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Blutbuchen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners erster Fall) (German Edition)

Blutbuchen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners erster Fall) (German Edition)

Titel: Blutbuchen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners erster Fall) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Schroll
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mich vom Zug abholen.«
Die Wirtin blickte ungläubig. »Vom Gut in Waldau? Sind Sie sicher?«
Laura nickte.
Nach einer Pause flüsterte die Wirtin mit gebrochener Stimme: »Unmöglich, wer sollte Laurenz etwas antun?«
»Sie kannten ihn auch?«
»Ja, ich kenne ihn schon lange. Manchmal kam er rein zu mir, wenn er auf Gäste wartete und noch Zeit war, weil die Züge Verspätung hatten. Er hat mir dann immer das Neueste vom Gut erzählt. Heute war er aber nicht da. Es ist wirklich traurig«, seufzte sie betroffen.
Laura, die merkte, dass die Wirtin ihn gemocht hatte, versuchte zu trösten: »Sicher findet die Polizei bald heraus, wer es getan hat.«
»Naja«, sagte die Frau bekümmert und ging zur Theke, um Gläser zu polieren. Ein gern gesehener Gast war tot, ermordet. Ihre Wissbegier war mehr als nötig gestillt.
Laura konnte nicht helfen. Sie wusste nicht, worüber sie mit der Wirtin noch reden sollte und vertiefte sich in ihre Reiselektüre, einen Kriminalroman von Margery Allingham. Es gelang ihr sogar, sich auf das Gelesene zu konzentrieren.

»Mehr kann ich im Moment hier nicht tun. Unser Auto kommt gleich.«
Laura blickte auf und benötigte ein paar Sekunden, um in die Wirklichkeit zurückzukommen. »Ihre« Kommissarin setzte sich neben sie und sah schon etwas geschaffter aus.
»Möchten Sie inzwischen vielleicht einen Kaffee zur Stärkung? Oder etwas essen? Es schmeckt gut hier. Da draußen war es sicher anstrengend?«, fragte Laura.
»Ja. Meine Kollegen werden noch weiter machen müssen. Befragungen, Spurensicherung, das komplette Programm. Von Ihnen werden sie sich auch noch die Fingerabdrücke holen müssen«, informierte Judith Brunner erst einmal über ihre Arbeit. Dann ging sie auf den Getränkevorschlag ein. »Einen Kaffee? Eine gute Idee. Aber ein süßer, heißer Kakao wäre mir noch lieber.«
Skeptisch, ob dieser in einer Bahnhofswirtschaft etwas exotisch wirkende Wunsch erfüllt werden konnte, ging Laura zur Theke. Doch zwei Kakao stellten kein Problem dar. Von diesem kleinen Erfolg beflügelt, wagte sie es, sich nach dem Stand der Dinge zu erkundigen.
»Na ja, viel wissen wir noch nicht. Offenbar ist es im Auto passiert, woanders waren keine Blutspuren zu sehen. Er hat nur eine Wunde in der Brust; der Notarzt meint, es wird eine Stichverletzung sein. Es sei auch noch nicht länger als eine, anderthalb Stunden her. Eine Waffe haben wir bisher nicht gefunden.« Mehr wollte Judith Brunner nicht sagen. Laura Perch war ihr zwar sympathisch und den Gedanken, der ihr kurz gekommen war, sie zu den Verdächtigen zu zählen, hatte sie schnell wieder fallen gelassen. Doch war sie zumindest eine wichtige Zeugin, die sie nicht durch zu viele Informationen beeinflussen wollte. »Wir werden denjenigen schon finden, der ihn ermordet hat.«
»Ich kann es immer noch nicht glauben. Er saß so friedlich da«, reflektierte Laura Perch nachdenklich.
Schweigend tranken die beiden Frauen aus ihren Bechern.
Als Judith Brunner die Ankunft ihres Dienstwagens gemeldet wurde, wandte sie sich an die Wirtin: »Meine Kollegen werden Sie noch befragen. Wir haben draußen viel absperren müssen. Ich kann nicht versprechen, dass Sie zum Feierabendbetrieb wieder normal ausschenken können.«
»Ja, ja. Ist schon in Ordnung. Der Laurenz, mein Gott.« Sie wischte gedankenverloren auf einem Tisch herum.
»Ach, Sie kannten ihn?«
»Ja, er war manchmal hier bei mir, auf einen Schluck oder einen kleinen Happen, heute aber nicht. Mehr weiß ich nicht. Hab ich aber der jungen Frau schon erzählt.«
Aufmerksam sah Judith Brunner zu Laura hinüber, die eben ihren letzten Schluck nahm. »Lassen Sie uns bitte fahren, Frau Perch.«
     
     
    ~ 5 ~
     
    Da der Bahnhof am äußersten Stadtrand lag, mussten die Frauen erst ganz Gardelegen durchfahren, bis sie auf die Landstraße Richtung Waldau gelangten. Laura, die als Beifahrerin Gelegenheit zum Schauen hatte, nutzte dies, um die Veränderungen in der Stadt zu registrieren. Ihre Großeltern waren früher mit ihr hierher gefahren, wenn außerordentliche Einkäufe oder Dinge auf der Bank zu erledigen waren, hin und wieder, um einen Amtsbesuch zu absolvieren. Doch immer hatten sie ihr das Gefühl gegeben, ihretwegen hierher gefahren zu sein, damit sie einen Eisbecher essen konnte, ein neues Buch oder Malheft aussuchen durfte. Später, als ihren Großeltern diese Busausflüge zu strapaziös wurden, war sie stolz gewesen, die von ihnen gewünschten oder nötigen Dinge erledigen zu

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