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Blutberg - Kriminalroman

Blutberg - Kriminalroman

Titel: Blutberg - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Sie hatte zwar noch ein paar Dinge mehr genannt, aber nichts, was seiner Meinung nach ein echter Verlust sein würde. Die Rentiere konnten sich woandershin verkrümeln, Platz gab’s ja schließlich genug, und von all dem anderen Zeug gab es ebenfalls reichlich auf dieser Schäre. Mehr als genug. Er zündete sich den Stumpen an. Außerdem hatte er sich königlich amüsiert über den Affenzirkus, den die SEK-Truppe aufgeführt hatte, und Katríns Ärger darüber, sie hatte sich gar nicht wieder einkriegen können, nachdem sie zum zweiten Mal angehalten und um ihre Papiere gebeten worden waren. Und jetzt hatte er gut gegessen, und als Nächstes standen Kaffee, Cognac und Klatsch auf dem Programm. Besser konnte es nicht laufen.
    »Also«, sagte der Koch, als er sich wieder auf den ächzenden Stuhl fallen ließ und das Tablett auf den Tisch stellte, »fangen wir doch einfach mit Bjössi an. Björn Egilsson, seines Zeichens angeblich Sicherheitsbeauftragter.« Kichernd schenkte der Koch den Cognac ein. »Sicherheitsbeauftragter, meine Fresse . Also, eins kann ich dir sagen, der Bjössi, der …«
    Der Koch konnte gut erzählen und bedurfte keiner Ermunterung. Guðni brauchte bloß in passenden Abständen zu nicken und darauf zu achten, das Gesicht nicht allzu sehr zu verziehen, wenn er an der Kaffeeplörre nippte.
    Eine halbe Stunde später ging er in sein Zimmer, wo er den Stumpen zu Ende rauchte und den Cognac austrank, während er sich das, was ihm der Koch gesagt hatte, durch den Kopf gehen ließ.
    »Verdammt genial«, murmelte er wieder, öffnete das Fenster einen Spalt und warf den Stummel in die Schneewehe
vor dem Fenster. Er zog sich aus, kratzte seinen Bauch unter dem Achselhemd, setzte sich auf die Bettkante und besah sich seine Zehennägel. Die schienen so ziemlich in Ordnung zu sein. Er streckte sich aus, zog die Bettdecke hoch, löschte das Licht und schlief ein.

16
    Dienstag
    »Er war was?«, fragte Stefán entgeistert.
    »Zuhälter«, grinste Guðni, »und zwar in ziemlich großem Stil, soweit ich weiß.«
    »Und wo … wie …?« Stefáns, Katríns und Árnis zweifelnde Mienen brachten Guðni nicht aus der Ruhe.
    »Hier in diesem Camp leben über tausend Menschen«, sagte er, »und außerdem noch fünf- oder sechshundert an drei oder vier anderen Stellen. Hier gibt es aber nur etwa hundert Frauen, und die meisten sind potthässlich. Chinesische Walzenführerinnen und italienische Bürotrampel mit Bart auf der Oberlippe.« Dabei blinzelte er Katrín zu, was sie geflissentlich übersah. »Männer müssen hin und wieder mal eine Frau besteigen, das ist doch wohl das Mindeste, wenn man in so einem Gulag arbeitet. Und es war wie gesagt Björn, der das arrangiert hat. Soweit ich weiß, haben fünfzehn oder zwanzig Nutten für ihn gearbeitet, hauptsächlich aus dem Baltikum. Die hat er auf irgendeinem Hof in Fljótsdalur einquartiert, und sie kamen regelmäßig hierher. Lieferung frei Haus.« Wieder zwinkerte er Katrín zu. Sie blickte zur Seite, denn sie war fest entschlossen, sich von dem dämlichen Kerl nicht zu einem weiteren Streit provozieren zu lassen.

    »Und ist das schon lange im Gange?«, fragte Stefán. »Hat der Koch das auch gewusst?«
    »Mindestens ein Jahr, glaubt er, aber vielleicht auch schon länger.«
    Stefán schüttelte ungläubig den Kopf. »Das klingt einfach verrückt. Es ist doch gar nicht möglich, fünfzehn oder zwanzig ausländische …« Er kratzte sich am Kopf, während er nach dem passenden Wort suchte, »… ausländische Prostituierte auf irgendeinem Bauernhof auszuhalten, ein ganzes Jahr lang, ohne dass bei irgendjemand der Groschen fällt, zum Kuckuck noch mal!«
    »Hier in der Gegend ist doch der Aufschwung in vollem Gange, oder? Jede Menge Häuser in Egilsstaðir und auf dem Land werden an alle möglichen Leute vermietet, die an diesem Projekt beteiligt sind. Es wohnen längst nicht alle hier oben, verstehst du. Ein paar ausländische Weiber, die in den Geschäften in Egilsstaðir einkaufen, da fällt bei niemand der Groschen. Sie unterscheiden sich in nichts von den anderen, das passt ganz genau in die Kárahnjúkar-Kiste, Büromiezen, Putzfrauen, was auch immer. Da denkt doch niemand drüber nach, Hauptsache, die Kassen klingeln.«
    »Aber hier oben? Willst du mir sagen, dass hier oben niemand etwas gemerkt hat? So etwas spricht sich doch herum, auf die Dauer lässt sich das an einem Ort wie diesem doch nicht geheim halten.«
    »Doch, ja, selbstredend hat sich das hier

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