Bluteid - Black Magic Sanction
orientieren.
Ich fühlte mich wie ein Dieb, als ich mit meinen taufeuchten Laufschuhen lautlos auf dem Betonboden landete. Duftende Heuballen ragten um uns auf, und die sanfte, in die Decke eingelassene Beleuchtung im Stall war hell genug, um alles zu erkennen. Jax war verschwunden oder bewegte sich gerade nicht, aber Jenks kam näher und landete auf meiner Schulter, um mir ins Ohr zu flüstern: »Wir haben die Alarmanlage deaktiviert und die Kameras hängen in einer Schleife. Ivy wird sich um die zwei Kerle und den Tierarzt oben kümmern. Sei bereit.«
Ich nickte, als ich das Stoffstück entgegennahm, das Ivy benutzt hatte, um ihre Schuhe zu säubern. Selbstbewusst und ruhig ging sie den Gang entlang und zu der polierten Treppe zu den Wohnbereichen. In jede Stufe waren Lampen eingelassen und das Ganze wirkte viel zu elegant, um in einem Stall zu stehen. Ivy wirkte eher, als würde sie gerade durch eine Bar gehen, um sich einen Drink zu holen, statt drei Männer k. o. zu schlagen, ohne damit einen Alarm
auszulösen. Aber da Jenks bei ihr war, würde es keine Probleme geben.
Ein Pferd schnaubte in unsere Richtung, und nachdem ich Nick den Lappen gegeben hatte, damit er den Bereich des Bodens abwischen konnte, wo wir reingekommen waren, zog ich los, um das Tier zu beruhigen. Ich stellte fest, dass es frei in einer großen Box stand. Das Pferd wollte nicht zu mir kommen, aber zumindest spitzte es die Ohren.
Ohne ersichtlichen Grund stellten sich mir plötzlich die Nackenhaare auf und das Pferd legte die Ohren an. »Wie läuft’s?«, flüsterte Nick, verdammt nochmal direkt hinter mir.
Ich bemühte mich, nicht zusammenzuzucken, aber an seinem Lächeln konnte ich sehen, dass er wusste, dass er mich überrascht hatte. »Ich habe das schon öfter gemacht, Nic-k«, sagte ich angespannt.
Er wollte etwas sagen, aber dann schauten wir beide zur Decke, als ein dumpfer Schlag erklang. Ich verspannte mich, nur um mich sofort wieder zu entspannen, als Jenks mit einer sanften Goldspur hinter sich die Treppe runterflog. »Erinnere mich dran, dass ich Ivy nie wütend mache«, sagte er, als er vor mir schwebte. »Sie hat sie schneller schlafen gelegt, als eine Schnecke scheißt.«
Ivy schlenderte souverän wieder nach unten. Sie zog die Ärmel nach unten und steckte etwas in ihre Gürteltasche. »Wir haben zehn Minuten«, sagte sie, scheinbar laut, weil sie nicht flüsterte. »Sie werden in einer Viertelstunde aufwachen und denken, dass sie eingeschlafen sind. Was sie ja auch sind.« Sie tätschelte ihre Gürteltasche und lächelte, so dass ich ihre Reißzähne sehen konnte. »Ich hätte sie auch länger schlafen lassen können, aber die Security-Leute werden alle halbe Stunde kontaktiert.«
Nick beäugte ihren Gürtel. »Was ist das?«
»Meins«, sagte sie nur und scheuchte Jax zur Seite, bevor der kleinere Pixie etwas wittern konnte.
Nervosität stieg in mir auf wie Nebel aus der Erde. Was auch immer es war, es musste einfach illegal sein. Wir rutschten viel zu leicht in den kriminellen Modus. Spielte es eine Rolle, dass unsere Motive gut waren, wenn die Mittel, die wir einsetzten, böse waren? Oder war die wahre Frage eigentlich: Wollte ich in Alcatraz enden, ohne Eierstöcke und mit einer Lobotomie? Das war Notwehr gegen illegale Verfolgung, und Trent war die Wurzel des Übels. Meine Schuldgefühle konnten einen langen Spaziergang in kurzen Schatten unternehmen.
»Okay. Verteilt euch«, sagte ich. »Wir haben zehn Minuten, um den Eingang zum Tunnel zu finden.«
Sofort hob Jenks mit einem tiefen, deprimierten Flügelbrummen ab. Jax schoss in die andere Richtung davon. Es war offensichtlich, dass Jax versuchte, seinen Vater mit seinen Fähigkeiten als Begleitschutz zu beeindrucken. Doch Jenks schien es nicht zu interessieren, weil er immer noch unter Matalinas Tod litt. Ich hatte nicht mal gewollt, dass er mitkam, aber er brauchte es momentan, dabei und nicht allein in der Kirche zu sein.
Ivy fing am Anfang der Ställe an und Nick folgte Jax ans Ende. Ich folgte Jenks und kontrollierte die gegenüberliegende Reihe Boxen. Irgendwo hier war ein Tunnel, der unter der Straße hindurch in das Kernanwesen führte. Er war auf keinem der Pläne verzeichnet, aber wenn man die öffentlichen Aufzeichnungen ansah, in denen stand, wer für was bezahlt worden war, wurde offensichtlich, dass es einen geben musste. Man schrieb keinen Scheck für die Materialien und Ausrüstung aus, die es brauchte, einen Tunnel zu bauen, nur weil man
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