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Blutfeinde: Norwegen Krimi (German Edition)

Blutfeinde: Norwegen Krimi (German Edition)

Titel: Blutfeinde: Norwegen Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Ola Dahl
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Warum werden Gespenster niemals im Bikini oder in Herrenunterhosen beobachtet? Warum sieht man Gespenster niemals nackt? Wenn Gespenster Kleider tragen, müssten es dann nicht die Kleider sein, die sie in dem Moment trugen, als sie eingeschlafen sind? Aber laufen Gespenster in Pyjamas herum? Nein. Es sind Männer in Loden, feine Damen in französischem Chiffon und Mönche in langen Kutten. Er nimmt das Ganze unheimlich ernst.«
    »Gespenster in Pyjamas«, murmelte Gunnarstranda. »Und er war nüchtern?«
    Sie grinste. »Das habe ich nicht behauptet.«
    Sie stießen wieder an.
    »Weißt du was?«, fragte sie.
    »Nein.«
    »Deine Anlage ist stumm.« Sie stand auf und ging hinüber.
    »Spiel Nummer vierzehn«, sagte Gunnarstranda und leerte sein Glas.
    »Wie ist der Titel?«
    »It’s great to be alive«, sagte Gunnarstranda und setzte sein Glas ab.

40
     
    Als Frank Frølich aufwachte, zeigte die Uhr auf seinem Nachttisch kurz nach drei Uhr nachts. Es war das Telefon. Er blieb liegen und betrachtete den Telefonanschluss, während das Telefon weiterklingelte. Wenn er den Anschluss herauszog, musste er aufstehen, und wenn er aufstand, würde er noch wacher. Und hinterher daliegen und sich fragen, wer wohl angerufen hatte. Und dann würde er nicht wieder einschlafen können. Aber das war egal. Er war sowieso schon viel zu wach, auch wenn es jetzt zu klingeln aufhörte. Also streckte er den Arm aus und nahm den Hörer ab.
    »Ist da bei Frølich?«
    »Ja.«
    »Hier ist die Bar vom Summit , sie müssen kommen und Ihre –«
    »Sie ist nicht meine Frau.«
    Es wurde still. Frølich drehte sich langsam auf den Rücken.
    »Woher wissen Sie das, bevor ich Ihnen gesagt habe, wie sie heißt und wie sie aussieht?«
    »Weil ich nicht verheiratet bin.«
    Es waren zwanzig Minuten vergangen, als Frølich Gunnarstranda anrief.
    Es klingelte drei Mal, bevor der Hörer mit einem scheppernden Laut abgenommen wurde. Die Stimme am anderen Ende war heiser und schläfrig: »Bitte … fassen Sie sich kurz.«
    »Was glaubst du, wie ich das hier genieße«, sagte Frølich grinsend. Er räkelte sich im Bett. »Ich rufe mitten in der Nacht einen Untergebenen an. Kommt dir die Situation irgendwie bekannt vor?«
    »Was willst du?«
    »Das Büro für Vermisstenfälle braucht einen Mann, der sich um eine verzweifelte Frau kümmert, die gerade im SAS -Hotel aufgegriffen wurde. Sie hat in der Bar eine Menge Ärger gemacht und ist reif für die Ausnüchterungszelle. Aber da sie Fride Welhaven heißt und sich in der uns bekannten Lebenssituation befindet, ist diese Zelle möglicherweise nicht die richtige Lösung. Außerdem ist es so, dass sie sich weigert, mit irgendeinem anderen Menschen als einem kleinen Bullen mit Halbglatze und Brille zu sprechen. Soll ich die Wache anrufen und sagen, dass du kommst, oder rufst du selber an?«
    Die Tür des Untersuchungsgefängnisses schlug mit einem Knall zu. Gunnarstranda nickte den drei Frauen am Empfang zu. »So früh auf den Beinen, Gunnarstranda?«
    »Viertel vor fünf? Ist das früh? Ich dachte, alle gesunden Menschen fangen um vier Uhr mit fünfzig Kniebeugen an.«
    »Schaff dir eine Frau an, Gunnarstranda, dann kannst du den Morgen besser darauf verwenden, dein Hüftgelenk zu beugen.«
    Ihr Lachen verfolgte ihn, durch die Schleuse und weiter bis zu den Zellentüren.
    Vor der letzten Tür stand ein Paar Schuhe mit hohen Absätzen. Er blieb stehen und sah durch den venezianischen Spiegel. Fride Welhaven saß in einem kurzen Rock, mit aufgerissener Bluse an die Wand gelehnt auf dem Fußboden, das Gesicht zwischen den Knien vergraben. Er öffnete die Zellentür. Es roch nach Erbrochenem und Alkohol. Sie hob den Kopf, blieb aber sitzen. Verknautschtes Gesicht, verschmierte Schminke.
    Sie sahen sich lange an. Schließlich fragte sie: »Muss ich hier sein?«
    »Das kommt darauf an.«
    Ihr Kopf sank wieder zwischen die Knie.
    »Mögen Sie mir erzählen, was passiert ist?«, fragte er.
    Die Statoil-Tankstelle in Grønland hatte geöffnet. Gunnarstranda hielt vor dem Eingang und stieg aus. »Warten Sie hier.«
    Er kaufte einen doppelten Espresso für sich und ein Stück Pizza für sie. Außerdem packte er noch zwei halbe Flaschen Cola ein.
    Sie war eingeschlafen, als er sich wieder in den Wagen hievte.
    Als er ihr auf die Schulter schlug, zuckte sie zusammen.
    »Hier, essen Sie!«
    Sie nahm einen Bissen, kaute. Biss noch einmal ab. Ließ die Hand mit der Pizza in den Schoß sinken. »Eigentlich habe ich nur einen

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