Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutberg - Kriminalroman

Blutberg - Kriminalroman

Titel: Blutberg - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
Vom Netzwerk:
rumgesprochen, sonst wäre ja wohl auch kein Geld damit zu machen gewesen«, entgegnete Guðni achselzuckend. »Das muss aber nicht bedeuten, dass alle es gewusst haben, hier kommen und gehen die Leute zu allen Tages- und Nachtzeiten. Wer verfolgt das denn alles genau? Höchstens die Sicherheitsbeauftragten, und da war Björn natürlich in der optimalen Position, um alles unter Kontrolle zu haben. Und selbst wenn irgendwelche
Top-Leute davon wussten, brauchte das keineswegs dazu führen, dass sie einen Aufstand gemacht und das gestoppt hätten. Vielleicht fanden sie es ja einfach völlig in Ordnung. Ein bisschen Zeitvertreib für die Kerle an den langen Abenden.« Er zwinkerte Katrín ein weiteres Mal zu, und jetzt reichte es ihr.
    »Etwas zum Zeitvertreib für die Kerle?«, wiederholte sie mit gefährlicher Ruhe. »Ist es dir wirklich wichtiger, mich zu provozieren, als dass wir in unserer Sache weiterkommen?« Guðni lief rot an und wollte protestieren, doch Katrín ließ ihn nicht zu Wort kommen. »Mir fällt jedenfalls keine andere Erklärung für dein Verhalten ein. Sogar mir kommt es nicht in den Sinn, dich für so pervers zu halten, dass du es einfach nur komisch findest, wenn zwanzig Frauen als sexuelle Zwangsarbeiterinnen nach Kárahnjúkar gebracht werden. Oder bist du so dämlich zu glauben, dass sie sich um den Nuttenjob beworben haben, weil sie Spaß am Bumsen haben? Trotzdem führst du dich hier wie ein bescheuerter Halbstarker auf, nur um mich zu ärgern. Wie wär’s, wenn du dich damit abfinden würdest, dass wir zusammenarbeiten, und endlich aufhören würdest, dich wie ein Idiot zu benehmen?«
    Árni verfolgte die Szene interessiert, er hatte Guðni noch nie so verdattert gesehen. Guðni war stinkwütend, denn offensichtlich hatte Katrín den Nagel genau auf den Kopf getroffen, und er fühlte sich beschämt. Stefán gab keinen Ton von sich und verzog keine Miene, als Guðni ihn hilfesuchend ansah. Árni fand die Stille hochspannend und unterdrückte ein Rülpsen, um die Stimmung nicht zu ruinieren. Die Sekunden tickten. Stefán sah auf seine Armbanduhr und dann zu Guðni.
    »Okay«, murmelte Guðni endlich mit zusammengebissenen Zähnen, »okay, sorry. Was ich versucht habe zu sagen …«
Er richtete sich auf und war gezwungen, Katrín in die Augen zu sehen. »Ich wollte damit nur sagen, dass die Männer hier oben am Arsch der Welt sechs Tage in der Woche Zwölfstundenschichten haben, und in der freien Zeit gibt es nichts, womit sie sich beschäftigen können. Es handelt sich mehr oder weniger um Ausländer, die hier monatelang festsitzen und höchstens jeden zweiten Sonntag nach Egilsstaðir kommen. Einen halben Tag. Was glaubt ihr, wie oft diese Leute Lust dazu haben? Und was glaubt ihr, was ihnen das bringt? Hier gibt es eine Bar oder besser, einen Gemeinschaftsraum, aber da wird kein Alkohol verkauft. Es gibt zwei Fernsehräume, einen für die Raucher und einen anderen für Nichtraucher. Bei den Wohnbaracken gibt es keine Antennenanschlüsse, die Leute müssen also das anglotzen, was jeweils die Mehrheit sehen will. Darüber hinaus gibt es zwei Tischfußball-Sets und einen Billardtisch. And that’s it! Für acht- oder neunhundert Männer! Und an den anderen Orten ist noch weniger. Ein Fernseher, basta.«
    Katrín zog die Augenbrauen hoch. »Und das rechtfertigt also Menschenhandel und sexuelle Zwangsarbeit und …«
    »Nein«, fauchte Guðni, »das rechtfertigt gar nichts. Habe ich das behauptet? Aber es erklärt vielleicht, weshalb ein paar von den Top-Managern hier beschlossen haben, darüber hinwegzusehen. Falls sie überhaupt davon gewusst haben, in Internaten passiert ja beispielsweise auch viel, wovon die Lehrer keine Ahnung haben.«
    »Was soll das denn?«, stöhnte Katrín.
    »Du weißt sehr genau, was ich meine. Hast du nicht gerade selber darüber geredet, dass wir mit diesem verfluchten Quatsch aufhören und uns auf unsere Aufgabe hier konzentrieren sollen?«
    Katrín hielt es für geraten, das zu schlucken. »Entschuldige, mach weiter.«

    Guðni nahm sie beim Wort. »Den Bossen hier, vor allem denen von Impregilo, denen geht es gut. Sie wohnen ganz für sich, einige sind mit ihren Frauen und sogar Kindern hier, und sie haben selbstverständlich einen eigenen Fernseher, Netzverbindung, ein Auto, und so weiter und so weiter. Und das bei erstklassigem Gehalt. Die Arbeiter hier haben nichts dergleichen. Einen Scheißlohn und ein Scheißleben auf dieser Scheißinsel. Okay, also genau

Weitere Kostenlose Bücher