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Blutfeinde: Norwegen Krimi (German Edition)

Blutfeinde: Norwegen Krimi (German Edition)

Titel: Blutfeinde: Norwegen Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Ola Dahl
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Frage gestellt. Er räusperte sich und zeichnete dem Zigarettenfilter Augen und Mund.
    Robsam ergriff wieder das Wort. »Ich verlange eine solche Anklageschrift«, sagte er mit seiner leisen, aber eindringlichen Stimme.
    Rindal nickte und spitzte den Mund zu einer Grimasse, die tiefsinnige Nachdenklichkeit ausdrücken sollte.
    »Wenn nicht augenblicklich Anklage gegen meinen Klienten erhoben wird, verlange ich, dass Sie ihn auf der Stelle vom Dienst suspendieren.« Robsam verlieh seiner Forderung Nachdruck, indem er mit dem Zeigefinger fest auf die Schreibtischplatte klopfte.
    Rindal zeichnete der Zigarette zwei dünne Arme und sah wieder auf. Betrachtete den Anwalt mit einem traurigen Blick. Er machte ein paar Schmatzlaute, um zu signalisieren, dass er sich die Worte des Anwalts zu Gemüte führte, statt sich auf eine erregte Diskussion einzulassen. Der Trick wirkte. Robsam ergriff wieder das Wort:
    »Sie glauben, Sie haben einen Fall, Rindal. Aber das Ganze hängt an einem seidenen Faden. Das Fundament Ihres Kartenhauses ist doch, dass jemand sich Zugang zu Bulls privatem Speicher auf dem Computerserver verschafft hat. Im schlimmsten Fall kann das als Überwachung von Angestellten bezeichnet werden. Wo ist die Rechtsgrundlage dafür?«
    Wieder Schweigen. Rindal zeichnete ganz unten an der Zigarette ein Paar Schuhe mit Schnürsenkeln. Er zeichnete fragende Augenbrauen, um der Zigarette einen etwas verblüfften Ausdruck zu geben. Dann nickte er zufrieden. Die Ähnlichkeit war unverkennbar. Er blickte zu Robsam auf und bemerkte, dass der Anwalt schweigend dasaß und auf eine Reaktion wartete.
    Rindal legte den Kugelschreiber weg. Er spürte keine Bauchschmerzen. Er fühlte noch einmal nach. Überhaupt keine Bauchschmerzen. Seine Strategie hatte Erfolg gehabt. Eine euphorische Freude durchströmte ihn. »Robsam«, sagte er ernst, aber gleichzeitig außerstande, ein schwaches Lächeln im Mundwinkel zu verbergen. »Rechtsgrundlage? Überwachung? Petter hat beschlagnahmtes Material in einem Mordfall unterschlagen. Das beschlagnahmte Material kam ausschließlich durch eine von oben angeordnete interne Kontrolle wieder zum Vorschein – ganz einfach gute polizeiliche Arbeit. Nach dem beschlagnahmten Material wurde intern gefahndet. Ein Mann wurde zu Unrecht versetzt, als das Material verschwand. Petter Bull hat das die ganze Zeit gewusst. Ich bin Abteilungsleiter und trage die Verantwortung sowohl für die Anklageerhebung als auch in der Personalfrage. Ich brauche für nichts eine Rechtsgrundlage!«
    Der Anwalt starrte Rindal schockiert an. »Mein Klient Petter Bull und Ivar Killi waren gute Freunde.«
    Rindal betrachtete den Anwalt sichtlich verwirrt. »Ja und?«
    »Das ist doch einleuchtend. Killi hatte Zugang zu Bulls Benutzerkonto auf dem Datenserver. Selbstverständlich hat Killi ohne Petter Bulls Wissen die Fotos dort abgespeichert. Mein Klient hat von den Bildern nichts gewusst. Er ist genauso überrascht wie alle anderen, dass sie unter seinem Benutzerkonto gefunden wurden.«
    Rindal hatte wieder nach dem Kugelschreiber gegriffen. Er zeichnete eine Zigarette in die Hand der Zigarette. Als er jetzt den Mund öffnete, wog jedes einzelne Wort schwer: »Petters Version ist also, dass Killi die Fotos, die unter seinem Benutzerkonto gefunden wurden, selbst dort abgespeichert hat? Nun verstehe ich zwar nicht besonders viel von Computern, aber wir haben Leute im Haus, die das tun. Und da zeigt sich, dass diese modernen Dinger die Zeit registrieren. Der Computer hat ein Datum und eine Uhrzeit gespeichert, Robsam. Als die Bilder auf dem Computer gespeichert wurden, lag Ivar Killi mit offenem Bauch in der Gerichtsmedizin. Er war tot. Er kann keine Fotos mehr gespeichert haben.« Rindal sah den Anwalt mit einem traurigen Blick an. »Sorry.«
    Robsam atmete hörbar durch, um zu signalisieren, wie tief Rindal mit dieser Wortwahl in seiner Achtung sank. Dann sagte er mit der gleichen leisen und zischenden Stimme. »Nun gut, nichtsdestoweniger verlange ich, die Anklageschrift gegen Petter Bull zu sehen. Wenn Killi sie nicht dort gespeichert haben kann, ist der Fall klar. Sie sind ihm untergeschoben worden. Petter Bull ist das Opfer einer Verschwörung.«
    Rindal betrachtete ihn argwöhnisch. »Wer zum Teufel, Entschuldigung, ich meine, wer im Polizeibezirk Oslo sollte sich mit Petter Bulls geheimem Passwort auf seiner Benutzerebene eingeloggt und ausgerechnet da die Fotos abgespeichert haben?«
    »Offensichtlich kennen noch mehr

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