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Blutbuchen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners erster Fall) (German Edition)

Blutbuchen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners erster Fall) (German Edition)

Titel: Blutbuchen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners erster Fall) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Schroll
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ich, so früh es geht, vorbei.« Ein Besuch bei der Kreisbehörde der Polizei hatte ohnehin auf ihrem Plan für den nächsten Tag gestanden. Nun hatte sich ihre Aufgabe in Gardelegen jedoch zu einer echten Morduntersuchung ausgewachsen, und ob überhaupt eine Verbindung zu den anonymen Briefen bestand, würde sich erst noch herausstellen müssen.
     
     
    ~ 4 ~
     
    In der Bahnhofswirtschaft war Laura Perch ein willkommener Gast.
Einerseits war die Wirtin froh über jeden, der Zeit für ein ordentliches Essen mitbrachte und mehr als ein schnelles Bier und Kartoffelsalat mit Bockwurst bestellte. So konnte sie wenigstens ihre recht passablen Qualitäten als Köchin vorführen. Andererseits bot eine Besucherin, die, nach den Andeutungen des Fahrkartenverkäufers, einen Toten gefunden hatte, außergewöhnlichen Gesprächsstoff. Dazu Berichte über die anwesende Polizei – mit diesem »Tatsachenwissen« konnte sie für mehrere Abende das zu erwartende zahlreichere Publikum fesseln; für den Umsatz sicher ein nützlicher, nicht zu unterschätzender Umstand.
Doch Laura konnte die verständliche Neugier der Wirtin vorerst nicht stillen; sie wollte nicht reden. Die turbulente letzte halbe Stunde hatte sie Kraft gekostet. Außerdem musste sie dringend etwas essen, inzwischen war es längst Mittag und die nächste Gelegenheit für eine Mahlzeit ungewiss.
Die offenbar würdige Vertreterin ihrer Zunft erkannte Lauras Zustand. Sie brachte ihr zur Stärkung erst einmal einen doppelten Korn und schlug ein einheimisches Gericht vor. Der Schwatz musste eben warten.
Laura nahm die Angebote dankbar an. Der Schnaps schmeckte ihr zwar nicht, doch die Geste war nett gemeint und auf einen Sherry oder gar Martini brauchte sie hier nicht zu hoffen, also schüttete sie den Kornbrand runter.
Das wurde genau beobachtet. Zu dieser Stunde waren außer ihr nur wenige Gäste im Raum. Einige Kraftfahrer und zwei Kohlenträger hatten sich zu ihrem üblichen Mittagsbier eingefunden und hofften, wegen des Polizeifahrzeuges neugierig geworden, in der Wirtschaft Näheres zu erfahren. Allerdings schienen sie gleichzeitig durch Lauras Anwesenheit verunsichert, weil die junge Frau hier um die Mittagszeit, wenn sonst nur ihresgleichen in der Bahnhofswirtschaft die Zeit verbrachten, fremd wirkte. Einstweilen tranken sie also ihre Biere, aßen ihre einfachen Mahlzeiten und versuchten, sich abzulenken.
»Ist ja richtig voll hier heute. Besuch aus der Großstadt«, versuchte einer, Aufmerksamkeit zu erlangen.
»Genau«, grinste ein anderer zurück, »und du weißt wieder mal nicht, wo du deine Augen lassen sollst.«
»Ach hör auf, jeder freut sich über solch einen Anblick«, beäugte der nächste unverhohlen die attraktive Frau.
»Lasst sie in Ruhe!«, warnte die Wirtin, »sie hatte keinen guten Tag. Geht wieder an eure Arbeit, na los!«
Die Männer maulten ein bisschen rum, denn eigentlich hatten sie auf exklusive Informationen gehofft, mit denen es ihnen gelingen würde, kurz im Zentrum der Aufmerksamkeit ihrer Kollegen zu stehen. Ein Mord kam in Gardelegen nicht alle Tage vor.
Dann mussten sie sich aber doch der Autorität der Wirtin beugen. »Genug jetzt! Zum Feierabendbier könnt ihr wiederkommen.«
Sie schloss hinter ihnen die Tür und setzte sich zu Laura an den Tisch. »So sind sie eben. Nehmen Sie es nicht übel. Ihr Essen kommt gleich.«
»Ist schon gut. Ich weiß, dass es niemand böse meint. Ich bin nur nicht in bester Stimmung.«
Die Wirtin lächelte verständnisvoll und ging in die Küche. Nach kurzer Zeit kam sie wieder und stellte Laura eine verlockend duftende Rindsroulade mit Rotkohl und mehligen Kartoffeln auf den Tisch. Dann zog sie sich diskret zurück.
Laura war ihr dankbar. Nach dem Essen bestellte sie für sich und die Wirtin Kaffee und merkte, dass sie sich langsam entspannte.
»Na, geht’s wieder besser?«
»Doch, das Essen tat gut, es hat wunderbar geschmeckt. Eigentlich habe ich Urlaub und will noch nach Waldau.«
»Der Bus ist ja nun weg. Wie kommen Sie hin? Mit dem am Nachmittag?«
»Die Kommissarin nimmt mich mit, wenn sie draußen fertig ist. Das wird wohl noch ein Weilchen dauern.«
»Der Mann vom Schalter hat vorhin, als er sich ein Glas Wasser für seine Tabletten holte, gesagt, Sie hätten einen Toten gefunden?«, versuchte die Wirtin zum Thema zu kommen.
»Ja, ich dachte erst, er ist eingeschlafen«, berichtete Laura bereitwillig. »Ich wartete schon auf ihn. Er ist der Chauffeur vom Gut. Er sollte

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