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Blutberg - Kriminalroman

Blutberg - Kriminalroman

Titel: Blutberg - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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vielleicht passiert etwas ganz anderes. Etwas, das uns zeigt, dass es sich um einen Unfall gehandelt hat, dass Frost und Wasser und Gestein und Schwerkraft oder was auch immer diese Männer umgebracht haben.« Er beugte sich vor und ließ seine Blicke von einem zum anderen gleiten. »Doch bis dahin tun wir alles, was wir können, um der Sache auf den Grund zu gehen. Verstanden?«
    Er lehnte sich stirnrunzelnd zurück und verschränkte finster dreinblickend die Arme. Árni bekam während dieser Zurechtweisung einen knallroten Kopf und ließ es dabei bewenden, beschämt zu nicken. Die Rolle, das dramatische Schweigen zu durchbrechen, fiel Guðni zu.
    » Right , du meinst, dass der Portugiese am ehesten ein Mordopfer sein könnte«, sagte er und zog einen neuen Stumpen aus der Schachtel, um darauf zu kauen, »aber wie ich gesagt habe, weshalb sollte jemand den umbringen wollen? Und noch dazu auf diese Weise? Warum ihm nicht einfach eines Abends ein Messer in den Bauch jagen?« Er biss das Ende des Stumpens ab und spuckte in Richtung des Papierkorbs. »Ich tippe eher auf die Spaghettifresser.«
    »Tatsächlich?«, entgegnete Stefán erstaunt. »Weshalb?«
    Guðni verdrehte die Augen und gestikulierte wie ein Italiener. »Die sind davon ausgegangen, dass sie hier oben in Island machen können, was sie wollen, und haben sich geweigert, das zu zahlen, was sie normalerweise da unten in Italien zahlen müssten«, sagte er, und dem Ton seiner Stimme war zu entnehmen, dass das etwas war, was jedes Kind wissen müsste. »Und irgendjemandem gefiel das nicht, kapiert ihr? Der Mafia gefiel das gar nicht, und schwupps ist die Cosa Nostra zur Stelle.« Er grinste so breit, dass seine tabakgelben Zähne zum Vorschein kamen. »Irgendein Top-Manager aus
dem Ausland kommt zu Besuch, präzise der richtige Moment, um die richtige Message an die richtige Stelle zu senden. Und um Missverständnisse auszuschließen, wurde nicht gekleckert, sondern geklotzt.«
    Katrín traute ihren eigenen Ohren nicht. Stefán und Árni erging es ebenso. »Erst die Grüne Armee, dann die CIA und jetzt die Mafia?«, fragte sie ungläubig. »Was könnte einem sonst noch einfallen? Die Freimaurer? Oder vielleicht irgendein mittelalterlicher katholischer Geheimbund?« Sie hob resignierend die Hände. »Mensch, ich glaube, hier ticken alle nicht mehr ganz richtig, ehrlich. Willst du ernsthaft behaupten, dass die italienische Mafia einen Massenmord hier oben in Kárahnjúkar inszeniert hat, weil Impregilo sich weigert, Schutzgelder zu zahlen?«
    Guðni strich sich über die Glatze und sagte achselzuckend: »Weshalb nicht? Die Mafia ist doch wohl kaum eine unwahrscheinlichere Variante als irgendwelche mordwütigen Umweltterroristen, oder?«
    »Nein«, gab Stefán nach kurzem Schweigen zu, »das stimmt zwar, klingt aber trotzdem irgendwie noch unglaublicher als alles andere.«
    Guðni hievte sich mit Mühe von dem niedrigen Bett hoch, zog die grüne Hose zurecht und blinzelte seinem Chef zu. »Ganz sicher?« Das Grinsen war noch an seinem Platz, als er gute Nacht sagte und zur Tür hinauswankte.
    »In einer Sache hat der Kerl allerdings recht«, sagte Stefán, als sie lange genug die Köpfe geschüttelt hatten, nachdem Guðni das Zimmer verlassen hatte. »Es ist Zeit, schlafen zu gehen.«
     
    Die kahle Erhebung zwischen den Camps der National Power Company und dem Hauptquartier von Impregilo war etwa hundert Meter breit und mindestens einen Kilometer lang
und wirkte wie eine Art Niemandsland. Leere Kabelrollen, Bretterstapel, Ölfässer, zerbrochene Abwasserrohre von fast einem Meter Durchmesser und ausgediente Gerätschaften aller Art lagen verstreut wie Strandgut herum und ragten unterschiedlich hoch aus dem Schnee heraus. Auf der Seite der NPC stand eine kleine Hütte ganz allein für sich, ein moosgrüner Holzkasten der gleichen Bauart wie die Arbeiterunterkünfte. An den weißen Wänden drinnen befanden sich drei Kleiderhaken, ein elektrischer Heizstrahler und ein Aushang in Din-A4-Format mit einigen Telefonnummern. Der Fußboden war grau, und von der Decke, die ebenso weiß war wie die Wände, hing eine lange Neonröhre ohne Abdeckung. Im Fenster zur Straße stand ein Pappschild mit dem Logo der Polizei, und darunter befand sich eine Pressspanplatte, die von einer Wand zur anderen reichte, einen halben Meter breit war und als Schreibtisch diente. An ihr saßen die beiden Polizisten aus Egilsstaðir auf ihren Kunststoffstühlen und zankten sich, ob sie weiterhin

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