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Blutfeinde: Norwegen Krimi (German Edition)

Blutfeinde: Norwegen Krimi (German Edition)

Titel: Blutfeinde: Norwegen Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Ola Dahl
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der Bank Informationen haben wollen, müssten wir schon mit dem Verdacht auf terroristische Aktivitäten argumentieren, und das dürfte für Ihren Anwalt wohl kaum zutreffen.«
    »Könnte Welhaven selbst der Kontoinhaber sein?«
    »Das bezweifle ich. Warum sollte er sein Erspartes auf die Bermudas schaffen? Um die Vermögenssteuer zu umgehen? Der Typ hätte das Zehnfache damit verdient, wenn er hier zu Hause das Geld in irgendeinen beliebigen Aktienfonds eingezahlt hätte. Und nach dem, was Sie vorhin gesagt haben, hat er ja schon vorher mit Ölförderaktien gehandelt. Das lässt darauf schließen, dass er in Anlagedingen nicht ganz unbeleckt war. Außerdem hätte es über kurz oder lang Ärger beim Transfer gegeben. Wenn jemand von einem norwegischen Konto so viel Geld abhebt, sind die Banken verpflichtet, es zu melden. Und das muss er gewusst haben, er war schließlich Anwalt. Die ganze Transaktion wirkt ziemlich merkwürdig.«
    »Könnten Sie mich mal eben aufklären.«
    »Wenn Leute ein Vermögen in ein Steuerparadies schaffen wollen, dann tun sie das gern auf zweierlei Art: Entweder richten sie ein Bankkonto ein und schaffen das Geld direkt dorthin, ohne über eine norwegische Bank zu gehen. Oder sie fahren selbst in das Steuerparadies und schmuggeln schwarzes Geld ins Land. Ihr Anwalt hier überweist das Geld vollkommen offen, und zwar hohe Beträge. Früher oder später wird er gezwungen sein , sich zu diesen Beträgen zu äußern.«
    »Dieser nicht, nein.«
    »Wieso nicht?«
    »Weil er tot ist«, sagte Gunnarstranda.
    Nun hatte der Kollege etwas, worüber er nachdenken konnte. Gunnarstranda beendete das Gespräch und blieb Däumchen drehend sitzen. Es musste irgendeine Logik hinter dem Ganzen geben. Es gibt zwei Möglichkeiten , dachte er: Entweder ist Welhaven selbst der Kontoinhaber auf den Bermudas, oder es ist jemand anders . Die erste Alternative war dem Experten zufolge also sinnlos. Aber warum sollte Welhaven einem anderen so hohe Summen überweisen, und warum ausgerechnet kurz bevor er sich umbrachte? Hatte er etwas gekauft? Die Antwort lautete nein. Hatte er möglicherweise Schulden? Die Antwort war ja. Und er musste diese Schulden schnell bezahlen. Deshalb hatte er Edvard Røyse um seinen Anteil an der Provision geprellt und das Geld aus dem Safe in dem Lokal gestohlen. Er brauchte einen bestimmten Betrag, und er brauchte ihn schnell. Aber warum hatte er Schulden? Und warum brachte er sich selbst in eine Lage, in der er den norwegischen Behörden früher oder später über seine Transaktionen Rede und Antwort stehen musste? Es gab zwei mögliche Antworten: Entweder war die Transaktion völlig legal und hatte eine natürliche Erklärung, oder sie war von der lichtscheuen Sorte. Gunnarstranda bastelte an einer Antwort herum. Die Transaktion war also offenbar von der lichtscheuen Sorte. Die Bank auf den Bermudas würde niemals preisgeben, wer der Kontoinhaber war. Die logischste Erklärung dafür, dass eine Bank auf den Bermudas benutzt wurde, war, dass Welhaven gar nicht wusste, wer der Kontoinhaber war. Eins war ganz klar: Wer die Antwort nicht weiß, kann auch keine Antwort geben. Gunnarstranda lächelte. Er hatte das Rätsel gelöst.
    Nachdem er einige Minuten abwesend an die Wand gestarrt hatte, beschlich ihn das Gefühl, dass er nicht allein war. Er drehte sich um.
    Frank Frølich stand in der Tür. »Jetzt bist du wohl zufrieden«, sagte Frølich jovial, »wo die Fotos von dem Mädchen aufgetaucht sind? Aber du brauchst keinen Diener zu machen und dich nicht zu bedanken. Ich habe sie ganz zufällig gefunden.«
    »Es sieht nicht so aus, als hätte es viel geholfen. Keiner hat mich gebeten, zur Ermittlungstruppe zurückzukehren«, sagte Gunnarstranda. »Wahrscheinlich müssen wir beide es noch eine Weile miteinander aushalten.«
    Sie schauten sich an. Das war ein Punkt, über den keiner von ihnen sprechen wollte. Frølich wollte seine Arbeit machen, ohne dass Gunnarstranda sich einmischte. Und Gunnarstranda hatte keine Lust, hinter Frølich herzutrotten.
    »Ich werde ein gutes Wort für dich einlegen«, sagte Frølich auf dem Weg hinaus.
    »Ich war auf der Beerdigung«, sagte Gunnarstranda.
    Frølich drehte sich um.
    »Habe mit der Tochter gesprochen.«
    »Welcher Tochter?«
    »Fride Welhaven.«
    Frølich stand in der Tür, ohne etwas zu sagen.
    »Welhaven hat kurz vor seinem Verschwinden große Geldsummen von seinem privaten Konto auf ein Konto auf den Bermudas überwiesen«, sagte Gunnarstranda.

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