Blutfeinde: Norwegen Krimi (German Edition)
und stellte sich wie ein Schauspieler in Pose, als er sprach: »Was wollen Sie wissen?«
»Darak war schon ein halbes Jahr lang flüchtig gewesen, als er bei der Razzia festgenommen wurde.«
»Ja, daran erinnern Sie sich sicher, ein Fall von Kidnapping, der vor ein paar Jahren großes Aufsehen erregt hat. Als die Polizei zuschlug, fand sie zwei Männer, die jeder in einer Zelle im Keller einer Autowerkstatt angekettet waren. Sie hatten Brandmale und Verletzungen, die von Folter herrührten. Sie gehörten einer rivalisierenden Bande an. Alle, die sich im Haus befanden, wurden verhaftet, und einer von ihnen war Darak Fares, der damals schon seit mehreren Monaten gesucht wurde.«
»Und wurde er in dem Kidnappingprozess nicht verurteilt?«
»Allerdings nicht. Das Aufsehenerregendste war, dass ihm die Ausbildungsleiter, als er zur Fachprüfung antreten sollte, die Zeit, die er flüchtig gewesen war, als Lehrzeit anerkannten. Aber Sie wundern sich wahrscheinlich, genau wie ich, auch schon lange über nichts mehr, oder?«
»Was für Strafen bekamen die anderen?«
»Das Ganze war ein typischer Bandenkrieg. Ein paar von den Typen wurden wegen Freiheitsberaubung verurteilt. Aber niemand wegen der Misshandlungen. Die beiden Opfer hielten völlig dicht. Sie wissen, wie das in diesen Milieus mit der Blutrache ist. Man sollte nicht ausschließen, dass der Mord an Darak Fares mit diesen Ritualen zu tun hat.«
»Wie ist er damals aus dem Gefängnis ausgebrochen? Ist er einfach nach einem Ausgangstag nicht wiedergekommen?«
Fristad zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Ich bin fertig mit Darak Fares. Er ist tot. Es gibt lange Schlangen von äußerst lebendigen Arschlöchern, die auf meine Anklage warten. Sie entschuldigen mich.« Damit drängte Fristad an Gunnarstranda vorbei und verschwand.
Gunnarstranda nahm die Kopien mit und ging in sein Büro. Er blätterte den Papierstapel durch und überlegte, wo er gelesen hatte, aus welchem Gefängnis Fares damals ausgebrochen war.
50
Frank Frølich wollte gerade gehen, um sich etwas zu essen zu kaufen, als er Gunnarstranda vor dem Fahrstuhl traf. Er wollte nicht, dass der kleine Giftzwerg ihm zuvorkam, und sagte deshalb: »Karthago ist gefallen.«
»Erzähl.«
»Es hat gedauert. Aber jetzt weiß ich alles, was man über die Finanztransaktionen schlampiger Anwälte wissen muss. Ich habe Welhavens Aufträge in Gruppen unterteilt. Gewöhnliche, etwas merkwürdige und völlig verrückte. Der verrückteste war vor ungefähr einem Jahr der Verkauf einiger Ferienwohnungen in Thailand, den Welhaven als Makler betreut hat.«
Gunnarstranda drückte ungeduldig auf den Fahrstuhlknopf. »Na und? Anwälte tun alles Mögliche.«
Frølich wurde wütend. »Was willst du denn damit sagen? Ich habe mir die Mühe gemacht, jeden kleinsten Posten auf dem Konto dieses Mannes zu checken – ein Scheißjob hoch drei. Es hat Stunden gedauert. Geld rein, Geld raus, Konkurse, Gehälter, alles im rhythmischen Walzertakt, ein Konkurs hier, ein Schadenersatz da, und dann taucht plötzlich ein riesiger Millionenbetrag auf, für einen Maklerjob bei einem Immobilienverkauf in Thailand. Den ganzen Scheiß noch einmal durchgehen. Um rauszufinden, dass Welhaven in Norwegen nie als Immobilienmakler tätig war. Auch nachher nie wieder. Eine einzige Transaktion. Diese Gesellschaft, Nona Investments Ltd. , die für Welhaven wie vom Himmel fällt, sodass er den Verkauf von thailändischen Ferienwohnungen an reiche Norweger vermitteln kann. Ziemlich verrückt, wenn du mich fragst.«
»Welhaven hat doch mit Aktien spekuliert, warum sollte er nicht auch mit Immobilien handeln?«
»Hallo? Thailand! Und nur ein einziges Mal. Und wo ist Nona Investments Ltd. danach abgeblieben? Waren sie mit seinem Ergebnis unzufrieden? Oder sind sie Konkurs gegangen?«
»Netzwerke«, sagte Gunnarstranda.
»Netzwerke?«
Gunnarstranda nickte. »Welhaven hatte Kontakte. Thailand ist ein populärer Ferienort, ein Paradies für manche Norweger. Da werden wie verrückt Ferienwohnungen gebaut nach dem Tsunami. Welhaven hatte wahrscheinlich einen Kumpel, der in der Branche tätig war. Dieser Typ brauchte jemanden, der den Verkauf der Wohnungen für ihn organisierte, und Welhaven bekam den Auftrag.«
»Das glaube ich nicht. Welhaven ist, wenn man seiner Tochter glauben darf, in seinem ganzen Leben nur zweimal in Thailand gewesen. Einmal im Urlaub und ein anderes Mal, als er die Wohnungen inspiziert hat, die er verkaufen sollte. Diese
Weitere Kostenlose Bücher