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Blutengel: Thriller

Blutengel: Thriller

Titel: Blutengel: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Koglin
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Leichnam Karl Wengmanns begann, sich leicht zu drehen.
    Mangold bemerkte, wie Hensen der Bewegung des sich drehenden Körpers folgte, um seine Skizze fertigzustellen. Dann sah er auf das Blut, das in konzentrischen Kreisen auf den Teppich getropft war.
    »Der Gerichtsmediziner hat sich die Aderöffnungen in der Leiste angesehen«, sagte Harder. »Seiner Meinung nach muss das Opfer über Stunden zugesehen haben, wie es mehr und mehr Blut verlor und immer schwächer wurde.«
    Mangold musste den Pathologen fragen, wie lange der Todeskampf von Karl Wengmann gedauert hatte.
    Aber was hatte der Täter während dieser Zeit gemacht?
    Gegenüber der an der Decke befestigten Schaukel stand ein Sessel mit einem eingedrückten Sitzkissen.
    Hatte er sich dort hingesetzt? Gewartet und zugesehen? Wie ein Zuschauer in einem Kinosessel?
    »Was ist mit der Befestigung der Schaukel?«
    Harder sah nach oben.
    »Eine Lampenhalterung ist das nicht. Dübel und Haken sind neu. Also, so krank sich das anhört, ich denke, der Täter hat eine Bohrmaschine mitgebracht und alles nötige Werkzeug und hat in aller Ruhe die Schaukel angebracht. Er muss sich absolut sicher gewesen sein, dass niemand ihn stört. Das war bis ins Kleinste geplant und eiskalt ausgeführt. Wir haben bis jetzt nicht mal Mörtelspuren entdecken können, und ganz sicher werden wir an dem Dübel auch keine Fingerabdrücke finden.«
    »Weiß man etwas über homosexuelle Neigungen des Opfers?«, fragte Tannen.
    Harder schüttelte den Kopf.
    »In der Wohnung deutet nichts darauf hin. Wir werden die Nachbarn befragen, aber ich glaube eher nicht, dass unser Opfer durch Männerbesuche aufgefallen ist. Passt einfach nicht.«
    »Was war er von Beruf?«, fragte Hensen.
    »Irgendein Handwerker.«
    Tannen schoss mit einer kleinen Kamera ein paar Fotos vom Tatort. Der Polizeifotograf sah amüsiert auf die kleine Lumix-Kamera, näherte sich dann mit seinem Objektiv der Wunde am Bein des Opfers und machte eine Serie von Nahaufnahmen. Der Spiegel seiner Kamera klapperte in einem unruhigen Rhythmus.
    »Hat Wirch gesagt, wo genau am Hafen wir ihn treffen?«, fragte Mangold.
    »Da werden Sie sich schon nicht verlaufen«, erwiderte Harder und schob mit seinem Kugelschreiber einen auf der Anrichte liegenden Papierstapel auseinander.
    Nachdem sie sich in den anderen Räumen umgesehen hatten, verließ Mangold zusammen mit Tannen und Hensen die Wohnung.
    Der Niendorfer Hafen war nur zwei Minuten entfernt. Fischkutter schaukelten im Hafenbecken, die bunten Fahnen ihrer Netzbojen hingen schlaff herunter, daneben lagen vielleicht zehn Segel- und Motorjachten. Eine kleine Brücke führte über einen Zufluss zu einem mit Tischen zugestellten Platz.
    Auf der Längsseite eines Holzgebäudes öffnete sich ein langer Tresen, hinter dem Männer in fettbespritzten Schürzen vor einer riesigen Bratfläche standen. Auf einem Schild standen die Preise der fünf verschiedenen Bratfisch-Gerichte. Als Beilage konnte man zwischen Kartoffel- und Specksalat wählen.
    Einer der Männer klapperte mit einer großen Metallzange, während ein anderer Fett aus einem Eimer auf das Blech schaufelte. Warten auf den Ansturm der Touristen.
    Wirch war nirgends zu sehen.
    Der ein paar Meter entfernte Kiosk hatte geöffnet. Mangold bat Tannen, drei Becher Kaffee zu beschaffen, und setzte sich mit Hensen an einen der runden Tische.
    »Wonach sieht es aus?«, sagte er an Hensen gewandt. »Ich meine den Tatort. Was sagt er uns über den Täter, über das Motiv?«
    »Hass. Unglaublicher, grenzenloser Hass. Und der Täter hat ihn ausgelebt, hat regelrecht darin gebadet.«
    »Was noch?«
    Tannen balancierte auf einem Tablett drei Pappbecher mit Kaffee an den Tisch nahe der Kaimauer. Vor ihnen dümpelte eine Motorjacht mit dem Namen »Nadir« im Hafenbecken.
    »Es sieht nach langer Vorbereitung aus«, mutmaßte Tannen. Mangold nickte und sagte: »Mit hoher Wahrscheinlichkeit haben sich Täter und Opfer gekannt. Ich kann, nein, ich will mir nicht vorstellen, dass man das einem Wildfremden antut.«
    An Hensens Gesichtsausdruck erkannte Mangold, dass der nicht einverstanden war.
    »Er muss das Opfer nicht unbedingt gekannt haben. Möglich, dass er den Rentner für etwas ermordet, oder richtiger: genussvoll hingerichtet hat. Etwas, für das eben dieser Mann stand.«
    »Nach einer Rache für fehlerhafte Handwerkerarbeiten sieht es jedenfalls nicht aus«, sagte Mangold.
    »Es sei denn, jemand ist ums Leben gekommen«, wandte Tannen ein. »Die

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