshalb zum Kuckuck nahm diese Frau keine Schlaftablette? Oder heulte zumindest richtig?
    Am liebsten wäre er ins Schlafzimmer gegangen, hätte sie in die Arme genommen und ihr langes, rabenschwarzes Haar gestreichelt, wie er es sonst immer tat, wenn etwas vorgefallen war. Diesmal aber traute er sich nicht, weil er nur zu gut wusste, dass sie sich nicht in seine Arme werfen, sondern ihn rotäugig, rotnasig und verschreckt abweisen würde. Und er fürchtete, dass er darauf in einer Form reagieren könnte, die er später bereuen würde. Er drehte sich auf dem Absatz um, ging in den Küchenbereich und griff nach der letzten Flasche seines Chiantis. Morgen mehr bestellen, nahm er sich vor und
lächelte deprimiert auf das Glas hinunter, während er es halb füllte.
    Probleme. Endlose Probleme, wohin man auch blickte. Als ihm die Stelle des leitenden Ingenieurs bei diesem Großprojekt angeboten wurde, hatte er keinen Augenblick gezögert. Er musste sich sogar richtig zusammenreißen, um nicht ja zu sagen, noch bevor sein Chef ausgeredet hatte, und an Ort und Stelle einen Freudentanz mit entsprechendem Gejohle aufs Parkett zu legen. Endlich, endlich zeigen sie, dass sie meine Fähigkeiten zu schätzen wissen und vertrauen mir ein bedeutendes Projekt an. Endlich bin ich da, wo ich hinwollte. Susanna hatte sich mit ihm gefreut, sie hatten auf bessere Zeiten angestoßen, auf ein besseres Gehalt und auf eine noch glänzendere Karriere in absehbarer Zukunft. Sie war allerdings nicht sonderlich begeistert von der Idee gewesen, ihm hierher in den hohen Norden zu folgen, in die Kälte und die Einsamkeit, aber es war ihm gelungen, sie zu überreden. Leider. Er hob das Glas, hielt es sich unter die Nase und atmete tief ein.
    » Salute «, sagte er leise zu sich selbst. Wenigstens habe ich es geschafft, diesem Gewerkschaftsbonzen das Maul zu stopfen, dachte er. Ewig das Gejaule von diesen Typen, die sind nie zufrieden. Warum hat mir niemand gesagt, dass es so werden würde? Wie zum Teufel hätte man wissen können, dass es so werden würde? So einen Affenzirkus hatte er noch nie erlebt. Löhne, Unterkünfte, Kantine, Arbeitszeit - es gab nichts zwischen Himmel und Erde, woraus sie nicht ein Theater machen konnten, diese Isländer. Fühlten sich allesamt wie kleine Könige. Und die Portugiesen waren keinen Deut besser. Schwächlinge, die es nicht einmal ein Jahr aushielten, einige machten schon schlapp, bevor das halbe Jahr um war, für das sie sich verpflichtet hatten. Nur gut, dass die Behörden hierzulande gefügig und verständnisvoll waren. Und die Lage
hatte sich auch gebessert, nachdem das chinesische Kontingent erhöht worden war. Die Chinesen stellten sich jedenfalls nicht quer, das musste man ihnen lassen. Genauso wenig wie die Behörden.
    Aber das hatte nicht ausgereicht, um di Tommasso einen Dämpfer zu verpassen, der saß tagaus, tagein auf dem hohen Ross. Je mehr er darüber nachdachte, desto sicherer war er, dass Bareis unerwarteter Besuch mit di Tommassos Machenschaften in Verbindung stand. Warum zum Teufel hatten sie von allen Leuten ausgerechnet ihn zu seinem Stellvertreter gemacht? Es war doch bekannt, dass sie überhaupt nicht miteinander auskamen, dass er nach den Vorfällen in Brasilien nicht das geringste Interesse daran haben konnte, wieder mit diesem Kerl zusammenzuarbeiten. Und es hatte sich ja auch wieder herausgestellt, dass di Tommasso an allem, was er in Angriff nahm, etwas auszusetzen hatte; er sah ihm ständig auf die Finger, meckerte an allem herum und schnalzte dabei idiotisch mit der Zunge … Als hätte er das besser gekonnt, der Scheißkerl. Auf jeden Fall bin ich diese Laus jetzt los, dachte Ricardo und schnupperte wieder an dem Wein. Wen würden sie wohl an seiner Stelle schicken?
    »Que sera, sera«, murmelte er und trank endlich von dem exquisiten Rebensaft. Di Tommasso, Barei, dieser Depp von einem Sicherheitsbeauftragten und der verdammte Zuhälter - alle tot. Er schlürfte den Wein. Haase und Norling ebenfalls. Nicht, dass das irgendetwas ausmacht, dachte er und verzog säuerlich den

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