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Blutengel: Thriller

Blutengel: Thriller

Titel: Blutengel: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Koglin
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gemacht haben. Und Stevens, unser Künstler in den Diensten der Polizei und Lebensgefährte des Vergewaltigungsopfers, sieht rot. Greift aber nicht den Täter an, sondern die wirklich Schuldigen.«
    »Das scheint in den Heimen und manchen anderen Einrichtungen ein regelrechter Sport gewesen zu sein«, sagte Tannen, zog einen Zettel zu sich heran und begann laut zu lesen: »Mit der Drohung, sie komme nicht in den Himmel, wenn sie sich ihm verweigere, soll ein katholischer Pfarrer aus dem Emsland vor 20 Jahren ein damals 14-jähriges Mädchen zwei Mal zum Sex gezwungen haben … Die Zeitungen sind voll davon. Es ist unfassbar.«
    Mangold räusperte sich.
    »Und weil die Taten meist verjährt sind, macht Stevens sich selbst zum Richter. Jeden Tag musste er ja mit ansehen, wie seine Lebensgefährtin Simone Jaspers vor sich hinvegetiert und von den Begegnungen mit ihrem Vergewaltiger fantasiert. Und gleichzeitig hört er im Fernsehen, wie Priester, Pfarrer und sogar Kardinäle mit großem Entschuldigungsgedöns ihren Missbrauch zugeben und trotzdem davonkommen. Nichts mit Unschuld oder Reinheit der verehrten Mutter Maria. Deshalb auch die Marienfarben an den Tatorten und das symbolische Ausziehen der Unterwäsche. Die Frau in München hat in die eigene Tasche gewirtschaftet und die Kinder hungern lassen. Wurde aber nicht belangt, weil die Heimleitung um den guten Ruf des Hauses besorgt war.«
    »Und der alte Mann in Niendorf?«, fragte Kaja Winterstein.
    Tannen sah von seinem Bildschirm hoch und sagte: »War als Hausmeister beschäftigt und gefürchtet für seine brutalen Bestrafungen von Kindern. Auch dieser Mann wurde jahrelang gedeckt. Alles ebenfalls in den von Stevens gelöschten Polizeiakten dokumentiert und auf den Verjährungsstapel gelegt.«
    »Bleibt noch der Zeuge, der ausgerechnet bei dem Mann landet, von dem er eine Beschreibung abgeben soll«, sagte Hensen und stellte zwei Gummibären auf die Dose mit den Büroklammern.
    Mangold nickte: »Ja, darauf hätten wir viel eher reagieren müssen. Wir wussten, dass der Zeuge das Präsidium sehr verwirrt verlassen hat. Das muss man sich mal vorstellen. Der Mann beobachtet einen Verdächtigen, geht zur Polizei und gerät dort ausgerechnet an den Täter. Wahrscheinlich hat er gedacht, er ist verrückt oder hätte eine Halluzination.«
    »Stevens malt im Beisein des Zeugen das Phantombild, das ihm selbst ähnlich ist, und wirft es anschließend weg. Und macht einen Fehler.«
    Mangold blickte auf einen Stapel mit Aktendeckeln und dachte an den Bericht, der sicher einige Zeit in Anspruch nehmen würde.
    »Ja, er macht eine Phantomzeichnung, die dem von ihm verehrten Beuys ähnelt. Er muss sich absolut sicher gefühlt haben, und vielleicht wollte er sich damit auch einen Spaß machen. Wir sind jedenfalls von Sienhaupt mit der Nase darauf gestoßen worden und haben das nicht ernst genommen. Außerdem hat Stevens ja mal gesagt, die Bilder seien abrufbereit in seinem Kopf.«
    Hensen sah hinüber zu Peter Sienhaupt, den das alles nicht mehr zu interessieren schien. Seine Nase war nur wenige Zentimeter von einem Bildschirm entfernt. Es sah aus, als wollte er jeden Augenblick hineinklettern.
    »Er«, sagte Hensen und deutete mit dem Daumen auf den Savant. »Er erklärt das mit den Spiegelneuronen. Genau verstehe ich das nicht, aber das Bild von Stevens’ Ersatzvater Beuys hat sich seiner Meinung nach so in das Hirn eingebrannt, dass er die gleichen biometrischen Merkmale in seine irreführende Phantomzeichnung gepackt hat. Ich glaube, er war begeistert von sich selbst. Aus dem Leitsatz von Beuys: ›Jeder Mensch ist ein Künstler‹, hat er den Satz: ›Jeder Mensch ist ein Kunstwerk‹ entwickelt. Jeder tote Mensch …«
    »Was ist mit den Lateinsprüchen?«, fragte Tannen.
    »Die Lieblingstortur von Carolus. Stevens hat das alles in den Polizeiakten gefunden. Das hat ihn auf die Idee mit den Einritzungen im Oberschenkel gebracht.«
    »Genau, auch das hatte er aus den Akten.«
    »Nicolai geht allerdings nicht auf sein Konto«, sagte Weitz.
    »Nein, das war Carolus. Zumindest hat er den Mord in Auftrag gegeben. Carolus ist hier hereingeschneit und hat uns einen gefälschten Drohbrief überreicht, weil er sicher war, eines der nächsten Opfer zu sein. Er präsentierte uns einen Verdächtigen, der es zwar nicht gewesen sein konnte, aber im Zusammenhang mit Missständen in Heimen stand. Schließlich hat er in der Presse von den Sprüchen gelesen, die ja mal seine Spezialität

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