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Blutfeinde: Norwegen Krimi (German Edition)

Blutfeinde: Norwegen Krimi (German Edition)

Titel: Blutfeinde: Norwegen Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Ola Dahl
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Bauch, seine Hand vor ihren Mund gepresst, und betete zu Gott: Der Wagen muss ganz reinfahren, bis hierher! Bitte, lass ihn bis hierher fahren!
    Er veränderte den Griff. Sie konnte ihre Hand bewegen.
    Der Wagen hielt. Der Motor verstummte. Sie erbrach sich vor Sauerstoffmangel. Ihr wurde schwarz vor Augen. Eine Wagentür wurde geöffnet. Das Geräusch von Schritten. Die Wagentür wurde zugeschlagen. Das Geräusch von Schritten auf dem Beton. Sie versuchte, ihm in die Hand zu beißen. Er drückte nur noch fester zu. Es knallte, als ihr Kopf den Boden traf. Für eine Sekunde war sie weg. Er bringt mich um! Aber um ihren Kopf auf den Boden zu schlagen, brauchte er beide Hände. Jetzt waren ihre Hände frei. Sie tastete. Er schlug ihren Kopf noch einmal auf den Beton. Dann spürte sie Stahl unter den Fingern. Ihr Blick vernebelte sich wieder. Sie hatte keine Ahnung, wo die Kraft herkam. Aber sie kam. Mit einem Ruck riss sie den Arm und den Kuhfuß hoch und warf ihn nach vorn.
    Sie traf.
    Sie sog Luft in ihre Lungen. Rappelte sich auf alle viere hoch, als er von ihr herunterrollte. Sie kniete sich hin, den Kuhfuß in den Händen. Hob ihn hoch und schlug zu. Hob ihn wieder hoch und schlug noch einmal zu.
    Dann ließ sie den Kuhfuß zu Boden fallen und krabbelte rückwärts, weg von dem Blut, das auf den Beton sickerte.

48
     
    Zwei Menschen saßen im Aufenthaltsraum des Präsidiums. Gunnarstranda schaute abwesend in die Luft, die Hände um einen dampfenden Plastikbecher gefaltet. Lena Stigersand, am anderen Ende des langen Tisches, hatte sich in einen Ferienkatalog vertieft. Das Einzige, was die Stille störte, war das Rascheln, wenn sie umblätterte.
    Lena Stigersand sah vom Katalog auf.
    Gunnarstranda nippte am Kaffee.
    Lena Stigersand räusperte sich. »Findest du nicht, dass es hier etwas sauer riecht?«
    Gunnarstranda antwortete nicht.
    Lena Stigersand schnüffelte. »Es riecht wie …«
    Gunnarstranda sah sie an. »Abfall«, vollendete er ihren Satz.
    »Ja. Riechst du es auch?«
    »Nein.«
    Gunnarstranda stellte den Becher auf den Tisch und faltete die Hände.
    Lena Stigersand räusperte sich wieder.
    »Du hast also noch keinen Urlaub gehabt?«, fragte er höflich.
    »Erst in einer Woche. Aber ich habe Flugangst. Hast du Flugangst?«
    »Flugangst hat damit zu tun, ob man bereit ist zu sterben oder nicht.«
    Sie sah ihn ein paar Sekunden lang an und blätterte dann um.
    »Wenn ich gerade an einem Fall arbeite, dann kommt es vor, dass ich ein bisschen Flugangst habe«, fügte er hinzu.
    Sie sah wieder von ihrem Katalog auf.
    »Wo wir gerade von Urlaub sprechen. Weißt du, ob Ivar Killi jemals in der Karibik Urlaub gemacht hat, also auf den Bahamas oder den Bermudas oder so?«
    Sie dachte eine Weile nach, bevor sie antwortete: »Keine Ahnung.«
    Gunnarstranda konzentrierte sich wieder auf seinen Kaffeebecher.
    »Aber ich weiß, dass Petter Bull da war.«
    »Bull? Wann?«
    »Dieses Jahr. Im Frühling irgendwann. Er wurde sogar deswegen gemobbt.«
    »Gemobbt?«
    Sie lächelte. »Na also, weißt du, die Bermudas – das ist doch fast, wie wenn man in die Arabischen Emirate fährt. Was macht ein alleinstehender Bulle auf den Bermudas, und so weiter. Warum fragst du?«
    »Vergiss es«, sagte Gunnarstranda abwesend.
    Sie lächelte schief. »Man hat zu seinem alten Ich zurückgefunden?«
    Er antwortete nicht.
    Lena Stigersand fragte: »Bist du schon lange da?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Wunderst du dich, dass sonst niemand hier ist?«
    Er sah sich um. Zuckte mit den Schultern.
    »Petter Bull liegt im Koma«, sagte sie. »In Ullevål. Hat ein Brecheisen auf den Schädel bekommen, als er versucht hat, eine Zeugin abzumurksen – nachdem er vorher bei ihr eingebrochen ist.«
    Gunnarstranda blinzelte erst einmal, dann noch einmal. »Welche Zeugin?«, fragte er unruhig.
    »Maria Hoff, die Psychologin von Anwalt Welhaven.«
    »Unser kleiner Pfadfinderjunge«, murmelte Gunnarstranda resigniert, »liegt im Koma, nachdem er versucht hat, eine Zeugin abzumurksen.« Er schüttelte langsam den Kopf. »Drück die Daumen, lass uns hoffen, dass sein Gehirn und sein Mundwerk noch funktionieren, wenn er wieder aufwacht.«
    Eine Tür im Flur ging auf. Sie hörten klappernde Absätze. Vibeke Starum stand in der Tür. Sie schnüffelte. »Was riecht denn hier so?«
    »Keine Ahnung«, sagte Lena Stigersand.
    Gunnarstranda stand auf. Er öffnete die Aktentasche, die an seinem Stuhl lehnte, nahm einen Laptop heraus, der in durchsichtiges Plastik

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