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Blutfeinde: Norwegen Krimi (German Edition)

Blutfeinde: Norwegen Krimi (German Edition)

Titel: Blutfeinde: Norwegen Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Ola Dahl
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meisten Leute hatten keine eigene Meinung mehr. Die meisten Leute lasen, was sie über Fisch denken sollten, in irgendeinem Kochbuch von irgendeinem Ausländer. Es ging alles den Bach runter.
    Danach ging Gunnarstranda zwischen den Autos hindurch zu einem der Marktstände, wo ein junges Mädchen in schwarzen Kleidern mit einem Piercing in der Unterlippe Gemüse verkaufte. Er kaufte Knoblauch, eine kleine Tüte Frühkartoffeln, einen kräftigen Lauch, einen Broccoli, ein Bund Möhren und ein paar Zuckererbsen, die im Angebot waren.
    Alles fand Platz in seinem Einkaufsnetz.
    Zu Hause in der Bergensgata kochte er zuerst ein paar Eier hart, dünstete dann das Gemüse in der Pfanne, während die Kartoffeln im Topf daneben blubberten. Den Fisch ließ er ziehen, während er ein paar Knoblauchzehen klein hackte und den Bacon knusprig briet.
    Johnny Mercer sang Moon River, als Tove die Tür aufschloss. Sie war beim Weinmonopol gewesen und zog lächelnd die Flasche aus der blauen Tüte. »Barolo. Heute ist Zahltag.«
    Sie fummelte an der Anlage herum, während er das Gemüse und den Fisch auf den Tellern anrichtete und Knoblauch, geschmolzene Butter mit Ei und Bacon darüber verteilte.
    »Ich dachte, du hättest nur die Version von Sinatra«, sagte Tove und drehte sich mit der CD -Hülle in der Hand herum.
    »Wenn man so alt ist wie ich, dann erneuert man sich schließlich irgendwann, ohne sich zu erneuern.« Gunnarstranda rückte die Stühle zurecht.
    »Und du ermittelst wieder in dem Mordfall?«
    »Vorläufig nicht.«
    »Cut the crap, copper.«
    »Das gewöhnliche Klagelied. Keiner mag mich, und alle wollen mir was Böses.«
    Sie grinste.
    Er grinste zurück.
    »Dass ich aus deinem Mund noch einmal ein solches Eingeständnis zu hören bekomme! Glaubst du, dass sie dich wieder dazuholen?«
    »Bitte, guten Appetit.«
    »Nun sag schon«, bat sie ungeduldig.
    Er trank einen Schluck Wein. Faltete die Hände und dachte nach. Schließlich griff er nach Messer und Gabel und sagte: »Kann mir eigentlich nichts anderes vorstellen.«
    Sie lächelte schief. »Am I right – or am I right?«
    Sie wechselten einen Blick und stießen an.
    Er sagte: »Lass uns über etwas anderes reden.«
    »Nicht sofort. Weißt du, dieser rettende Engel hier hat nämlich einen Beitrag zu deiner Arbeit.«
    »Du?«
    Sie nickte.
    »Wieso?«
    »Ich bin endlich darauf gekommen, woher ich den Namen kenne.«
    »Welchen Namen?«
    »Ivar Killi.«
    Er legte Messer und Gabel auf dem Teller ab.
    »Erinnerst du dich, dass ich einen Nachruf in Aftenposten veröffentlicht habe, als Elise gestorben war?«
    Gunnarstranda nickte. Elise war eine Jugendfreundin von Tove, die in der Weihnachtszeit vor einem halben Jahr an einem Herzinfarkt gestorben war.
    »Vielleicht erinnerst du dich auch daran, dass ich die Zeitungsseite aufgehoben habe?«
    Er erinnerte sich nicht, nickte aber trotzdem.
    »Sie hat bei mir auf der Arbeit in der Schreibtischschublade gelegen. Ich habe sie gefunden und gedacht, ich sollte sie mal mit nach Hause nehmen, und da musste ich ja ein bisschen in Erinnerungen schwelgen und lesen, was ich geschrieben hatte, und – ja, und dann sah ich, dass an dem Tag im Januar drei Nachrufe in der Zeitung standen. Der eine war von Ivar Killi.«
    Gunnarstranda genehmigte sich einen weiteren Schluck Wein.
    »Willst du ihn vielleicht lesen?«
    Er nickte wieder.
    Sie sagte: »Dann bin ich fertig. Wir können über etwas anderes reden.«
    Er hob resigniert die Arme. »Wenn man den Job, das Wetter, die neusten Schlagzeilen und das Fernsehprogramm vom letzten Freitag weglässt – was gibt es dann noch, worüber zwei erwachsene Menschen sprechen können?«
    »Zum Beispiel frühere Ehepartner.«
    Er schüttelte den Kopf. »Tabu.«
    »Deine ja, aber meiner nicht. Ich kann dir vom letzten Einfall meines lieben Exmannes berichten: das Projekt Geisterkleider. Er und ich haben heute fast eine ganze Stunde darüber diskutiert. Torsteins Ausgangshypothese ist nämlich, dass Gespenster – Leute, die spuken – das aufgrund einer Lebensenergie tun, die niemals stirbt und so weiter, also dass es die Seele oder die Energie der Leute ist, die keine Ruhe findet. Nun fragt sich Torstein, wie es sich mit den Kleidern der Seele verhält. Kleider, sagte er, sind ja tote Objekte, seelenlos. Alle, die meinen, ein Gespenst gesehen zu haben, haben es ja mit Kleidern gesehen. Eine schwarz gekleidete Frau, ein Mönch in einer Kutte und so weiter. Torstein fragt sich nun, was der Kleiderkode ist.

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